Hannovers Oberbürgermeister zum SPD-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2013 gekürt

Hannover. Die Niedersachsen-SPD setzt bei der Landtagswahl am 20. Januar 2013 auf Hannovers Oberbürgermeister (OB) Stephan Weil als Spitzenkandidaten. Bei der Urwahl durch die Mitglieder hat der 52-Jährige gestern Abend nach Auszählung in den neun Zählstellen 53,3 Prozent der Stimmen erhalten. Sein Konkurrent, der 44 Jahre alte Landesvorsitzende Olaf Lies, kam auf 46,1 Prozent.

Insgesamt waren fast 65 000 SPD-Mitglieder wahlberechtigt, sie konnten in mehr als 560 Ortsvereinen ihre Stimme abgeben, Briefwahl war nicht möglich, die Wahlbeteiligung lag bei etwa 40 Prozent. Weil wird gegen den christdemokratischen Ministerpräsidenten David McAllister mit dem erklärten Ziel antreten, die schwarz-gelbe Landesregierung nach zehn Jahren abzulösen.

In einer NDR-Umfrage im Sommer hatten SPD und Grüne in Niedersachsen erstmals einen deutlichen Vorsprung vor CDU und FDP erreicht. Bei der Kommunalwahl im September konnte die CDU dann trotz deutlicher Verluste ihre Position als stärkste Kommunalpartei verteidigen, aber in der Addition lagen SPD und Grüne bei mehr als 50 Prozent. CDU und FDP kamen nur auf 40 Prozent.

Es geht für die SPD jetzt vor allem darum, ihren Kandidaten bekannt zu machen. Amtsinhaber McAllister hat nach nur anderthalb Jahren im Amt hervorragende Bekanntheits- und Kompetenzwerte erreicht. Dagegen kennt außerhalb der Region Hannover kaum jemand Stephan Weil. Zudem hat er im Wahlkampf ein Handicap, das er auch offen einräumt: "Ich bin erst einmal Oberbürgermeister von Hannover." Für den Fall einer Niederlage hatte Lies angekündigt, auch als Landesvorsitzender zurückzutreten. Auch für dieses Amt will Weil dann im Frühsommer auf einem Parteitag kandidieren.

Dass die CDU den hannoverschen Oberbürgermeister als Gegner ernst nimmt, hat sie schon gezeigt: Die Kreispartei Hannover hat unmittelbar nach Weils Ankündigung seiner Kandidatur eine Seite ins Internet gestellt, auf der sie alles zusammengetragen hat, was der OB aus ihrer Sicht seit Amtsantritt falsch gemacht hat. Weil steht seit 2006 an der Spitze der Landeshauptstadt, wurde damals im ersten Wahlgang direkt gewählt. Er ist Jurist, verheiratet und Vater eines erwachsenen Sohnes. Weils persönlicher Kontakt zu seinem neuen Kontrahenten McAllister gilt als entspannt. Ehe er seine Kandidatur bekannt gab, informierte er den Regierungschef, es gibt laut Weil regelmäßige Kontakte per Telefon und SMS.

Auf sieben Regionalkonferenzen hatten sich Weil und Lies der Basis präsentiert. Dabei setzten beide Kandidaten den Schwerpunkt eindeutig in der Bildungspolitik. Mit Spannung wird erwartet, ob der Sieger des parteiinternen Wettbewerbs jetzt auch mit breiter Unterstützung des SPD-Bezirks Weser-Ems rechnen kann, aus dem Lies kommt. Lies erzielte seine besten Ergebnisse im Norden des Landes, er stammt aus dem Kreis Friesland. Weil dagegen lag in der Mitte und dem Süden des Landes mit der deutlich größeren Zahl an SPD-Mitgliedern vorn.