Zu Weihnachten sind frische Tannen aus der Region gefragt. Hier gibt's Tipps, wo man sie in der Nähe von Hamburg auch selber schlagen kann.

Hohen Wieschendorf. Das milde Küstenklima tut dem Weihnachtsbaum gut: Behutsam streicht Jan van Leeuwen, Betriebsleiter auf der Baumplantage des Erdbeerhofs Glantz in Hohen Wieschendorf (Nordwestmecklenburg), über die grünen Nadelspitzen seiner Nordmanntannen. Rund 200 000 Christbäume gedeihen auf der 20 Hektar großen Plantage im Klützer Winkel. Damit gehört der Erdbeerspezialist an der Wismarbucht eigenen Angaben zufolge zu den größten Weihnachtsbaum-Anbauern im Nordosten und zugleich zu den wichtigsten Direktvermarktern von Festtagstannen.

Dieses Jahr sollen in Hohen Wieschendorf 12 000 mannshohe Bäume abgesägt werden, wie van Leeuwen sagt. Machte der nasse Sommer den Landwirten 2011 insgesamt das Leben ordentlich schwer, so könnten die Anbauer von Weihnachtsbäumen gut gelaunt die Saison beschließen. Die großen Regenmengen taten den Tannen richtig gut. Der warme goldene Oktober brachte noch mal einen Wachstumsschub, wie der Landwirt sagt. Mit sieben bis neun Lenzen seien die schlagreifen Bäume nicht nur groß genug für die Wohnstuben, sondern auch dicht bezweigt und üppig benadelt. Sandiger Boden an der Ostsee trage dazu bei, dass die Christbäume nicht in die Höhe schießen und an den Spitzen "lange Hälse" austreiben. Vielmehr könnten die Tannen gleichmäßig zu einem schönen Kegel auswachsen, so van Leeuwen.

Festtagsstimmung herrscht auch bei den Förstern. Mit 28 000 größtenteils selbst gezogenen Tannen und Fichten und damit 3000 Weihnachtsbäumen mehr als in der vorigen Saison geht die Landesforstanstalt ins Rennen um die Gunst der feiernden Familien. Die beliebtesten Schmuckobjekte seien Nordmanntannen, sagt Forstsprecher Felix Adolphi in Malchin. Die kämen im heimischen Wald nicht vor und müssten in Kulturen angebaut werden. Für neue Christbaumplantagen sollen im waldärmsten deutschen Bundesland zusätzliche Flächen erschlossen werden, sagt Adolphi. Sonst könne der Bedarf immer weniger gedeckt werden.

"Auf Weihnachtsbäumen aus heimischem Anbau bleibt niemand sitzen", beschreibt der Forstsprecher die wachsende Nachfrage im Land nach frisch geschnittenem Nadelschmuck. "Die Leute legen wie beim Festbraten auch beim Baum wieder mehr Wert auf Frische und Herkunft", sagt Baum-Bauer van Leeuwen. Es gebe kaum noch importierte Billigbäume in den Baumärkten zu kaufen. Konkurrenzangebote aus Dänemark seien dank ausbleibender EU-Agrarsubventionen für Baumplantagen seit Jahren rückläufig. Deutsche Landwirte und Forstangestellte könnten diese Lücken gar nicht allein schließen, meint der Unternehmer.

Die Preise blieben dieses Jahr dennoch stabil, heißt es. Nordmanntannen und Blaufichten kosteten bei den 29 Forstämtern des Landes zwischen 20 und 25 Euro bei zwei, drei Metern Höhe, Küsten- und Weißtannen 18 bis 21 Euro, Douglasien je Meter fünf Euro, duftende Fichten und heimische Kiefern vier Euro pro Meter Baumlänge. Für Edeltannen von den Feldern inHohen Wieschendorf müssen 30 bis 45 Euro gezahlt werden.

Selbst geschlagene Weihnachtsbäume reihen sich in dieselbe Preisklasse ein - dafür ist der Akt als solcher unbezahlbar. "Der Kunde will nicht einfach nur einen Baum aus dem Großhandel kaufen, sondern ein Erlebnis haben", sagt Renke Rosenau von "Rosenau Weihnachtsbäume" in Granderheide (Kreis Stormarn). In den vergangenen 20 Jahren sei aus dem Nebengeschäft des Viehbetriebs eine Tradition geworden. Bäume können hier ab sofort jeden Tag geschlagen werden, aber am dritten und vierten Adventswochenende gibt es noch Lagerfeuer, Glühwein und am dritten Advent um 13 Uhr sogar ein Hornbläserkonzert dazu. Ebenso auf dem Obsthof Lefers in Jork im Alten Land. Hier sind Nordmanntannen am dritten Advent von 11 bis 16 Uhr erhältlich. Für die Baumfäller geht es vom Hof aus mit dem "Tannenexpress", einem Traktor mit speziellem Anhänger, zur Schlagstelle und mit Baum wieder zurück. 16 Euro kostet der Meter - inklusive Lagerfeuer und Apfelpunsch.

Auch Gut Schönau ( www.gutschoenau.de ) in Reinbek bei Hamburg ist ein Ort zum Bäumeschlagen. Das Werkzeug wird gestellt. Ebenso auf Hof Oelkers ( www.hof-oelkers.de ) in Wenzendorf, Landkreis Harburg.