Bienenbüttel. Gut ein halbes Jahr nach dem Ausbruch der EHEC-Epidemie erhebt der Bonner Hygieneprofessor Martin Exner einem Bericht des "Focus" zufolge neue Vorwürfe gegen den Biobetrieb im niedersächsischen Bienenbüttel. Der Vorsitzende der Trinkwasserkommission beim Umweltbundesamt sagte dem Magazin, er habe bei einer Begehung des Hofes am 9. Juni Hygienemängel festgestellt. So hätten die Personaltoiletten zu nahe an dem Brunnen gelegen, dessen Wasser auf die Sprossen kam. Anders als bisher angenommen, dürften diese Mängel die Verseuchung ausgelöst haben.

Nach Exners Hypothese, die er "Focus" zufolge bereits auf einer Fachtagung in München dargelegt hat, befand sich der Keim in der Saatgutlieferung aus Ägypten in einer Art Schlaf, dem sogenannten VBNC-Status. In Bienenbüttel sei er aktiviert worden. Deutschlandweit starben in diesem Jahr 53 Menschen im Zusammenhang mit dem aggressiven Darmerreger.

Heute soll in Hamburg eine Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf zu EHEC vorgestellt werden. Die Wissenschaftler werteten die Daten von 150 Patienten aus, die nach Infektion mit dem EHEC-Bakterium O104:H4 am Hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) erkrankten.

Der Biohof in Bienenbüttel war von den Behörden als Verbreiter des EHEC-Erregers eingestuft und daraufhin gesperrt worden. Die Betreiber hatten jedoch gegen die Sperrung geklagt, weil in keiner der rund 1000 Proben, die in dem Betrieb genommen wurden, der EHEC-Erreger festgestellt worden sei. Über die Klage soll erst 2012 entschieden werden.

Der Biobetrieb versorgte bis zu seiner Sperrung Großmärkte in Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Hessen mit Sprossen oder Sprossenmischungen. Hauptkunden waren laut Landwirtschaftsministerium Gastronomiebetriebe und Kantinen.