Die Grünen und die CDU im Lüneburger Rathaus lassen ihre jungen und neuen Köpfe schon Chefs in einigen Ausschüssen werden.

Lüneburg. 13 neue Gesichter trägt der Rat der Hansestadt Lüneburg seit Beginn der neuen Legislaturperiode - fast ein Drittel aller Mitglieder. Doch über Anwesendheit und Abstimmen hinaus geht die Arbeit vor allem in den Fachausschüssen. Und dort sind es zum großen Teil die Grünen, die für neue Köpfe in den Gremien sorgen.

Im wichtigen Ausschuss für Bauen und Stadtentwicklung sind die Grünen die einzige Fraktion, die überhaupt einen Ratsneuling in das Gremium schickt: Susanne Puschmann, Architektin und Koordinatorin der Lüneburger Umweltmesse. Im Umweltausschuss, im Wirtschaftsausschuss und im Schulausschuss dagegen sind beinahe die Hälfte aller Mitglieder Neue.

Den größten Anteil an Neulingen bietet dabei die grüne Ratsfraktion auf. Fünf von zwölf Abgeordneten sind zum ersten Mal im Rat: Claudia Schmidt, Sebastian Heilmann, Susanne Puschmann, Katharina Guhl und Björn Adam. Dabei ist der hohe Anteil an Frischlingen bei Bündnis 90/Die Grünen vergleichsweise leicht zu erklären: Die Fraktion hat bei der Kommunalwahl vier Sitze hinzugewonnen.

Knapp ein Drittel, in exakten Zahlen drei von zehn, sind bei der CDU neu: Susanne von Stern, Manuela Vossenberg und Niels Webersinn. Und bei der Linken sind es mit Michèl Pauly 50 Prozent, da die Fraktion aus lediglich zwei Personen besteht. Während Michèl Pauly nur im Rat neu ist, als Sprecher seiner Partei aber nicht im Politikgeschäft, setzen die Grünen, aber auch die CDU, stark auf ihre in Ratsarbeit noch unerfahrenen Kollegen.

So wird das mit 22 Jahren jüngste Ratsmitglied Björn Adam (Grüne) in drei wichtigen Ausschüssen mitarbeiten: Jugendhilfe, Umwelt und Wirtschaft. Björn Adam studiert Wirtschaftsrecht und Nachhaltigkeit, sein Kollege Sebastian Heilmann (27) steht im Fach Umweltwissenschaften kurz vor dem Abschluss. Der junge Vater, ehemaliger Sprecher des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) und einstiges Senatsmitglied der Leuphana Universität hat 2009 die grüne Hochschulgruppe wieder belebt und wird in seiner ersten Legislaturperiode als Ratsmitglied direkt seinen ersten Ausschuss leiten: den für Gleichstellung.

"Ich freue mich sehr und werde mit Feuereifer dabei sein", sagte Heilmann. "Ich bin genau in die Ausschüsse gekommen, die meine Lieblingsthemen sind: Gleichstellung, Umweltschutz und Soziales." Um die Rolle des Vorsitzenden im Gleichstellungsausschuss ausfüllen zu können, wird er sich jetzt nicht nur auf die Geschäftsordnung stürzen, sondern auch zahlreiche Gespräche führen.

Als ehemaliges Senatsmitglied der Leuphana weiß Heilmann nur zu genau, wie wichtig das Wissen um die Geschäftsordnung ist. Seiner Verantwortung ist er sich bewusst: "In den Sitzungen soll es um Inhalte gehen, das darf natürlich nicht an einem schlecht vorbereiteten Vorsitzenden scheitern." Er werde daher "überproportional viel Zeit" darin investieren, sich mit den Regeln der kommunalen Selbstverwaltung auseinanderzusetzen.

Das steht auch Niels Webersinn bevor. Der 31-Jährige ist neues Mitglied im Wirtschaftsausschuss, Grundstückbewertungsausschuss sowie im Aufsichtsrat der Abfallgesellschaft, außerdem ist er der neue Vorsitzende des Rechnungsprüfungsausschusses. Auch wenn der nur selten tagt, das Regelwerk muss auch der Jurist mit erstem Staatsexamen pauken. "Doch da ich keine Familie habe, habe ich die Zeit dazu", sagte Webersinn. "Und ich freue mich, denn wir Jungen sind nicht nur Abnicker der anderen, sondern wollen Verantwortung übernehmen." Sein Ziel als Kommunalpolitiker ist vor allem das Sparen: "Die Stadt ist so hoch verschuldet, dass wir darauf achten müssen, ob das Geld sinnvoll ausgegeben wird."

Die Einarbeitung in den Haushalt der Stadt wird eine Herausforderung für Webersinn sein, auch wenn er Betriebswirtschaftslehre an der Berufsakademie studiert hat. "Ich bin aber zuversichtlich und weiß, wen ich ansprechen und um Hilfe bitten kann." Außerdem überschneiden sich die Themen seiner kommunalpolitischen Aufgaben mit seiner Berufsausbildung, sagte er.

Die SPD setzt derweil nahezu komplett auf ihre alte Mannschaft. Neu für die Sozialdemokraten im Rat sind von 14 Abgeordneten nur zwei: Klaus-Dieter Salewski und Stefan Minks. Die übrigen Mitglieder der Fraktion sind bekannte Gesichter. Minks arbeitet im Jugendhilfeausschuss, Grünflächen- und Fortausschuss sowie im Feuerwehrausschuss und im Begleitausschuss "Soziale Stadt", Salewski geht in den Wirtschafts- sowie in den Verkehrsausschuss. Alle anderen Sitze in den Fachausschüssen besetzt die SPD mit ihren erfahrenen Genossen.