Per stiller Post verbreitete sich die Nachricht von einer Riesenwelle. Zuwanderergemeinde in Panik

Quakenbrück. Wohl den wenigsten Menschen ist die Wortkombination "muslimisch" und "Griechen" schon einmal untergekommen. Und, jede Wette, noch viel weniger, nicht einmal die belesensten Mitbürger werden von sich behaupten können, die Begriffe "Tsunami" und "Quakenbrück" schon einmal in einem Satz vereint gesehen zu haben. Seit gestern gibt es eine Nachricht, die sogar alle vier so unkombinierbar scheinenden Begriffe in sich birgt. Sie klingt wie unter Halluzinogenen erdacht. Wahr ist sie trotzdem.

Ein Sonntagabend in der Osnabrücker Tiefebene: Bei der Einsatzzentrale der Polizei herrscht, anders als zur gleichen Zeit im "Tatort", ein Szenario der vollkommenen Belanglosigkeit. Stille, Beamte, die auf Monitore starren. Dann dies: ein Anrufer. Mit überschlagender Stimme erkundigt er sich, was denn jetzt mit dem Tsunami sei, der angeblich auf ihn zurolle. Er sollte nicht der letzte sein. Wieder und wieder klingelt das Telefon. Es ist zum Verrücktwerden. In Teilen Quakenbrücks, jener Gemeinde in der Samtgemeinde Artland, 110 Kilometer von der Nordsee entfernt, hatte sich die Neuigkeit verbreitet wie ein Lauffeuer.

Ein Erdbeben sei zu erwarten, gefolgt von einer Flutwelle. Besonders in Aufruhr, und damit kommen wir der Kombination der vier Begriffe schon sehr nahe: eine in Quakenbrück ansässige Gemeinde muslimischer Griechen. Mehr als 20 Familien würden bereits panisch und mit gepackten Habseligkeiten durch die Straßen irren, so schilderten Beobachter den erstaunten Beamten. Vieler Worte habe es gebraucht, die Flüchtenden zu beruhigen, heißt es bei der Polizei. Offenbar hatte einer der Zuwanderer auf seinem Handy einen Anruf erhalten, in dem er vor einem Erdbeben gewarnt worden sei. Vermutlich stamme die Nachricht aus dem Internet, sagte ein Polizeisprecher, nachdem die erste Hektik verflogen war. Die aufgebrachten Bewohner seien vermutlich mit der geografischen Lage ihrer Heimat nicht recht vertraut gewesen. Und dann sei da wohl einfach irgendetwas falsch verstanden worden.

Was auf der Hand liegt - bedeutet "Quake", die ersten fünf Buchstaben der Ortschaft Quakenbrück, doch im Englischen "Beben". Die große Welle entstand per stiller Post. Quakenbrücks muslimische Griechen haben ihre Häuser inzwischen wieder bezogen.