Lüneburger Universität trainiert Hauptschüler für Bewerbungen

Lüneburg. Chantal Graubner aus Uelzen will Pferdewirtin werden. Dafür trainiert die 14 Jahre alte Hauptschülerin auf ungewöhnliche Art. Sie schreitet im Jugendgästehaus im niedersächsischen Duderstadt über einen provisorischen Laufsteg aus alten Teppichen. "Was ich auf dem Catwalk lerne, kann ich im Bewerbungsgespräch anwenden", sagt Chantal. Sie gehört zu den 28 Hauptschulabgängern, die am neuen Berufstraining der Leuphana-Universität Lüneburg teilnehmen.

Neun Tage lang bekommen die Jugendlichen in den Herbstferien Tipps zu Körperhaltung, Gang und Sprache. "Sie sollen die Angst verlieren und lernen, sich in ihrem Körper wohlzufühlen", erklärt Judith Alwin. Die Persönlichkeitsberaterin aus Hamburg war früher Model und hat das Catwalk-Training entwickelt. Körpersprache macht 75 Prozent des Gesamtauftretens aus, ist die 50-Jährige überzeugt. "Wenn ich schüchtern, mit gesenktem Blick und hängenden Schultern zum Personalchef gehe, ist das für die Bewerbung tödlich."

Zu rhythmischer Musik bewegen sich die Hauptschüler auf Trainerin Alwin zu. Sie halten inne, lächeln, legen die Hände lässig an die Hüften oder stecken sie in die Hosentaschen. "Das Laufen und Posen macht mich selbstbewusster", sagt Bedri Toluk, 15, aus Walsrode. "Wenn die Mädchen das können, kann ich das auch."

Bedri und die anderen wollen zum Ende des Trainings bei einer Modenschau vor Publikum auftreten. "Wenn ich dann im Bewerbungsgespräch nur einen Personalchef vor mir sitzen habe, bringt mich das bestimmt nicht mehr so aus der Fassung."

Zum Kursprogramm gehören Bewerbungstrainings, sagt Tammo Krüger, der das Projekt leitet. Es werden Gespräche simuliert oder Unterlagen am PC erstellt. Ein Psychologe bespricht mit den Jugendlichen individuelle Ziele, fragt, wo sie sich in fünf Jahren sehen.

Rund 50 000 Euro kostet das Herbstferien-Camp insgesamt. Das Geld kommt von Sponsoren.