Ministerpräsident Sellering über die künftige Truppenstationierung in Mecklenburg-Vorpommern

Mecklenburgs Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) befürchtet Nachteile für Standort-Gemeinden, sieht aber auch Vorteile durch die Reform: Rostock wird Marine-Schwerpunkt.

Hamburger Abendblatt:

Herr Ministerpräsident, sind die Streichungspläne gerecht?

Erwin Sellering:

Ich habe schon den Eindruck, dass das Stationierungskonzept nach sachlichen Gesichtspunkten entschieden wurde und auch gerecht ist. Es wurde mal behauptet, dass Mecklenburg-Vorpommern einen Nachteil bei der Reform haben werde, weil ich als Ministerpräsident gegen den Afghanistan-Einsatz bin. Das hat sich jedoch nicht bewahrheitet.

Welche Standorte in Mecklenburg-Vorpommern werden stark reduziert?

Sellering:

Wir sind schon deutlich betroffen. Die Dienstposten in Mecklenburg-Vorpommern sollen von 14 200 auf 10 600 reduziert werden. Am meisten Sorgen bereiten uns dabei massive Streichungen in Neubrandenburg. Dafür werden wir im Marinebereich gestärkt, indem wir in Rostock das Marinekommando bekommen werden. Positiv ist auch, dass die Luftwaffe in Rostock-Laage gestärkt wird.

Sie tragen die Kürzungen also mit?

Sellering:

Deutschland lebt heute in Frieden mit all seinen Nachbarn. Da ist klar, dass wir nicht mehr eine so große Bundeswehr brauchen. Die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern steht hinter der Verkleinerung. Kritisch sehe ich, dass die Bundeswehr immer stärker auf weltweite Kampfeinsätze ausgerichtet wird. Wenn dann mit der Reform 75 000 Bundeswehrstellen abgebaut werden, ist ein Land mit vielen Standorten wie unseres zwangsläufig mit dabei. Die Bundeswehr bleibt im Land aber stark präsent.

Trotz allen Streichungen behält Mecklenburg-Vorpommern künftig die höchste Dichte an Soldaten. Warum?

Sellering:

Das hängt ganz einfach damit zusammen, dass wir eine lange Küste haben und deswegen die Marine bei uns stationiert ist.

Was bedeutet der Abzug für Ihr Land?

Sellering:

Die Bundeswehr ist ein Wirtschaftsfaktor und ein ganz starker Faktor im sozialen Leben der Städte und Kommunen mit Kasernen. Jetzt wird man zusammen mit dem Bund und den Kommunen alles tun müssen, um zu helfen. Da gibt es viele Fragen: Wie geht das weiter mit den Liegenschaften? Was kann man daraus entwickeln? Wir wollen den Kommunen dabei helfen, mit diesen Flächen etwas anzufangen.