Positive Bilanz in Norderstedt: 580 000 Besucher kamen auf das Gelände, das jetzt ein Stadtpark werden soll

Norderstedt. Das Wetter zeigt sich zur Bilanz der Landesgartenschau Norderstedt genau so wie leider fast den ganzen Sommer über: windig und nass. Die große Frage war: Fährt die Landesgartenschau aufgrund des Wetterpechs über die gesamten Sommermonate hinweg ein dickes Defizit ein? Die Antwort ist: nein. Gut gelaunt zeigten sich Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote und die Gartenschau-Geschäftsführer Jens Seedorff und Kai Jörg Evers. Statt der anvisierten 600 000 Besucher hätten sie zwar nur 580 000 Besucher geschafft. Aber die wichtigste Botschaft des Tages war: Die "schwarze Null" in der Bilanz steht. Die Kosten der Landesgartenschau seien zu 100 Prozent durch Erlöse wieder eingefahren worden.

"Unser Konzept ist in allen seinen Facetten aufgegangen. Und das finanzielle Ziel ist übererfüllt", sagt Oberbürgermeister Grote. Jens Seedorff, der Mann für die Zahlen und die Buchhaltung bei der Norderstedter Blumenschau, errechnete sogar einen Gewinn, der zwischen 700 000 und 800 000 Euro liegen werde.

Um die ehemalige Industriebrache am Rande der Stadt im Norden der Metropolregion zu einem Stadtpark werden zu lassen, wurden 17,7 Millionen Euro investiert. 12,5 Millionen davon trug die Stadt Norderstedt, der Rest finanzierte sich über Zuschüsse von Land, Kreis und aus europäischen Fördertöpfen. Die Kosten für das 172-tägige Blumenspektakel liegen laut Jens Seedorff bei 8,8 Millionen Euro. Auf der Habenseite stehen fünf Millionen Euro an Eintrittsgeldern, 900 000 Euro an Einnahmen über Konzessionen und Pachten, etwa im Gastronomie-Sektor der Schau, sowie 1,1 Millionen Euro an Sponsorengeld und Spenden. Weitere 2,6 Millionen Euro an Einnahmen verbuchen sich die Gartenschau-Macher über den Vorsteuerausgleich. Der werde fällig, da die Investitionen der Stadt in den Stadtpark dauerhaft seien und eine Stadtpark GmbH nach dem Ende der Gartenschau am 9. Oktober den Park weiterhin als Unternehmen für die Stadt bewirtschaften wird.

Denn eigentlich war es den Norderstedtern nur sekundär um die Ausrichtung einer Landesgartenschau gegangen. Im Fokus der Überlegungen stand immer die Schaffung eines attraktiven Naherholungsgebiets für die Bürger der Region. Für Oberbürgermeister Grote ein wichtiger Standortfaktor, um potenziellen Neubürgern mehr bieten zu können als Wohnraum mit guter Infrastruktur und Arbeitsplätze. "Das Stadtentwicklungsprojekt Stadtpark ist mit Ende der Gartenschau nicht abgeschlossen", sagt der Oberbürgermeister. Nach einer Umbauphase im Winter wird der Norderstedter Stadtpark im Frühjahr 2012 wieder eröffnen. Die Attraktionen auf dem 72 Hektar großen Gelände werden eine Wasserski-Anlage auf dem Stadtparksee, das Arriba-Strandbad mit 4000 Quadratmeter Sandstrand, eine Open-Air-Konzert-Arena mit 1500 Sitzplätzen, etliche Spiel- und Sportplätze sowie die über zwei Kilometer lange Laufstrecke um den See sein. Großveranstaltungen wie der Schleswig-Holstein-Tag vom 8. bis zum 10. Juni 2012 mit prognostizierten 300 000 Besuchern sind unter Dach und Fach. Und etliche der insgesamt 2000 Veranstaltungen, die es während der Landesgartenschau gab, werden im Norderstedter Stadtpark eine Wiederauflage erleben. Das Prinzip Gartenschau wird in Norderstedt in anderer Form weiter umgesetzt.

Die wichtigsten Publikumsbringer der Gartenschau waren die zauberhaften Abendveranstaltungen und das "Park-Funkeln", poetische Licht- und Schauspiel-Inszenierungen in der Natur mit dem Berliner Theater Anu. Zehntausende begeisterten sich aber auch für die Chor- oder Trachtentreffen, für die Garten- und Pflanzen-, die Kunsthandwerker- und Piratenmärkte. Sportliche Höhepunkte wie ein Triathlon, ein Drachenbootrennen und etliche Laufwettbewerbe lockten ebenfalls Massen auf das Gelände. Alle diese Veranstaltungen wird es in Norderstedt weiterhin geben

Der vielleicht größte Erfolg der Schau ist allerdings den ganz Kleinen zuzuordnen. Das umweltpädagogische Programm "Klasse! Im Grünen" brachte 835 Kindergarten-Gruppen und Schulklassen aus Schleswig-Holstein und Hamburg in vielfältigster Weise nahe, was in Wald, Feld und Wasser kreucht und fleucht. "Es gibt keinen vergleichbaren Erfolg auf irgendeiner anderen Gartenschau. Wir sind auf diese Zahlen wirklich stolz", sagte Geschäftsführer Kai Jörg Evers.