Niedersächsische Grüne fordern einen nationalen Entsorgungsplan

Hannover/Berlin. Das geplante Atomendlager Gorleben im Wendland soll erheblich mehr radioaktiven Müll aufnehmen als bisher bekannt. Wie aus der gestern veröffentlichten Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl hervorgeht, sollen dort nicht nur rund 29 000 Tonnen stark strahlende Abfälle aus den Atommeilern, sondern auch rund 100 000 Kubikmeter abgereichertes Uran für Hunderttausende von Jahren sicher untergebracht werden.

Dieses Material bleibt bei der Herstellung von Brennelementen für die Atommeiler übrig, ist nicht hoch radioaktiv. Eine Einlagerung aber in dem Endlager für schwach und mittel stark strahlende Abfälle in Salzgitter ist nicht möglich. Das lassen die Einlagerungsbestimmungen nicht zu.

Nach Auskunft des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) ist mit weiteren 5000 Tonnen Abfällen zu rechnen, die ebenfalls nicht im Schacht Konrad gelagert werden können. Noch ein Problem kommt hinzu: Schacht Konrad ist laut Planfeststellungsbeschluss genehmigt für 303 000 Tonnen Abfälle. Dies sollte ausreichen, alle in Deutschland bereits angefallenen und in den nächsten 40 Jahren noch erwarteten schwach aktiven und mittel aktiven Abfälle aufzunehmen. Wird aber die Planung realisiert, aus dem benachbarten Versuchsendlager Asse bei Wolfenbüttel 126 000 Fässer mit strahlenden Abfällen zu bergen, wird die Kapazität Jahrzehnte früher ausgeschöpft sein.

Der Fraktionschef der Grünen im niedersächsischen Landtag, Stefan Wenzel, sprach gestern von einem "gigantischen Chaos bei der Atommüllentsorgung". Er forderte einen nationalen Entsorgungsplan: "Das Lügengebäude um Gorleben wird immer größer." Hier stehen bereits 102 Castorbehälter mit hoch radioaktivem Müll aus der Wiederaufbereitungsanlage in Frankreich. Gegenwärtig ist nicht einmal sicher, ob der nächste Transport mit elf Castoren ins Wendland wie geplant Ende November erfolgen wird. Das Umweltministerium in Hannover als Atomaufsicht lässt gerade berechnen, ob durch eine weitere Lieferung die erlaubte Höchststrahlung im Umfeld des Zwischenlagers überschritten wird. Der atompolitische Sprecher der Linksfraktion, Kurt Herzog, warnte davor, am Ende werde sich die einzulagernde Menge mehr als verzehnfachen: "Damit aber werden die geologischen Probleme noch gravierender."

Nach Einschätzung der Atomkraftkritiker ist der Salzstock als Endlager ungeeignet, weil ihm eine Deckschicht fehlt und ähnlich wie in der Asse auch Wassereinbrüche möglich sind.