Dreimaster “Alexander von Humboldt II“ ersetzt seinen aus der Bierwerbung berühmten Vorgänger. Diesen Sonnabend ist Taufe in Bremerhaven

Bremerhaven. Seefahrerromantik, das Erleben von Wind und Wellen: Davon träumen viele. Seit 25 Jahren bietet die Deutsche Stiftung Sail Training in Bremerhaven Jugendlichen und anderen Interessierten die Möglichkeit, auf Traditionsschiffen das Hochseesegeln zu erleben.

Rechtzeitig zum Jubiläum der Stiftung ist der neue Windjammer fertig, die "Alexander von Humboldt II". Das Schiff soll an diesem Sonnabend in Bremerhaven getauft werden. Sein Vorgänger, die aus der Bierwerbung ("Sail Away") bekannte legendäre "Alex" mit ihren grünen Segeln, wird im stolzen Alter von 105 Jahren in Kürze außer Dienst gestellt.

Die 65 Meter lange neue "Alexander von Humboldt" ist seit mehr als 50 Jahren der erste in Deutschland gebaute Dreimaster. "Die letzte Bark war die ,Gorch Fock' 1958", sagt Albert Bote von der Stiftung Sail Training. Das Segelschulschiff der Deutschen Marine war damals von Blohm + Voss in Hamburg gebaut worden.

Der neue Dreimaster ist von außen ein Traditionssegler mit 24 Segeln. Doch anders als sein Vorgänger wird er nicht unter grünem Vollzeug die Meere befahren, sondern in klassischem Weiß. Der Rumpf allerdings bekam das kräftige Grün der ersten "Alex". Im Inneren bietet das Schiff bei Technik und Ausstattung einen modernen Standard - Bars und Liegestühle gibt es jedoch nicht an Bord. "Die Matrosen schlafen aber nicht mehr in Hängematten wie im vorigen Jahrhundert", sagt Bote.

Es gibt Ein- bis Vier-Mann-Kabinen mit Kojen, jede Kammer hat eine eigene Dusche und Toilette. Für das Abwasser ist eine biologische Kläranlage an Bord. "Die Kombüse ist aus Edelstahl und sieht aus wie eine Großküche", beschreibt Bote.

Ganz billig ist der Segelspaß nicht. Die Baukosten des traditionellen Großseglers betragen 15 Millionen Euro. Die Summe wurde zum Großteil aus Spenden aufgebracht. Hauptsponsor ist die Sail Training Association Germany (Stag) mit ihren rund 5000 Mitgliedern aus ganz Deutschland - darunter sind auch viele Menschen aus Bayern, wo das Hochseesegeln unter den Sportarten nicht an erster Stelle steht.

Wer auf der "Alexander von Humboldt II" mitsegeln will, muss Mitglied bei der Sail Training Association sein. Das ist erschwinglich. Die Jahresbeiträge liegen zwischen 30 und 100 Euro. An Bord können maximal 79 Segler mitreisen, davon gehören 25 Mann zur Stammbesatzung. Um zur Stammcrew zu gehören, muss man sich durch Prüfungen qualifizieren - vom Leichtmatrosen zum Matrosen und zuletzt zum sogenannten Toppsmatrosen. "Dann darf man eine Wache führen und Segelkommandos geben", berichtet Bote.

Der gebürtige Bremerhavener Jirka Menke ist inzwischen Matrose. Achtmal ist er auf der alten "Alex" mitgefahren. Jetzt reizt ihn die Neue. "Mein Plan ist, im November die Tour von Saint Malo in Frankreich durch die Biskaya nach Vigo in Spanien mitzusegeln."

Im Reiseplan der neuen "Alex" stehen vom 20. Oktober an mehrere Tagestörns ab Bremerhaven. Am 26. Oktober startet das Schiff zu den Kanarischen Inseln. 20 Reisen zwischen sieben und zehn Tagen werden bis zum Frühjahr in den wärmeren Gefilde angeboten. Erst am 15. April wird das Schiff wieder zurück in Bremerhaven sein.

Die alte "Alex" unternimmt nun noch einige Kurztrips und Tagestörns, bevor sie am 10. Oktober außer Dienst gestellt wird. Der Segler, der ursprünglich ein Feuerschiff war, soll verkauft werden. "Es gibt bereits Interessenten, aber es besteht seitens der Stiftung kein Druck", sagt Menke. Die Preisvorstellung liegt bei 3,8 Millionen Euro.