Geschäft mit Bekleidung der bei Neonazis beliebten Marke Thor Steinar sorgt für Proteste

Glinde. Die Eröffnung eines Geschäfts mit Kleidung der bei Rechtsradikalen beliebten Marke Thor Steinar sorgt in Glinde (Kreis Stormarn) für massive Proteste. Nachdem bereits zur Ladenöffnung am Freitag rund 150 Menschen vor dem Haus an der Möllner Landstraße demonstriert hatten, wiederholte sich die Aktion auch am Wochenende. Rund 50 Aktivisten aus der antifaschistischen Szene brachten die Geschäftsführerin dazu, den Laden mit dem Namen Tønsberg bereits um 12.45 Uhr wieder zu schließen.

Die von dem in Brandenburg ansässigen Unternehmen MediaTex vertriebene Marke Thor Steinar verwendet Motive wie Stahlhelme, Gewehre und nordische Runen in ihrem Design. Der Brandenburger Verfassungsschutz hat 2009 in einer Broschüre gewarnt, dass die Kleider im "aktionsorientierten Rechtsextremismus" getragen werden.

Bei den Protesten am Freitag wurden vereinzelt Eier und Flaschen geworfen, es sei aber insgesamt ruhig geblieben, so die Polizei. Die Beamten sprachen zehn Platzverweise aus. Am Sonnabendmittag demonstrierten rund 50 Menschen mit Transparenten vor dem Laden. Die Polizei war an beiden Tagen mit etwa 60 Beamten im Einsatz. Am Sonnabend verhielten sich die Demonstranten vollkommen friedlich, bis der Laden vorzeitig geschlossen wurde.

Auch die örtlichen Parteien CDU, SPD und Grüne wollen gemeinsam Widerstand gegen den Laden mit dem Namen Tønsberg organisieren. "Wir werden alle Möglichkeiten des zivilen Protestes nutzen", sagte Glindes Bürgermeister Rainhard Zug (parteilos). Gegen die privatrechtlichen Mietverträge könne die Stadt allerdings nicht vorgehen. Rainer Neumann, Vorsitzender der Glinder CDU, sagte dem Abendblatt: "Für Glinde ist der Laden eine Katastrophe." Er fürchtet, dass die 17 000-Einwohner-Stadt vor den Toren Hamburgs nun zum Sammelpunkt für Rechtsextreme werden könnte. Für Frank Lauterbach, den Vorsitzenden des SPD-Ortsverbands, kam die Eröffnung überraschend. Erst vor wenigen Tagen habe die Stadtverwaltung die Politik informiert, sagte er. "Das ist erschreckend schnell gegangen. Wir werden nun gemeinsame Aktionen mit den übrigen Parteien organisieren."

An vielen Standorten von "Thor Steinar"-Läden gibt es Ärger. In mehreren Städten klagten zuletzt die Vermieter, weil das Unternehmen ihnen beim Abschluss der Verträge den Hintergrund der Marke verheimlicht habe. Auch in Hamburg hatte ein "Thor Steinar"-Laden für massive Proteste gesorgt. Im Herbst 2008 eröffnete ein Geschäft unter dem Namen Brevik in der HSH-Nordbank-Passage in der Innenstadt. Mehrere Tage lang gab es Demonstrationen, bis sich schließlich die Bank als Vermieter mit dem Mieter auf eine vorzeitige Schließung einigte.

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