Mutter ist “überglücklich und unendlich dankbar“. Vater sitzt nach monatelanger Odyssee im Untersuchungsgefängnis

Celle. Wochenlang haben sie gebangt, gehofft und gebetet, dass die vier verschleppten Geschwister heil in ihren Heimatort zurückkehren mögen. Nun herrscht bei den Einwohnern im niedersächsischen Hermannsburg bei Celle Freude und Erleichterung. "Als ich es erfahren habe, dass die Kinder gefunden wurden, konnte ich es kaum glauben", erzählt Pastor Wilfried Keller. "Bei mir herrscht übergroße Freude."

Jonas, 9, Benjamin, 7, Miriam, 6, und Lisa, 4, waren am Ostermontag von ihrem Vater, der kein Sorgerecht mehr hat, nach Nordafrika entführt worden. Mit einer internationalen Fahndung spürten die Behörden die Kinder in der ägyptischen Hauptstadt Kairo auf. Seit Donnerstagmorgen sind die Kinder nun wieder bei ihrer Mutter.

"Ich bin überglücklich und unendlich dankbar, dass meine Kinder gesund bei mir sind", lässt die Mutter mitteilen. Sie hält sich mit den vier Geschwistern an einem geheimen Ort auf. Die Kinder seien nach erstem Eindruck wohlbehalten, aber von der Reise erschöpft, sagte Fahndungsleiterin Birgit Thieme.

Die Straße, in der die vier Blondschöpfe bis Ostern lebten, liegt idyllisch am Rand der 8000-Einwohner-Gemeinde Hermannsburg in der Lüneburger Heide. "Wir haben es im Radio gehört und alle gejubelt", sagt eine Nachbarin. Ihre Tochter ging mit einem der Geschwister zusammen in den Kindergarten. Es habe kaum ein anderes Thema gegeben: "Ich freue mich, dass für die Familie diese Odyssee vorbei ist."

Seit vielen Jahren sind die Mutter und ihre vier Kinder Mitglieder in der Großen Kreuzgemeinde Hermannsburg, einer evangelisch-lutherischen Kirche. "Wir haben zusammen für die Kinder gebetet", erzählt Pastor Keller.

Die Mutter der vier Kinder habe während der über viermonatigen Suche auch in ihrem Glauben Kraft gefunden, meint der Pastor. "Für sie war es wichtig zu spüren: Da hoffen welche mit mir." Regelmäßig hielten Freunde, Verwandte und Bekannte in den Gottesdiensten Fürbitte für die Kinder - sogar Spenden wurden gesammelt.

Der Vater ist Deutscher. Welche Verbindungen er nach Ägypten hat und warum es ihn dorthin zog, ist bislang unklar. Der Mann soll aber christlich fundamentalistisch orientiert sein. Ob das etwas mit der Tat zu tun hat, konnte noch nicht geklärt werden. "Was er unternommen hat, wo er sich aufgehalten hat und wie viel Geld er ausgegeben hat, das müssen die Ermittlungen noch ergeben", sagte Fahndungsleiterin Thieme. Fest steht für die Ermittler allerdings: Der Mann hatte die Verschleppung der Kinder akribisch vorbereitet. Er besorgte hinter dem Rücken seiner früheren Frau Flugtickets und Visa.

Nun sitzt er erst einmal im Gefängnis. Ihm steht ein Prozess wegen Kindesentziehung bevor.