Mecklenburg-Vorpommern bricht Regenrekorde, Schleswig-Holstein ist kühlstes Bundesland. Doch im Harz herrscht Dürre

Hamburg/Kiel. Wer den Sommer im Norden verbrachte, bekommt nun die offizielle Bestätigung für gewonnene Eindrücke: Schleswig-Holstein war 2011 mit durchschnittlich 16,3 Grad Celsius das kühlste Bundesland, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach mit. Doch damit nicht genug: Auch beim Regen sicherte sich das Bundesland Platz zwei mit einer Niederschlagsmenge von 388 Litern pro Quadratmeter. Die Sonne zeigte sich für 525 Stunden - der langjährige Mittelwert liegt bei 645 Stunden.

Hamburg stand mit Sommerwerten von 17,1 Grad Celsius und 303 Litern Niederschlag pro Quadratmeter zwar etwas besser da, verzeichnete dafür aber weniger Sonnenstunden, nämlich 503. Der bundesweite Durchschnitt lag bei 548 Stunden. Insgesamt sei der Sommer in Deutschland zwar zu nass und sonnenscheinarm gewesen, nicht aber zu kühl. Mit einem Schnitt von 16,8 Grad Celsius lägen die Werte um 0,5 Grad über dem klimatologischen Mittel, so der DWD. Vor allem der Niederschlag sei aber in diesem Sommer stärker gewesen. Mit einem Schnitt von 304 Litern pro Quadratmeter seien 127 Prozent des Solls bereits jetzt erreicht.

Darunter litten besonders der Osten und der Norden. Fast alle Regenrekorde hat Mecklenburg-Vorpommern gebrochen: Mit 428 Litern je Quadratmeter statt der durchschnittlichen 187 war dieser Sommer laut DWD der nasseste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. So kamen allein am 22. Juli in Rostock-Warnemünde 111,4 Liter pro Quadratmeter herunter - die bundesweit größte Tagesmenge. Insgesamt fielen in den Sommermonaten 632 Liter je Quadratmeter - mehr als sonst in einem ganzen Jahr (589 Liter). Die Sonne schien im Land nur 556 statt der üblichen 676 Stunden.

Bei den Temperaturen war Rheinfelden am Hochrhein mit 36,7 Grad Celsius Spitzenreiter. Die kälteste Nacht verzeichnete wieder der Norden: 1,0 Grad Celsius waren es in Worpswede-Hüttenbusch am 2. Juni.

Dass die Hamburger Freibäder eine traurige Bilanz zu verzeichnen haben, verwundert da nicht: Rund zwei Drittel weniger Schwimmer als im vergangenen Jahr zogen ihre Bahnen unter freiem Himmel. Hatten die reinen Freibäder im heißen Sommer 2010 rund 158 000 Menschen gelockt, waren es in dieser Saison nur noch rund 57 500. Das ist nach Angaben der Bäderland Hamburg GmbH ein Minus von 64 Prozent; konkret kamen 100 500 Besucher weniger. Seit Montag ist die Open-Air-Saison offiziell beendet. Auf die Möglichkeit, die Freibäder ohne Hallenbadanschluss noch in den September hinein zu öffnen, verzichtet Bäderland wegen zu schlechter Wettervorhersagen.

Über zu wenig Wasser von oben klagen dagegen die Harzwasserwerke. Im Harz macht sich die lang anhaltende Trockenheit bemerkbar: Deutschlands älteste Talsperre, der Oderteich bei St. Andreasberg, ist fast leer. Der rund 300 Jahre alte Stausee, der ein Fassungsvermögen von 1,7 Millionen Kubikmetern hat, sei nur noch zu rund einem Sechstel gefüllt, sagte ein Sprecher. Und die Tendenz sei "weiter fallend". Der Oderteich war zuletzt in den Jahren 2009 und 2003 ähnlich leer. Auch die großen Talsperren im Westharz sind leerer als üblich.