Falls der Holländer Frans Willeme die Wahl am 11. September in Nordhorn gewinnen sollte, wäre das ein einmaliger Vorgang in Europa.

Nordhorn. Ein Tag mit vielen Terminen. Frans Willeme, 58, muss zur Eröffnung des Historischen Feldtages, eines Oldtimer-Traktor-Treffens. Danach folgen Wahlkampftermine in der Fußgängerzone und beim Sommerfest des Tierparks. Wer Bürgermeister werden will, muss Ausdauer mitbringen. Die hat Willeme, aber keine deutsche Staatsbürgerschaft. Falls er die Wahl am 11. September gewinnt, wäre das ein einmaliger Vorgang in Europa.

Deutschland gehört zu den Ländern, in denen Ausländer aus einem EU-Land nicht nur bei Kommunalwahlen mitwählen, sondern auch gewählt werden dürfen. "In den Niederlanden geht das nicht", sagt Willeme. Er hat in seinem Heimatland jahrzehntelange Erfahrung in der Kommunalverwaltung. 1988 wurde er Bürgermeister in Nordhorns Nachbargemeinde Denekamp, und nachdem der Ort seine Eigenständigkeit verlor, war er Bürgermeister in der Nachfolgegemeinde Dinkelland. Den Job verlor er 2008 nach einem Streit mit drei Stadträten. Jetzt ist er in Nordhorn gemeinsamer Kandidat der CDU, der FDP und der Wählerinitiative "Pro Grafschaft". Die Erwartungen an ihn sind hoch. "Wir sehen unsere Zukunftschancen, was die Entwicklung angeht, eher in Richtung Niederlande als in östlicher Richtung nach Niedersachsen", sagt der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Michael Rilke.

Willeme macht keinen Hehl daraus, dass er wieder als Bürgermeister arbeiten will. "Das ist der schönste Scheiß-Beruf der Welt", sagt er lächelnd. In dieser Funktion werde man von vielen angegriffen, aber man könne auch viel bewegen. Willemes Gegenspieler heißt Thomas Berling. Der 44-Jährige ist Geschäftsführer des Tierparks Nordhorn und tritt als Kandidat der SPD an.