Heide-Klinikum in Soltau legt Station vorübergehend still. Hartmannbund: “Das ist erst der Anfang“. Das Klinikum sucht 14 zusätzliche Ärzte.

Soltau/Lüneburg. Der Ärztemangel in ländlichen Regionen führt zu akuten Problemen. Nachdem die Elbe-Jeetzel-Klinik in Dannenberg ihre Schmerzambulanz schließen musste, ist nun auch die medizinische Versorgung in Soltau eingeschränkt. Erst einmal bis zum kommenden Montag wurde die Innere Abteilung 1 C des Heidekreis-Klinikums stillgelegt. Die Patienten kamen in anderen Stationen unter. Für seine Standorte in Soltau und Walsrode sucht die Krankenhaus-Leitung 14 zusätzliche Ärzte. Bisher ohne Erfolg. Schon Anfang des Jahres war eine Station tagelang nicht besetzt.

"Ärztemangel, kranke Mitarbeiter und die Urlaubszeit haben uns zu diesem Schritt gezwungen", sagte Geschäftsführer Norbert Jurczyk. Honorarkräfte seien im Sommer kaum zu finden und erheblich teurer als angestellte Ärzte. Während diese Probleme in den Großstädten kaum bekannt sind, können junge Ärzte in der Weiterbildung nur schwer für Einsätze an Kliniken auf dem Lande bewegt werden. In Damp, im Kreis Wilhelmshaven und anderswo in Niedersachsen und Schleswig-Holstein werden Prämien von mehreren Tausend Euro ausgelobt, um Nachwuchsmediziner anzulocken.

"Es gibt einfach nicht genügend Idealisten, die in dörflichen Regionen arbeiten möchten", sagte Holger Schmidt aus Uelzen, Sprecher der niedergelassenen Ärzte im Bezirk Lüneburg, dem Abendblatt. Versorgung, Angebot und Umfeld seien in den größeren Städten attraktiver. Die Versorgungslücke beträfe weniger Ober- oder Chefärzte, sondern den Nachwuchs. In Ebstorf zum Beispiel habe ein Arzt seine Praxis trotz intensiver Bemühungen nicht verkaufen können, sodass sie nun verwaist ist. Und auch in Wieren kann ein Landarzt partout keinen neuen Partner für seine Gemeinschaftspraxis gewinnen.

"Die Kliniken in der Peripherie haben Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden", bestätigt Sven De Noni, Sprecher des Marburger Bundes in Niedersachsen. Zwar gebe es insgesamt ausreichend Nachwuchs, doch wandere dieser häufig ins Ausland ab, wo Arbeitszeiten und Bezahlung besser seien. Einen weiteren Grund für den Mangel an qualifiziertem Fachpersonal sieht De Noni im Mehraufwand durch administrative Tätigkeiten.

"Der Ärztemangel ist dramatisch", teilte der Hartmannbund mit. Es zeige sich, dass die Krankenhausträger nicht bereit seien, sich den strukturellen Entwicklungen anzupassen. Die Schließung in Soltau sei "erst der Anfang". Um weiterhin eine wohnortnahe medizinische Versorgung gewährleisten zu können, müssten Anreize für Landärzte geschaffen werden. Dazu zählen höhere Honorare sowie eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.