Wenige Monate nach ihrer goldenen Hochzeit soll der 78-Jährige seine Frau zerstückelt haben

Nindorf. Der Mord von Nindorf ist für die Menschen in dem niedersächsischen Dorf bei Buxtehude schwer zu begreifen. Am Freitag soll das ehemalige SPD-Ratsmitglied der Gemeinde Beckdorf, der 78-jährige Otto H., seine 79-jährige Frau getötet und zerstückelt haben. Die Körperteile soll er anschließend an Feldwegen, Waldrändern und an einer Kiesgrube verteilt und angezündet haben. Gestern Morgen hat eine Spaziergängerin die Arme des zerstückelten Opfers gefunden. Sie lagen an einem Wegesrand im nahe gelegenen Apensen und waren wie andere Teile des Leichnams angezündet worden. Die Unterschenkel des Opfers werden laut der Polizei weiterhin vermisst.

Die Frage nach dem Warum beschäftigt derweil die Menschen im Landkreis Stade. Der Stader Polizeisprecher Rainer Bohmbach geht davon aus, dass das Verhältnis zwischen beiden Ehepartnern - sie hatten erst vor wenigen Monaten ihre goldene Hochzeit gefeiert - seit vielen Jahren zerrüttet war und sich die Lage immer weiter zugespitzt habe. Irgendwann sei alles hochgekocht und habe am Freitag zu der Gewaltexplosion geführt.

Diese Vermutung wird von Aussagen der Nachbarn gestützt, die das Ehepaar als sehr zurückgezogen und "kurios" beschreiben. Der 78-Jährige, der unter anderem wegen wiederholten Anpöbelns von Kindern und wegen Hausfriedensbruchs mehrfach angezeigt und somit der Polizei bekannt war, soll laut Nachbarn ein überaus unangenehmer Zeitgenosse gewesen. Er soll starke Stimmungsschwankungen gehabt haben und immer wieder urplötzlich aufbrausend gewesen sein.

Laut Polizei soll Otto H. in der Vergangenheit etwa grundlos und unvermittelt ein Kind mit einem Gehstock geschlagen und auch mehrfach Kinder belästigt haben. Otto H. galt als Rüpel-Opa im Dorf.

Trotz des Rätselratens über die Ursache der Gewalteskalation warnen Experten davor, vorschnell Schlüsse zu ziehen, und stattdessen Ermittlungs- und Forschungsergebnisse abzuwarten. "Eine Diskussion über die möglichen Ursachen für eine solche Tat wäre zum jetzigen Zeitpunkt hoch spekulativ", sagt Professor Sabine Nowara vom Kölner Institut für Kriminologie.

Am Sonntag ist Otto H. in seinem Haus festgenommen worden. Die Polizei hatte am Wochenende bei einer Hausdurchsuchung Beweismaterial gefunden, das den Verdacht erhärtet, dass Otto H. seine Frau umgebracht hat. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Tötung und anschließende Zerstückelung der Frau in dem gelben Backsteinhaus stattgefunden hat. Welches Werkzeug der Täter dafür benutzt hat, ist nicht bekannt. Der Wagen des Mannes, ein silberfarbener Opel Astra, werde derzeit noch vom Polizeilabor untersucht. Die Polizei geht davon aus, dass in dem Wagen die Leichenteile an die verschiedenen Fundorte in einem Umkreis von etwa fünf Kilometern gebracht wurden.

Dem Amtsgericht Stade reichten die von der Polizei vorgelegten Indizien aus, um einen Untersuchungshaftbefehl wegen Mordes zu erlassen. Die Beweislage sei "erdrückend", heißt es bei der Polizei. Der mutmaßliche Täter befindet sich seit Sonntag in Untersuchungshaft, die Stader Staatsanwaltschaft bereitet gegen den dringend tatverdächtigen Mann eine Anklage wegen Mordes vor. Der genaue Zeitpunkt des Mordes steht derweil noch nicht fest. Dieser muss von der Gerichtsmedizin anhand der Brandspuren an den Leichenteilen rekonstruiert werden.

Otto H. habe bei seiner Festnahme am Sonntag sehr überrascht gewirkt, berichtet der Polizeisprecher. Der Rentner hat bestritten, für die grausige Tat verantwortlich zu sein. Seitdem schweigt er zu dem Fall.