Die Landesgartenschau endet am 9. Oktober. Danach sollen eine Wasserski-Anlage und ein Kulturzentrum Besucher locken.

Norderstedt. Bevor die zweite schleswig-holsteinische Landesgartenschau nach Norderstedt kam, war dort, wo sich bisher mehr als 300 000 Tagesbesucher an bunten Prachtbeeten entlanggeschoben haben, eine unansehnliche Industriebrache an einem Baggersee. Auf den 72 Hektar Land am östlichen Rand der Stadt im Kreis Segeberg entstanden für mehr als 20 Millionen Euro ein imposanter Stadtpark und eine gelungene Gartenschau.

Nachdem die Halbzeit der Gartenschau erreicht ist, fragen sich viele, was nach dem Ende des Großereignisses am 9. Oktober aus dem Gelände wird. Was kann bleiben? Was kommt dazu? Und vor allem: Was wird das kosten?

In Norderstedt wurde schon immer über ein Konzept für die Nachnutzung der Landesgartenschau nachgedacht. Für die Geschäftsführer der eigens gegründeten städtischen Stadtpark GmbH hat die Kommunalpolitik ein klares Ziel formuliert. Die etwa acht Millionen Euro an Investitionen für die Gartenschau müssen sich über das Ereignis refinanzieren. 600 000 Besucher müssen bis zum 9. Oktober gekommen sein, damit die "schwarze Null" möglich wird. Wenn die Gartenschau vorbei ist, kommen etwa 300 000 Euro an jährlichen Pflegekosten für den großen Stadtpark auf die Norderstedter Stadtkasse zu. Mindestens 100 000 Euro davon soll der Park jährlich erwirtschaften.

Der bange Blick des Marketing-Geschäftsführers der Gartenschau, Kai Jörg Evers, richtet sich deshalb in diesen Tagen oft gen Himmel. Aus dichten Wolken fällt zu viel Regen. Und der vertreibt zahlende Kundschaft. "Bisher hatten wir mehr Besucher als kalkuliert. Durch die Schlechtwetterperiode fehlen uns jetzt 10 000 Besucher. Unsere Reserven sind aufgebraucht", sagt Kai Jörg Evers.

Das Ziel der "schwarzen Null" ist also in Gefahr, sollte das Wetter nicht sommerlicher werden. Nur so könnte das spektakuläre Strandbad am glasklaren Badesee im Herzen der Schau noch zum erwarteten Publikumsmagnet werden. Das Bad ist auch Kern des Nachnutzungskonzeptes gemeinsam mit einer Wasserski-Anlage, die nach der Schau im See aufgebaut wird. Das Cateringunternehmen Polster, das auf der Gartenschau für die Verpflegung der Gäste sorgt, wird nach dem 9. Oktober eine dauerhafte Gastronomie auf der Seepromenade betreiben.

Zusammen mit dem Kulturwerk am See, dem zum Kulturzentrum umgebauten ehemaligen Fabrikgebäude auf dem Gelände, soll für die nötige Besucherfrequenz im Norderstedter Park gesorgt werden.

Kai Jörg Evers möchte dazu weiter Großereignisse nach Norderstedt holen. Etwa den Schleswig-Holstein-Tag, ein publikumsträchtiges Stelldichein der Vereine und Verbände im Land. Die für die Gartenschau entstandene Waldbühne, eine in den Hang gebaute Sitzstufenanlage, soll sich zum lauschigen Konzertort in der Metropolregion entwickeln. Kunst- und Kulturveranstaltungen hätten hier ihre Bühne, aber auch das alternative "Schall und Rausch"-Festival der linken Szene.

Den opulenten Blumenbändern und Pflanzinseln, die bisher die Hauptdarsteller am Stadtparksee waren, steht wohl eher der jähe Abgang von der Bühne bevor. "Allein die Blumenfelder im Feldpark der Gartenschau würden uns in der Pflege jährlich mehr als 100 000 Euro kosten. Unbezahlbar für die Stadt", sagt Evers. In einer Klausurtagung im Laufe des Augusts wollen die Macher der Gartenschau über das Schicksal jedes Beetes und jedes Pflanzkübels entscheiden.

Wenn es nach Gartenschau-Pastor Gunnar Urbach geht, soll auch die transparente Kuppelkirche, das "Himmelszelt", stehen bleiben. "Die Stadt Norderstedt muss sich fragen, ob ein Kulturwerk, Wasserski und ein Strandbad für die Attraktivität des künftigen Parks ausreichen."

Weitermachen wollen auch die Betreiber des Bauernhofes, der Kunstwerkstatt Natur, des biblischen Obst- und Weingartens und des interkulturellen Gartens. "Wir bieten allen Betreibern Gespräche über die Zukunft des Stadtparks an. Es muss immer ein Konzept und einen Träger geben", sagt Kai Jörg Evers. Denn viel Geld wird Evers nach der Gartenschau vermutlich nicht zu verteilen haben.