Die Polizei nimmt drei Männer und eine Frau fest. Sie verübten seit Oktober 21 Überfälle. Auch ein Hamburger Hotel ist unter den Tatorten.

Rotenburg. Die Hartnäckigkeit der Bande überraschte selbst Fahnder der Polizei. Drei Männer im Alter von 21, 22 und 24 Jahren sowie eine 22 Jahre alte Frau haben seit Oktober zwischen Hamburg und Bremen 21 Überfälle auf Spielhallen, Tankstellen und Schnellimbisse begangen. Einige Geschäfte raubten sie sogar mehrmals aus. Nach bisherigen Ermittlungen erbeutete das Quartett dabei etwa 30 000 Euro.

Am Dienstag nahmen Spezialeinheiten der niedersächsischen Polizei die vier nach ihrem vorerst letzten Raubzug in ihrem Heimatort Sittensen fest. Der Haupttäter ist ein 21 Jahre alter Mann. Er war an allen Überfällen beteiligt. Entweder überfiel er die Geschäfte allein oder in Begleitung des 24-jährigen Komplizen. Letzterer war bereits zu einer Gefängnisstrafe wegen Raubes verurteilt worden. Der Haupttäter war der Polizei zuvor schon wegen Diebstahls aufgefallen.

"Zunächst war es schwierig, Gemeinsamkeiten bei den zahlreichen Überfällen zu erkennen", sagt Detlev Kaldinski, Sprecher der zuständigen Polizeiinspektion Rotenburg. So trugen die Räuber stets unterschiedliche Kleidung. Irgendwann allerdings fiel den Ermittlern auf, dass sich die Beschreibungen der Täter ähnelten. In den Aussagen von überfallenen Tankstellen- und Spielhallenmitarbeitern tauchten immer wieder die gleichen Angaben zu Alter und Größe der Räuber auf. Immer wieder wurde dieselbe Waffe beschrieben und erwähnten die Opfer, dass der oder die Täter zurechtgeschnittene Nylonstrümpfe als Masken trugen.

Vier der 21 Überfälle beging die Bande in Hamburg. Am 17. Januar überfielen die Räuber die Autobahn-Raststätte Stillhorn. Neben Geld ließen sich die bewaffneten Männer auch drei Stangen Marlboro aushändigen. Am 10. März kamen sie erneut in die Hansestadt und überfielen das Hotel Baseler Hof an der Esplanade (Neustadt).

Offenbar fühlten sich die Täter zu diesem Zeitpunkt bereits sicher. Schließlich hatten sie schon 16 Überfälle begangen. Noch am Montag vergangener Woche überfielen sie zum zweiten Mal den Baseler Hof. Sie zwangen nicht nur den Nachtportier um 3.04 Uhr, Geld aus der Rezeptionskasse herauszugeben, sie nahmen sich auch noch Zeit, den Tresor zu öffnen. Auf ihrer Fahrt nach Sittensen stoppten sie für einen weiteren Überfall, wieder war es die Raststätte Stillhorn. Die Männer flüchteten von dort mit Zigaretten und Geld. Auch dieses Mal blieb die Fahndung der Polizei erfolglos.

"Die Täter haben eine ungewöhnlich hohe kriminelle Energie an den Tag gelegt", sagt Polizeisprecher Detlev Kaldinski. Dass Täter eine "derartige Schlagzahl" bewiesen, komme sehr selten vor. "Für uns ist das ein Novum", so Kaldinski. Vor einiger Zeit hätten sich Hinweise auf die vier Verdächtigen ergeben. Wie genau die Fahnder ihnen auf die Spur kamen, sagt Kaldinski nicht.

Sicher ist nur, dass der 21-jährige Haupttäter in der Nacht zum Dienstag in Bremen eine Spielhalle überfiel. Die 22 Jahre alte Komplizin steuerte den Fluchtwagen, einen VW Polo. Gemeinsam fuhren sie mit ihrer Beute nach Hause. In Sittensen warteten schon Beamte des Mobilen Einsatzkommandos. Kurz darauf nahmen diese auch die beiden 22 und 24 Jahre alten Brüder fest. Während der jüngere lediglich als Fahrer bei einigen Taten beteiligt war, hatte der ältere gemeinsam mit dem Haupttäter mehrere Geschäfte überfallen.

Der 21-Jährige gab bei der Vernehmung alle Überfälle zu. Die Frau habe bei acht Überfällen als Fahrerin fungiert. Bei den übrigen habe sie lediglich ihren Wagen als Fluchtauto zur Verfügung gestellt. Das Quartett wurde einem Haftrichter vorgeführt. Es drohen bis zu 15 Jahre Gefängnis.

Das Motiv der Bande war Geldnot. Mit der Beute finanzierten die Räuber ihre Spielsucht.