In Elmshorn musste eine 24-Jährige aussteigen, weil sich Fahrgäste über Babygeschrei beschwerten. Bürgermeisterin Fronzek meldet sich zu Wort.

Elmshorn. Der Betrieb ist noch jung. Seit Dezember organisiert das Busunternehmen Die Linie aus Kellinghusen mit 14 Bussen den öffentlichen Stadtverkehr auf sieben Linien in Elmshorn. Nun sorgt Die Linie für einen Eklat. Einer der 35 Busfahrer hat eine junge Mutter mit ihrem schreienden Baby des Busses verwiesen.

Zwei ältere Frauen sollen sich auf der Linie 6501 über das Weinen des drei Monate alten Kindes beim Fahrer beschwert haben. Die 24 Jahre alte Jasmin T. musste daraufhin mit ihrer kleinen Tochter aussteigen und zu Fuß weiterlaufen. "Ich war so überrascht, dass ich mich nicht einmal gewehrt habe", wird sie in den "Elmshorner Nachrichten" zitiert. Eine Viertelstunde habe sie an jenem Sonntag, den 6. März, mit dem Kinderwagen durch die Kälte zu ihren Schwiegereltern laufen müssen.

Zu erreichen ist die junge Frau derzeit nicht. Ihr Vater sagte gestern dem Abendblatt. "Sie hat eine neue Handynummer." Offenbar war ihr das Aufsehen, das sie mit ihrer Aussage auslöste, zu viel geworden.

Die Empörung über das unfassbare Verhalten des Busfahrers ist groß. Elmshorns Bürgermeisterin Brigitte Fronzek sagte zu dem Vorfall: "Das geht natürlich gar nicht." Für sie sei aber mit der Entschuldigung des Busunternehmens der Fall erledigt, sagte die Verwaltungschefin. "Bislang hatten wir keinerlei Beschwerden über diesen Busbetrieb. Das war mit dem vorherigen anders." Das habe schon mal Behinderte an der Haltestelle stehen lassen.

Christian Jacobs, zuständiger Fahrdienstleiter bei Die Linie, bedauert den Zwischenfall. "Wir haben mit der Mutter telefoniert und uns schriftlich entschuldigt." Mit dem betreffenden Busfahrer habe er aber noch nicht sprechen können. Der komme erst Ende der Woche wieder in den Betrieb. "Ich will erst mit ihm reden und seine Sicht der Dinge hören, bevor es Konsequenzen gibt." Eigentlich sei es "ein sehr erfahrener Busfahrer", der wissen müsste, wie mit schwierigen Situationen umzugehen sei. Für die betroffene Mutter werde sich das Unternehmen noch etwas einfallen lassen, um ihr "eine Freude zu machen", kündigte Jacobs an.

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Nach Angaben von Gisela Becker, Sprecherin des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV), gelten die HVV-Beförderungsbedingungen für alle mehr als 30 Unternehmen, die im HVV zusammengefasst sind. "Das ist wohl sehr unglücklich gelaufen. Das tut uns im Namen des HVV sehr leid." Laut Paragraf 3 können Personen nur dann aus dem Verkehrsmittel gewiesen werden, wenn sie "eine Gefahr für die Sicherheit oder Ordnung des Betriebes oder für die Fahrgäste darstellen", also berauscht sind, ansteckende Krankheiten haben oder Waffen mit sich führen. "Beim HVV ist nicht gewollt, dass Babys vor die Tür gesetzt werden", sagte Gisela Becker dem Abendblatt. Für die Fahrbetriebe sei der Umgang mit den Fahrgästen ein "hoch sensibles Thema", versicherte Ralf-Dieter Pemöller, Vorstandssprecher der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH), mit 550 Bussen und 40 Prozent Marktanteil Nummer zwei in der Hansestadt. "Unsere 1300 Busfahrer werden jedes Jahr geschult, wie sie sich in solchen Fällen zu verhalten haben." Da lernten sie, wie sie deeskalierend auf Fahrgäste einwirken können, die andere im Bus belästigen, vom Alkohol berauscht sind oder gewaltbereit erscheinen. "Da muss der Fahrer ruhig und besonnen reagieren und beschwichtigend auf sie einwirken", erklärt Pemöller.

Und es gebe zudem eine Dienstanweisung, dass niemand ein Kind oder einen Jugendlichen "irgendwo in der Pampa stehen lassen darf, nur weil er keinen Fahrschein hat", betont der VHH-Chef. "Das ist strengstens untersagt. Es sei auch klar geregelt, dass Mütter mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer im Bus während der Fahrt sicher stehen müssen, um Unfälle und Verletzungen zu vermeiden, betont der VHH-Vorstand. Wenn alle sicheren Plätze im Mittelgang des Busses belegt seien, könne es passieren, dass mal jemand auf den nächsten Bus warten müsse.

Jens-Uwe Früchtenicht, Betriebsleiter der Kreisverkehrsgesellschaft in Pinneberg, sagt: "Der Fahrer hätte auf die älteren Frauen beschwichtigend eingehen sollen." Die Kommentare in mehreren Internetforen sind da noch etwas deutlicher: Sie finden einhellig, die genervten älteren Damen hätten aussteigen sollen, nicht die Mutter mit ihrem Baby.