25 Firmen in der Metallbranche im Norden ziehen die Tariferhöhung um zwei Monate vor. Die Einkommen steigen um 2,7 Prozent.

Hamburg. Mehr als 30 000 Beschäftigte im Norden können sich im Februar über höhere Löhne und Gehälter freuen. Sie arbeiten in den 25 Betrieben in Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und dem nordwestlichen Niedersachsen, in denen die Tariferhöhung um zwei Monate vorgezogen wird. Hintergrund ist eine Einigung zwischen der Gewerkschaft IG Metall und dem Arbeitgeberverband Nordmetall von Anfang 2010. Beide hatten vereinbart, dass bei einer sich bessernden Konjunktur die Tariferhöhung vorgezogen werden könnte. Die Einkommen der Belegschaften steigen jetzt schon Ende Februar statt zum April um 2,7 Prozent. In Hamburg haben 14 der 25 Firmen, die sich für eine vorzeitige Erhöhung des Entgelts entschieden haben, ihren Standort. Sie beschäftigen zusammen 11 000 Mitarbeiter.

Im Norden ist das Mercedes-Werk in Bremen mit 12 500 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber, der die Regelung umsetzt. An der Elbe gilt dies für das Werk des Autokonzerns mit 2500 Beschäftigten. Dazu erhöhen in Hamburg der Maschinenbauer Hauni in Bergedorf, der Gabelstaplerbauer Still, Philips Medical und Medizin Systeme sowie Hydro Aluminium wie auch in der Hansestadt ansässige Bereiche des Siemens-Konzerns die Löhne. "Die Beschäftigten im Norden profitieren von dem überraschend schnellen Aufschwung in Branchen wie der Automobilindustrie und dem Maschinenbau", sagte Jutta Blankau, die Bezirksleiterin Küste der IG Metall.

"Für Hamburg fehlen uns aber noch einige Betriebe, die den Schritt noch vollziehen könnten", sagte Gewerkschaftssekretärin Ina Morgenroth. Dies könne aber noch nachgeholt werden.

Allerdings wird es beim Gabelstaplerbauer Jungheinrich keine vorzeitige Tariferhöhung geben. "Unser Markt hat sich zwar auch im vierten Quartal weiter erfreulich entwickelt. Wir haben aber das Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht", sagte Jungheinrich-Sprecher Markus Piazza dem Abendblatt. Das Unternehmen hatte für seine Beschäftigten im Herbst jedoch jeweils mehrere Hundert Euro in die Altersversorgung eingezahlt.

Auch bei Airbus steigen die Löhne erst zum April. Hintergrund hier ist, dass es beim Flugzeugbauer wegen des hohen Auftragsbestandes auch in der Krise keine Einschränkungen wie etwa Kurzarbeit gegeben hatte.

Insgesamt habe die Metall- und Elektrobranche im Norden 2010 "gut zugelegt", sagte der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Nordmetall, Thomas Klischan, dem Abendblatt. Klischan hält es vor allem für einen Erfolg der Tarifverhandlungen, dass auch beim Entgelt eine auf die einzelnen Firmen zugeschnittene, flexible Anpassung vereinbart werden konnte. "Es hätte dabei auch die Möglichkeit gegeben, die Tariferhöhungen über den April hinaus nach hinten zu verschieben. Ich kenne aber heute kein Unternehmen mehr, das davon Gebrauch machen würde", sagte Klischan.

Die höheren Löhne werden sich auch auf das Wachstum in Deutschland auswirken, glaubt der Konjunkturchef des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), Michael Bräuninger. "Wichtig ist aber vor allem das Signal, dass die Jobs sicher sind und die Wirtschaft sich entwickelt. Das führt zu mehr Zuversicht bei den Menschen", sagte er. Durch den höheren Konsum würden zudem Investitionen vor allem im Handel beflügelt.

Im Norden liegt die Quote der Beschäftigten, die von den Erhöhungen profitieren, insgesamt noch niedriger als im Bundesschnitt. Sie beträgt bei 140 000 Mitarbeitern gut 21 Prozent, während die IG Metall bundesweit mit mehr als 40 Prozent rechnet. Der Süden der Republik profitiert dabei von der florierenden Autoindustrie und davon, dass dort mehr Konzerne ihren Stammsitz haben. Zudem haben gerade die Werften die Krise noch nicht überwunden. Immerhin haben aber zuletzt die Hamburger Sietas Werft, die Betriebe in Wolgast und Stralsund sowie die Meyer Werft neue Aufträge erhalten. "Das zeigt erste Signale zum Besseren", sagte Nordmetall-Hauptgeschäftsführer Klischan. Beim Bremer Megayachtbauer Lürssen und der Tochter Lürssen-Kröger sind sie schon deutlich. Hier werden die Lohnerhöhungen ebenfalls auf Februar vorgezogen.