Heute um 16 Uhr Demo für Pflegekind Dennis in Winsen

Winsen. Mit einer Demonstration vor dem Jugendamt in Winsen wird die Pflegeelterninitiative Pfeil Harburg heute um 16 Uhr ihre Anteilnahme am Fall des Hamburger Pflegekindes Dennis ausdrücken, der nach fünfeinhalb Jahren vom Jugendamt aus der Pflegefamilie genommen wurde und seit vier Wochen in einem Heim lebt.

Dass es sich dabei um keinen Einzelfall handelt, zeigen zahlreiche Leserzuschriften. "Der Artikel über Dennis hat uns tief berührt, weil wir viele der beschriebenen Situationen aus eigener leidvoller Erfahrung aktuell erleben müssen", schreiben Petra und Michael Schuster (Namen geändert). "Wir sind der Familie 'Schneider' dankbar, dass sie den Schritt in die Öffentlichkeit getan hat. Auch bei uns gibt es ein leeres Kinderzimmer! Wir wohnen im Süden Hamburgs und lebten elfeinhalb Jahre mit unserem Pflegesohn zusammen. Er kam mit zweieinhalb Jahren zu uns.

Im Januar 2011 hatten wir in der Familie besondere Belastungen zu bewältigen. Statt uns in dieser schwierigen Situation zu unterstützen, wurde er aus der Familie herausgenommen, in einem Kinderheim untergebracht und verlor sein bisheriges intaktes soziales Umfeld. Der erforderliche Kontakt zu unserem damals 14 Jahre alten Pflegesohn wurde und wird seitdem massiv behindert, er konnte uns nur durch anwaltliche Unterstützung in unregelmäßigen Abständen besuchen. Die zum Wohle unseres Pflegesohns dringend erforderliche Kommunikation zwischen allen Beteiligten herzustellen ist uns bis heute nicht gelungen.

Im März 2012 forderte er bei seinem Vormund schriftlich regelmäßige Wochenendbesuche bei uns ein. Auch über diesen Wunsch ist mit uns bis heute nicht gesprochen worden. Im April ist er aus dem Heim geflohen. Nach zwei Tagen der Suche kam uns eine Idee, wo er sich aufhalten könnte. Diese haben wir Polizei und Jugendamt gesagt. In der Zeit rief eine Mitarbeiterin des Jugendamts bei der Mutter eines seiner Freunde an und wollte ihr verbieten, mit uns zu sprechen.

Inzwischen ist er wieder in dem Heim. Seit diesem Zeitpunkt vor fast zwei Monaten ist ihm der Kontakt zu uns vollständig und unbefristet verboten worden. Es ist beschämend und traurig, wie mit Pflegekindern und Pflegeeltern umgegangen wird. Kinder und Jugendliche, die Schutz und emotionale Sicherheit benötigen, werden ,umplatziert' und destabilisiert. Die jahrelange gewachsene Beziehung wird mit einem Verwaltungsakt beendet. Warum wird so massiv gegen uns Pflegeeltern vorgegangen? Wenn man zukünftig Pflegeeltern als Ersatzeltern gewinnen will, ist eine Verbesserung ihrer rechtlichen Position zugunsten des Pflegekindes dringend erforderlich."