Berliner bezahlt für frühere Nazi-Immobilie das Zehnfache des Preises, den der Bund kassierte

Prora. Der leer stehende Block I der ehemaligen Nazi-Immobilie in Prora auf Rügen ist bei einer Auktion für 2,75 Millionen Euro - und damit für das Zehnfache des vom Bund vor sechs Jahren erzielten Kaufpreises - versteigert worden. Käufer sei ein Berliner Investor, der Erfahrungen im Bereich der Grundstücksentwicklung habe, sagte Auktionator Mark Karhausen nach der Versteigerung in Berlin.

Das Mindestgebot für das 450 Meter lange Gebäude, in dem sich zu DDR-Zeiten das NVA-Ferienheim "Walter Ulbricht" befand, hatte bei 798 000 Euro gelegen. Mit seinem Millionengebot setzte sich der Berliner, der telefonisch an der Auktion teilnahm, gegen fünf weitere schriftlich vorliegende Gebote durch. Ein klassisches Bietergefecht habe es nicht gegeben, sagte Karhausen.

Der zwischen 1936 und 1939 errichtete Koloss von Prora sollte ursprünglich eine große Ferienanlage der Nationalsozialisten werden. Der insgesamt 4,5 Kilometer lange Komplex ging jedoch als "Seebad der 20 000" nie in Betrieb. Nach Ende des Krieges wurde das Areal militärisch genutzt.

Im Jahr 2004 hatte der Bund mit dem Verkauf der fünf noch weitgehend intakten Blöcke begonnen. Historiker hatten den Bund damals kritisiert, sich mit dem Verkauf aus der historischen Verantwortung stehlen zu wollen. Insgesamt flossen aus dem im Herbst 2011 abgeschlossenen Verkauf der Immobilie 3,45 Millionen Euro an den Bund. Bis auf eine Jugendherberge sind Umbauten und Investitionen an dem Mega-Bau bisher ausgeblieben.

Das Dokumentationszentrum Prora, das als Mieter im Block III um die Verlängerung seiner Mietverträge bangt, hatte das Verkaufskonzept des Bundes kritisiert. Der Leiter des Zentrums, Jürgen Rostock, sieht nach dem Millionenverkauf vom Sonnabend seine Befürchtungen bestätigt, dass Prora zu einem Spekulationsobjekt verkommt.

Im Jahr 2006 zahlte Ulrich Busch, Sohn des Arbeiterliedersängers Ernst Busch (1900-1980), 455 000 Euro für die Blöcke I und II. Zwei Jahre später verkaufte er den Block I an einen österreichischen Bauunternehmer, der seine Immobilie jetzt versteigern ließ.

Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben wies die Kritik zurück, die Super-Immobilie zu billig verkauft zu haben. "Damals war nicht mehr zu erreichen gewesen", sagte der Rostocker Niederlassungsleiter Raymund Karg.

Die Bundesanstalt hatte einen Genehmigungsvorbehalt im Vertrag durchgesetzt, um zu prüfen, ob sich möglicherweise rechtsextreme Gruppen in die frühere Nazi-Immobilie einkaufen. Diese Befürchtungen hätten sich nicht bewahrheitet. Bei dem neuen Käufer handele es sich um einen bedeutenden und bekannten Berliner Bauträger, sagte Karg. Zu dessen Plänen wurde nichts bekannt. Der Bebauungsplan sieht Ferien- und Eigentumswohnungen sowie einen Hotelabschnitt vor.