Treibhauseffekt unter doppeltem Tunnel. Landwirt verkauft die Stangen auf dem Hamburger Isemarkt

Neetze. So früh war der Spargel in der Region um Lüneburg seit Jahren nicht: Gestern hat ein Landwirt in Neetze die ersten Stangen des beliebten Frühlingsgemüses geerntet. Am Freitag will er sie auf dem Isemarkt in Hamburg verkaufen.

Rund 15 Kilometer östlich von Lüneburg gelegen, ist der Sandboden in der Ostheide für Spargel ideal. Etwas nördlicher, nahe der Elbe, ist der Marschboden zu kalt und zu verdichtet, die Stangen ließen sich nicht ohne Weiteres aus der Erde ziehen.

Seit genau 50 Jahren baut Familie Strampe weißen und grünen Spargel an, und jedes Jahr bilden sich die Eheleute Dagmar und Peter Strampe fort. Ihr Ziel: sämtliche Kulturtechniken zu nutzen, um den Zeitpunkt der Ernte vorzuziehen. Im Gegensatz zu konventionellen Betrieben, die auf Wachstumsbeschleuniger wie Folien verzichten, können sie einige Woche vor den Wettbewerbern am Markt sein. Technik und wohl auch der Klimawandel gehen dabei Hand in Hand. "Früher war es eine Sensation, am Geburtstag meines Vaters, am 17. April, Spargel zu haben", erinnert sich Dagmar Strampe, 41.

Heute wäre der Termin für den Betrieb ein Desaster. Denn seit Jahren schon stechen die Erntehelfer der Strampes die ersten Stangen Anfang April - und in dieser Saison bereits im März. Der Trick der Landwirte: Über den Dämmen liegen seit Ende Februar nicht nur eine schwarze Folie und ein Tunnel aus einer zweiten Kunststoff-Schicht. In diesem Jahr haben die Spargel-Sprinter erstmals zusätzlich einen zweiten, höheren Tunnel über jeweils zwei Reihen gebaut. Ein doppelter Treibhauseffekt. Draußen Frühling, drinnen Hochsommer: Scheint die Sonne, sind im Tunnel ganz schnell 30 Grad. Trotzdem war der Frost im Februar wichtig für die Spargelernte. "Ohne Kältereiz funktioniert der Austrieb nicht richtig", erklärt Landwirt Peter Strampe.

160 Kilogramm für den Verkauf im eigenen Hofladen in Neetze haben Strampes Erntehelfer gestern gestochen, zur Hochsaison werden es bis zu 7000 Kilo täglich sein. Wie viel der erste Spargel aus der Region am Freitag auf dem Isemarkt kosten wird, weiß Strampe noch nicht genau, aber es werden in etwa zwölf Euro pro Kilo sein.