Bischof Ulrich zieht zwiespältige Bilanz nach 35 Jahren Nordelbischer Kirche

Rendsburg. Die Kirche ist jetzt doch bereit, den Opfern der Ahrensburger Missbrauchsfälle materielle Unterstützung anzubieten. In seinem Bericht an die Nordelbische Synode kündigte Bischof Gerhard Ulrich gestern eine Kommission an, an die sich Geschädigte wenden können. Der Arbeit sollen Kriterien zugrunde liegen, die mit der Evangelischen Kirche in Deutschland abgestimmt sind. Darüber hinaus habe die Kirchenleitung ein Gesamtkonzept zur Prävention auf den Weg gebracht.

Zum Auftakt der letzten Nordelbischen Synode hatte Ulrich eine zwiespältige Bilanz der 35-jährigen Geschichte der Landeskirche gezogen. Nordelbien sei eine lebendige Kirche "mit viel spiritueller Kraft", zudem "weltoffen und bodenständig", sagte der Vorsitzende der Kirchenleitung in Rendsburg vor den 140 Kirchenparlamentariern. Allerdings habe sie seit ihrer Gründung ein Drittel ihrer Mitglieder verloren. Nach aktuellen Zahlen sind es derzeit knapp zwei Millionen. Am Pfingstsonntag wird sich die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland gründen, ein Zusammenschluss von Nordelbien, der pommerschen und mecklenburgischen Kirche.

Als Profil der Nordkirche forderte Ulrich eine evangelische Spiritualität, die Gott ins Zentrum rückt - nicht soziologische oder ökonomische Fakten und nicht Kirchenstrukturen. Zudem müsse die Nordkirche den Menschen das Gefühl von Heimat bieten. Im politischen Bereich sollte die Kirche ihre Stimme erheben - etwa für Hebammen, Langzeitarbeitslose, Asylbewerber oder mit Klima-Kampagnen. Die Nordkirche müsse aber auch finanziell handlungsfähig bleiben. "Ein unbedachtes Hineinschliddern in eine Schuldenfalle oder in wirtschaftliche Handlungsunfähigkeit ist keine Glaubenstugend, sondern Dummheit."