Zollfahnder spüren immer mehr Rauschgift, illegale Arzneimittel und gefälschte Markenprodukte auf

Hamburg/Bremen. Schwarzgeld klein gefaltet in Überraschungseiern, Scheine und Drogen versteckt in Kakaopulver, wasserfest verpacktes Kokain: Der Zoll in Norddeutschland hat im Jahr 2011 unter anderem rund 632 Kilogramm Kokain, 57 Kilogramm Amphetamine und 38 Millionen geschmuggelte Zigaretten beschlagnahmt. Dies sind nur einige Beispiele für die erfolgreiche Arbeit der norddeutschen Zollfahnder, die ihre guten Ergebnisse aus 2010 im vergangenen Jahr in vielen Bereichen erneut steigern konnten.

"Besonders herausragende Erfolge konnten sie bei der Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität erzielen", sagte Sabine Heise, Leiterin des Zollfahndungsamtes Hamburg bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2011. Der Bezirk des ZFA Hamburg umfasst die Bundesländer Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und die Stadt Bremerhaven.

Als größte Leistung der Fahnder nennt Heise zwei große Funde an Kokain. Im Februar 2011 stieß die Ermittlungsgruppe Hafen auf einen Container aus Bolivien - er sollte lediglich Holzmöbel enthalten. "Die Ermittler hatten den richtigen Riecher und kontrollierten die Ladung gründlich", sagte Sabine Heise. Neben den Möbeln entdeckten die Zollmitarbeiter Holzbretter, in denen 320 Kilogramm Kokain eingearbeitet waren. Einige Monate später wurden auf einem Bananenfrachter hinter der Ladung 200 Kilogramm des Rauschgifts aufgespürt. "Zwei an Bord des liberianischen Schiffes aufgegriffene blinde Passagiere waren die mutmaßlichen Drahtzieher des Schmuggels." Sie sitzen in Untersuchungshaft.

Zum Vergleich: Im Jahr 2010 wurden insgesamt 133, also rund 500 Kilogramm Kokain weniger beschlagnahmt. Die Menge der sichergestellten Amphetamine konnte zudem mit 57 Kilo mehr als verdoppelt werden. Die positiven Ergebnisse bei der Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität erklärt sich die Leiterin des Zollfahndungsamtes durch die "gute internationale Zusammenarbeit und die gute Vernetzung innerhalb der eigenen Behörde".

Auch im Kampf gegen den Handel mit illegalen Doping- und Arzneimitteln haben die Hamburger Zollfahnder 2011 Erfolge erzielt. "Die Verfahren im Bereich des illegalen Anabolikahandels stiegen um 850 Prozent an", sagte Sabine Heise, die die Jahresbilanz gemeinsam mit der Bundesfinanzdirektion Nord präsentierte. Bereits im vergangenen Mai machten Fahnder nach mehrmonatigen Ermittlungen eine Gruppe von Kriminellen im Kieler Raum dingfest und hoben ein Untergrundlabor in einer Kieler Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung aus. Dort wurden 67 387 Tabletten und 1324 Ampullen mit Anabolika und verschreibungspflichtigen Arzneimitteln beschlagnahmt. Insgesamt wurden rund 81 100 Anabolikatabletten sichergestellt. "Das ist ein schöner Erfolg", sagte Heise. "Es ist toll, dass wir auch im Anabolikabereich, in dem das Internet eine bedeutsame Rolle spielt, Fuß fassen und immer mehr der gigantischen Strukturen aufdecken können."

Der Zigarettenschmuggel macht weiterhin einen wesentlichen Anteil der Tätigkeit der norddeutschen Zollfahnder aus. Insgesamt beschlagnahmten sie vergangenes Jahr 38 Millionen Stück unversteuerte Zigaretten. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein deutliches Plus von 42 Prozent.

Ein Dauerbrenner ist zudem der Schmuggel von Plagiaten. "Bei der Produktpiraterie nahm die Zahl der Verdachtsfälle um mehr als 20 Prozent zu", sagte Sabine Heise. Der Bremer Zoll verzeichnete in der Hansestadt und im Nordwesten Niedersachsens rund3300 Warenfälschungen. Zu der Ausbeute zählten auch 250 Motorroller, sagte der Leiter des Bremer Hauptzollamtes, Jörg Winterfeld. Deren Vergaser waren minderwertige Fälschungen. "Sie waren so konstruiert, dass sie zu Bränden hätten führen können." Die entdeckten Plagiate reichten von Sportschuhen über Hundekörbe und Unterhaltungselektronik bis hin zu nachgeahmten Potenzpillen.

Zu den exotischen Erlebnissen der Bremer Zöllner zählte im vergangenen Jahr ein Mann, der einen reich verzierten Stoßzahn aus Elfenbein am Bremer Flughafen im Gepäck mit sich führte. Als die Beamten das illegale Mitbringsel entdeckten, gab er an, den Stoßzahn und eine größere Menge undefinierter Salben und Pulver für kultische Riten zu benötigen. Da die Zollvorschriften auch für Voodoo keine Ausnahmen erlauben, landete alles in der Asservatenkammer.