Innenminister will, dass Senioren freiwillig ihre Fahrtüchtigkeit prüfen lassen

Hannover. Bei der Zahl der Unfalltoten hat Niedersachsen seine traurige Stellung als Schlusslicht der westlichen Bundesländer noch ausgebaut. Im vergangenen Jahr starben 540 Menschen auf den Straßen, 12,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Bundesweit lag der Anstieg im Schnitt bei 9,2 Prozent.

"Die Geschwindigkeit muss herunter", kommentierte Innenminister Uwe Schünemann (CDU) diese Zahlen gestern mit Blick auf die häufigsten Ursachen. 372 Personen starben außerhalb von Ortschaften auf Landstraßen. Auf zu hohe Geschwindigkeiten lässt auch eine andere Zahl schließen: 189 der Getöteten kamen bei Baumunfällen ums Leben, 38 mehr als im Vorjahr.

Es sind vor allem zwei Problemgruppen, bei denen die Zahl der Toten überdurchschnittlich gestiegen ist. In der Risikogruppe der jungen Fahrer zwischen 18 und 24 Jahren starben 122 Menschen, ein Anstieg um fast 26 Prozent. 22,6 Prozent aller Unfalltoten stammen aus dieser Problemgruppe. Und sogar um 57 Prozent auf 140 stieg die Zahl der getöteten Senioren ab 65 Jahren. Erfreulich dagegen: Von 18 auf jetzt nur noch acht ist die Zahl der im Straßenverkehr getöteten Kinder zurückgegangen.

Junge Polizeibeamte sollen künftig in Fahrschulen den jungen Fahrschülern die Risiken von Raserei, rücksichtslosem Überholen und Alkohol am Steuer verdeutlichen. Auf Landkreisebene werden dafür Konzepte entwickelt vor allem für besonders betroffene Regionen wie Oldenburg, das Emsland und die Grafschaft Bentheim.

Eingeführt wird außerdem eine elektronische Unfallauswertung, um künftig die Unfallschwerpunkte noch genauer zu erkennen. "Es ist bei der Polizei ausgeschlossen, dass wir Fallenstellerei machen", versicherte Schünemann. Aber die Unfallauswertung solle durchaus genutzt werden, um gezielter an Schwerpunkten Radargeräte einzusetzen. Ältere Fahrer als zweite Risikogruppe will der Minister über Plakate in Arztpraxen ermuntern, ihre Fahrtüchtigkeit überprüfen zu lassen. Freiwilligkeit geht dabei für Schünemann vor Zwang, Er hält nichts davon, die Fahrtüchtigkeit von einem bestimmten Alter an generell infrage zu stellen.

Pro eine Million Einwohner gab es in Niedersachsen im vergangenen Jahr 68 Tote im Straßenverkehr, in Schleswig-Holstein waren es nur 42 und in Hamburg nur 19 (das heißt, in Niedersachsen starben 3,5-mal so viele Verkehrsteilnehmer wie in Hamburg). Übertroffen wird Niedersachsen nur von den neuen Bundesländern. Hier ist Mecklenburg-Vorpommern mit 87 Toten trauriger Spitzenreiter.