Streitobjekt ist die ehemalige Kanzlei, um die es beim Disput zwischen Kubicki und seinem ehemaligen Partner Trutz Graf Kerssenbrock geht.

Kiel. Schleswig-Holsteins FDP-Spitzenkandidat Wolfgang Kubicki hat am Wochenende ein Wechselbad der Gefühle erlebt. Am Sonnabend feierte er in Kiel mit der ersten Garde der Bundes-FDP seinen 60. Geburtstag. Am Sonntag berichtete der "Spiegel" vorab von einem Rosenkrieg, den der Rechtsanwalt und sein früherer Kanzleipartner Trutz Graf Kerssenbrock (58, CDU) mit Strafanzeigen ausfechten.

"Ich finde es schade, dass es dazu gekommen ist", sagte Kubicki. "Das Ganze ist eine traurige Sache", meinte auch Kerssenbrock. Die Schuld für den Schmuddel-Streit um viel Geld und harte Vorwürfe wie Betrug und versuchte Erpressung buchten beide Juristen im Gespräch mit dem Abendblatt auf das Konto des jeweils anderen.

Fakt ist, dass Kubicki und Kerssenbrock mehr als ein Jahrzehnt (1995 bis 2009) in einer Kanzlei stritten - und im selben Bürotrakt ein Steuerberater residierte, der auch die Kasse der FDP-Landtagsfraktion prüfte. Nach Darstellung von Kerssenbrock soll der Steuerberater über Jahre keine Miete gezahlt, die Kanzlei so um fast 450.000 Euro geprellt haben, und das alles angeblich mit Wissen Kubickis. Der Liberale wies das als "Quatsch" zurück und bekam Rückendeckung von der Staatsanwaltschaft Kiel. Ihre Sprecherin Birgit Hess bestätigte gestern, dass eine von Kerssenbrock im Januar erstattete Anzeige zumindest gegen Kubicki ins Leere lief. "Wir haben mangels Anfangsverdacht keine Ermittlungen aufgenommen." Über Kubickis Konter ist noch nicht entschieden: Er zeigte in der vergangenen Woche Kerssenbrock an. Vorwurf: falsche Verdächtigung sowie versuchte Erpressung, weil Kerssenbrock angeblich versucht haben soll, Kubicki mit Blick auf den nahen Wahltermin unter Druck zu setzen.

Der Graf streitet das ab: "Ich habe lange versucht, mich gütlich mit Herrn Kubicki zu einigen." Dass es jetzt im Vorwahlkampf Schlagzeilen gebe, sei "reiner Zufall". Kerssenbrock hatte als eifriger Aufklärer der Barschel-Pfeiffer-Affäre 1987 Schlagzeilen gemacht und war trotz Sperrfeuers aus der CDU von 2000 bis 2005 in den Landtag zurückgekehrt. Für mehr als ein kurzes Comeback des streitlustigen Grafen reichte es allerdings nicht.

Kubicki ist als Anwalt weiter gut im Geschäft. Kerssenbrock arbeitet heute für eine andere Kieler Kanzlei. (ubi)