In Niedersachsen kaufen immer mehr Menschen Wald - um Kaminholz zu schlagen und sicher zu investieren

Hannover. Die einen wollen nur ihr eigenes Brennholz schlagen, die anderen haben den Wald als sichere Geldanlage entdeckt. Immer mehr Menschen wollen ein Stück Wald kaufen und bewirtschaften. Die Niedersächsischen Landesforsten profitieren davon. "Inzwischen gehen fast täglich Anfragen ein", berichtet ihr Sprecher Stefan Fenner. Wer Interesse hat, muss sich sputen. Die Nachfrage ist bereits größer als das Angebot. Und in zwei Jahren wollen die Landesforsten den Verkauf ganz einstellen - dann hat der Landesbetrieb alle Zahlungsverpflichtungen gegenüber dem Land erfüllt.

Ob offener Kamin, Bollerofen oder großer Heizkessel für Holzpellets: Die Zahl der Holzheizanlagen ist laut Landwirtschaftskammer in Niedersachsen kontinuierlich gewachsen, das Gros stellen inzwischen die Scheitholzöfen. Allein von 2009 auf 2010 stieg der Holzverbrauch aller Anlagen mit weniger als einem Megawatt Leistung um zehn Prozent auf 2,7 Millionen Festmeter.

Nur wenige Waldbesitzer können von der Forstwirtschaft leben

Insgesamt 1,1 Millionen Hektar Wald gibt es in Niedersachsen, 330 000 Hektar gehören den Landesforsten, den großen Rest teilen sich rund 60 000 private Waldbesitzer. Und die haben dank der großen Nachfrage vor allem durch Neubauten vom Reihenhaus bis zur Fabrikhalle im vergangenen Jahr eine Rekordernte von 1,9 Millionen Festmetern beim Holz erzielt. Genaue Zahlen nennt die Landwirtschaftskammer nicht, spricht aber von "guten Erträgen nach wirtschaftlich schwierigen Jahrzehnten". Allein von der Forstwirtschaft leben könnten dennoch nur wenige Waldbesitzer, die durchschnittliche Fläche beträgt lediglich etwa elf Hektar.

Aber auch Frank Haufe aus der Forstabteilung der Landwirtschaftskammer hat registriert, dass es nicht nur Menschen mit Holzöfen sind, die Flächen nachfragen: "Wirtschaftliche Unsicherheiten und wenig rentable Konditionen an den Kapitalmärkten haben auch das Interesse mancher Investoren auf den Wald gelenkt." Das Angebot ist beschränkt: So haben die Landesforsten seit 2005 rund 6400 Hektar veräußert. Zum Vergleich: In Hamburg gibt es insgesamt 4700 Hektar Wald, aber der wird nicht verkauft.

Zurzeit sind Flächen von drei bis 48 Hektar im Angebot

"Die Nachfrage ist seit Jahren größer als das Angebot", sagt dazu Fenner mit Blick auf den Markt in Niedersachsen. Ganz billig ist der Spaß auch nicht. Je nach Lage und Baumbestand kostet der Hektar Wald zwischen 15 000 und 25 000 Euro. Fichtenwald in der Lüneburger Heide etwa ist deutlich billiger als ein alter Laubwald nahe der Stadt.

Wer ein Stück Wald in Niedersachsen bei den Landesforsten kaufen will, kann sich im Internet informieren. Die Angebote werden öffentlich ausgeschrieben und aufgelistet. Meist handelt es sich um Randstücke oder isolierte Stellen. Aktuell reicht das Angebot von Flächen mit drei bis 48 Hektar.

Der Erwerb von Wald bringt Pflichten mit sich. Forst und Flur müssen gepflegt werden; dazu zählen die Aufforstung sowie der Schutz vor Schädlingen und Schäden durch Wild. In regelmäßigen Abständen muss der Wald freigeschnitten werden, um Platz für Jungpflanzen zu schaffen und gutes Wachstum zu garantieren. Die örtlichen Förster helfen, aber kontrollieren auch die Waldbesitzer.

Für neue Eigentümer ist auch dies gewöhnungsbedürftig: Es gilt das "freie Betretungsrecht", jedermann darf den Forst zu Erholungszwecken nutzen, als Spaziergänger, Jogger oder beim Versteckspiel. Wer Wald kauft, um sich unabhängig von steigenden Energiepreisen zu machen, der sollte allerdings noch einmal nachrechnen. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen warnt: "Derjenige, der wertvolles Stammholz für den Ofen sägt, hat auf jeden Fall zu teuer geheizt." Auch auf ausreichende Vorräte sollte man achten. Im strengen Winter 2010/2011 gab es in einzelnen Regionen Niedersachsens wochenlang Lieferengpässe.