Im Jahr 2000 wollte Niedersachsen die Hansestadt ins Boot holen

Wilhelmshaven. Im Jahr 2000 machte der niedersächsische Ministerpräsident Sigmar Gabriel (SPD) in einem Interview mit dem Abendblatt dem Nachbarn Hamburg das Angebot, gemeinsam mit Bremen einen Tiefwasserhafen zu bauen. Der 26. Oktober 2000 versprach dann ein historisches Datum zu werden. Nach Jahrhunderten der Konkurrenz verständigten sich Hamburg, Bremen und Niedersachsen auf die Feststellung, ein dritter großer Containerumschlaghafen an der Küste neben Hamburg und Bremen sei erforderlich. Am 30. März 2001 einigten sich die drei Regierungschefs, also Gabriel für Niedersachsen, Ortwin Runde für Hamburg und Henning Scherf für Bremen auf den Standort Wilhelmshaven.

Aber im Mai 2002 schlug Hamburg, inzwischen CDU-regiert, die Beteiligung an der JadeWeserPort-Entwicklungsgesellschaft dann doch noch aus. Damit begann der Wettlauf zwischen Bremen und Niedersachsen mit dem Bau des Tiefwasserhafens einerseits und dem Kampf von Hamburg gegen Widerstände aus Niedersachsen für eine erneute Elbvertiefung. Und selbst wenn Wilhelmshaven jetzt mit massiven Problemen zu kämpfen hat wegen der schadhaften Kaje, der Hafen dürfte angelaufen werden, lange bevor die Elbvertiefung abgeschlossen ist. Am 5. August soll der erste Containerriese anlegen - ein Termin, auf den sich dann weniger als ein halbes Jahr vor der Landtagswahl Ministerpräsident David McAllister (CDU) bereits freut. Es ist das größte Infrastrukturprojekt des Landes seit Jahrzehnten.

Wegen des tideunabhängig tiefen Wassers und der vor wenigen Tagen angekündigten Rabatte von fast 50 Prozent bei den Liegegebühren während der ersten sechs Jahre gibt es künftig neben Hamburg und Bremen einen dritten Player im Kampf um erhoffte wachsende Umschlagzahlen. In der gemeinsamen Gesellschaft hat Bremen ein Vetorecht, von den Kosten von 600 Millionen Euro trägt Niedersachsen 480 Millionen und Bremen 120 Millionen. Das Flächenland erhofft sich in der strukturschwachen Region Arbeitsplätze nicht nur direkt im Hafen.