68 Jahre alte Frau stirbt durch Stich- und Schnittverletzungen. Polizei nimmt ihren Freund als Tatverdächtigen fest

Reinbek. Rot-weiße Absperrbänder stoppen Besucher des Sachsenwaldes nahe Aumühle im Kreis Herzogtum Lauenburg. Hinter der Absperrung suchen Polizisten das Gelände ab, die Spurensicherer tragen weiße Schutzanzüge und Handschuhe. Der Grund ist eine grausige Entdeckung im Gehölz: Ein Radfahrer hat dort am Sonntag eine Frauenleiche gefunden.

Sie lag im Unterholz des Fichtenwaldes, etwa 300 Meter entfernt von der Fürstenbrücke und dem Spezialitätenrestaurant Fürst Bismarck Mühle. Inzwischen steht fest: Es handelt sich um die Leiche einer 68-jährigen Frau, die durch ein Gewaltverbrechen ums Leben gekommen ist. Unter dem dringenden Verdacht, sie umgebracht zu haben, steht ihr 45 Jahre alter Freund. Er wurde festgenommen.

Die getötete Frau lebte in der Nähe des Fundortes in einer sozialen Einrichtung, genauere Angaben über ihren Wohnort wollte die Polizei gestern nicht machen.

Es war reiner Zufall, dass die Leiche entdeckt wurde, und lag schließlich nur an der erhöhten Sitzposition eines Radfahrers, der auf einem Weg am Fundort vorbeifuhr. Spaziergänger hätten die Frau möglicherweise nie im Unterholz entdeckt. Der Radfahrer rief die Polizei. Der alarmierte Notarzt konnte nur noch den Tod der Frau feststellen. Der Leichnam wies derart schwere Verletzungen auf, dass sofort klar war: Es handelt sich um ein Gewaltverbrechen.

Die Mordkommission der Lübecker Bezirkskriminalinspektion nahm daraufhin die Ermittlungen auf. Spezialisten sicherten Spuren im Wald. Während der Ermittlungsarbeit der Polizei waren Teile des Sachsenwaldes, eines beliebten Ausflugsziels, für Spaziergänger und Radfahrer gesperrt.

Ob der Fundort auch der Tatort ist, wollte die Polizei gestern aus ermittlungstaktischen Gründen nicht mitteilen. "Die Leiche hat mehrere Stunden an dem Fundort gelegen", sagte Stefan Muhtz, Sprecher der Polizeidirektion Lübeck. Und sie sei bekleidet gewesen. Da die Getötete aber keine Papiere oder andere Gegenstände bei sich hatte, die eine schnelle Identifizierung ermöglicht hätten, musste auch ihre Herkunft ermittelt werden. Der Leichnam der Frau wurde in die Lübecker Gerichtsmedizin gebracht. Dort wurde er gestern obduziert. Stich- und Schnittverletzungen waren für das Opfer tödlich, stellten die Gerichtsmediziner fest.

Im Laufe der Ermittlungen der Mordkommission geriet der 45 Jahre alte Freund des Opfers immer stärker ins Visier der Polizei. Als sich die Beweise gegen ihn verdichteten, wurde er noch vorläufig festgenommen. "Die Festnahme erfolgte in der Wohnung des Beschuldigten in Reinbek", sagte der Lübecker Oberstaatsanwalt Günter Möller. Weitere Angaben zur Tat machte Möller nicht. Der Verdächtige sollte dem Haftrichter in Lübeck vorgeführt werden, die Staatsanwaltschaft wollte einen Haftbefehl gegen ihn wegen des Verdachts auf Totschlag beantragen.

Das mögliche Motiv für die Tat ist noch unklar, dass es sich um eine Beziehungstat handeln könnte, wollte Oberstaatsanwalt Möller nicht ausschließen. Die Ermittlungen der Polizei dauern unterdessen noch an. So wurde unter anderem der Fundort des Leichnams gestern noch einmal von Polizisten nach Beweismitteln untersucht. Daran beteiligt waren auch Beamte aus Eutin.

Im Sachsenwald wurden in der Vergangenheit immer wieder Leichen von Spaziergängern, Wanderern und Radfahrern entdeckt. Zuletzt am 5. März wurde ein Toter in der Nähe des Lokschuppens Aumühle gefunden. Als ein Mann, der im Wald Brennholz gesägt hatte, mit seinem Hund an dem Toten vorbeikam, bemerkte das Tier den Leichnam und führte seinen Besitzer direkt zu ihm.

Bei dem Toten handelte es sich um einen 36 Jahre alten Mann aus Bad Oldesloe. Die Obduktion in der Gerichtsmedizin ergab, dass er eines natürlichen Todes gestorben war. Wie lange er schon im Wald gelegen hatte, konnte nicht mehr genau festgestellt werden. Da die Polizei eine Straftat ausschließen konnte, stellte sie die Ermittlungen ein.