Hamburg. Wer sich das Aufräumen vorgenommen hat, muss den inneren Schweinehund überwinden. Aber der hat oftmals die Aufschieberitis perfektioniert. Daher sollte man besser der Unordnung vorbeugen. Und das gelingt mit einigen Tricks ganz gut, wie Sabine Haag, Ordnungscoach und Bloggerin aus Mainz, aus Erfahrung weiß.
Wer beispielsweise dazu neigt, abends bei der Heimkehr nur Jacke und Mütze noch ordentlich an die Garderobe zu hängen, alles andere aber wie Post, Schlüssel oder Kopfhörer achtlos auf den Boden zu werfen, dem empfiehlt Haag eine leere Box oder einen Korb auf den Boden zu stellen und diese Dinge in diese Behältnisse zu werfen. „Dann muss man nichts aufräumen – und doch landet all der Kram in einer ordentlichen Hülle und ist im Bedarfsfall schnell zu finden. Deckel zu - und gut ist“, sagt Sabine Haag.
Eine andere Möglichkeit: Man sorgt für genügend Ablageflächen im Flur. Folglich hängt man den Schlüssel an ein entsprechendes Brett, legt die Post auf einen kleinen Sekretär ab und sorgt für Abstellmöglichkeiten für Schuhe und Kleidung. Keine Sorge: Hersteller bieten hier bereits sehr interessante und schmale Lösungen an.
Weggeben, was nicht gebraucht wird
Haken hinter oder an der Tür für Kleidung, die man noch nicht sofort in der Wäsche geben möchte, ist ein weiterer Vorschlag von Sabine Haag. „Damit kann man Klamottenbergen auf einem Stuhl oder Hocker im Schlafzimmer entgegenwirken“, sagt der Ordnungsprofi. Da man erfahrungsgemäß dazu neigt, mehr Dinge aufzubewahren als man braucht, raten Profis wie Lothar Seiwert, Experte für Zeitmanagement und Co-Autor des Buchs „Simplify your Life“ dazu, regelmäßig auszumisten. „Einfach weniger besitzen, kann schon die Lösung sein!“ Doch auch er weiß: „Der Mensch ist ein Jäger und Sammler.“ Deswegen rät er, zumindest die Größe des Besitzstands im Auge zu behalten. „Kaufe ich ein neues Buch, gebe ich ein altes ab.“ Diese Empfehlung gilt vor allem für den Kleiderschrank. Denn: „20 Prozent der Klamotten ziehe ich zu 80 Prozent an“, sagt Seiwert. „Davon kann ich ableiten: Alles, was ich ein halbes Jahr nicht getragen habe, kann weggeben werden.“
Aber wie geht man hier am besten vor? Ordnungscoach Rita Schilke aus Berlin rät, alles zunächst zu sichten und zu sortieren. „Ich empfehle meinen Kunden, sich kleine, zu bewältigende Ziele vorzunehmen – also erst einmal nur eine Schublade, ein Schrankfach aufzuräumen.“ Dann seien Ergebnisse schnell sichtbar, und man sei motiviert für das nächste Vorhaben. „Die nächste Schublade muss auch nicht direkt am folgenden Tag angepackt werden“, rät Rita Schilke. Die Fachfrau empfiehlt zudem, sich alle drei Monate einen Termin zum Aufräumen vorzunehmen. „Eingetragen wird dieser in den Kalender und am besten so behandelt, als wäre es ein Termin beim Zahnarzt oder Friseur.“ Mehr als drei Stunden sollte man sich dafür aber auf keinen Fall vornehmen. Sonst werde diese Arbeit als zu mühevoll empfunden, so Schilke.
Alle Dinge sollten ihren Platz haben
Ist das Ausmisten geschafft, sollte man der goldenen Regel folgen: Wenn Gegenstände ihren festen Platz haben, fällt „Ordnung halten“ einfacher. Zumal es Zeit und Nerven kostet, wenn Dinge immer wieder von einem Fleck an den nächsten geräumt werden. Deswegen rät Sabine Haag dazu, sich Boxen in das Bücherregal oder die Schränke zu stellen: „Da kann man diversen Kleinkram hineinwerfen – und er ist erst einmal aus den Augen und trotzdem im Bedarfsfall wieder schnell zur Hand.“ Das gilt übrigens auch für den Balkon. Wer hier Töpfe, Blumenerde und Grillutensilien übersichtlich zur Hand haben möchte, sollte sich ein wetterfestes, schmales Regal zulegen. Ordnungscoach Jill Tatzreiter aus Ratingen berichtet auf ihrer Homepage www.ord-endlich.de, dass sie bei einem großen schwedischen Möbelhändler fündig wurde. Letztlich sollte man sich aber nichts vormachen: Das Aufräumen in bestimmten Abständen bleibt trotzdem notwendig. Da sind sich alle Experten einig. Ordnungscoach Rita Schilke gibt die Empfehlung, die Dinge sofort an ihren Platz zurückzustellen, sobald man sie nicht mehr verwendet. „Mit dieser guten Gewohnheit schaffe ich es, dass meine Wohnung eigentlich immer aufgeräumt ist. Und es braucht nicht viel, um sich dies, wie regelmäßiges Zähneputzen anzugewöhnen.“ Aber sie fügt ergänzend hinzu: „Ein bisschen Disziplin gehört schon dazu.“
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