Ausgefallene Möbel, die einem Raum Individualität verleihen und uns im besten Fall ein Leben lang begleiten

Hamburg. Ob wir noch wohnen oder schon leben - welche Frage stellt der skandinavische Inneneinrichter in seinem TV-Spot eigentlich? Die lustig gemeinte Werbung impliziert doch wohl, dass wir uns unmotiviert in lieblos möblierten Wohnungen aufhalten, wenn wir nicht bei ihm einkaufen. Unter Wohnen versteht ein jeder im Idealfall, sich nach Möglichkeit so einzurichten, dass man sich wohlfühlt. Jeder nach seinem Geschmack und seinen finanziellen Möglichkeiten. Darum kaufen wir in großen Möbelhäusern tatsächlich zunächst die Dinge, die wir zum Leben brauchen, insofern ist der Werbespruch nicht ganz falsch. Die Möbel aber, um die es uns hier geht, sind Lieblingsstücke.

Oft müssen wir auf ein Lieblingsstück sparen, den Kauf wohl überlegen

Was wäre Wohnen ohne solche Einzelstücke, die es eben nicht in großer Stückzahl in riesigen Möbelhäusern auf der grünen Wiese zu kaufen gibt? Und was wäre die Einrichtungswelt ohne die Schönheit der Formen, das Spiel mit den Materialien, die farbliche Komposition, die Haptik der edlen Stoffe?

Besondere Stücke bereichern unsere Wohnräume. Wir träumen von ihnen - so lange, bis wir sie endlich zu Hause haben. Dann begleiten sie uns im Idealfall ein Leben lang, egal, welche Stilveränderungen unsere Einrichtung durchmacht. Solche vermeintlichen Unikate fallen uns ins Auge - ganz plötzlich, zum Beispiel bei einem Einkaufsbummel durch Hamburgs Innenstadt oder eben gerade nicht auf einer der typischen Einkaufsmeilen. Wenn wir dann dieses besondere Möbelstück entdecken, durchzuckt uns der Gedanke wie ein Blitz: Das muss ich haben, ich weiß schon genau, wo es stehen soll!

Ein schnell entschlossener Kauf ist aufgrund des Preises nicht immer möglich, oft müssen wir auf so ein Lieblingsstück sparen oder zumindest überlegen, worauf wir zugunsten dieser Anschaffung verzichten können. Den Schnäppchenjäger in uns sollten wir aber in so einem Fall vertrösten, er darf ein anderes Mal zum Zuge kommen.

Natürlich haben die Klassiker des Möbeldesigns - Le Corbusier, Eames, Panton, Thonet - ihren Preis. Sie liefern seit Langem solche Lieblingsstücke für unser Zuhause. Wer sich von ihnen inspirieren lassen möchte, sollte zunächst das "Fredericianum" an der Kaiser-Wilhelm-Straße 9 aufsuchen. Beim Betreten des Geschäfts kommt man ins Staunen: Prächtige Einzelstücke sind hier versammelt. Lüster, Paravents, Samt, Edelstahl, einige Sitzelemente warten darauf, ergänzt durch eine Auswahl an Stoffproben, dass sich jemand entscheidet, welche Farben und Muster den Renaissance-Stuhl oder das Artdeco-Sofa schmücken sollen.

Frederik Lipper betreibt das Geschäft, zusätzlich designt er auch Interieur, entwirft und fertigt edle Kaminfassaden - sogar der getreue Nachbau eines Kamins aus dem Weißen Haus in Washington steht in seinem Verkaufsraum. Hier ein liebenswertes Unikat zu entdecken, ist für viele ein Kinderspiel.

Die Phasen des Entdeckens, des Überlegens, Davon-Träumens kennt auch Ralf Geerling von seiner Kundschaft nur zu gut. Der Geschäftsführer von "Mossapour" am Ballindamm 7 versteht sich als Vermittler, Berater und Kaufmann. Der Innenarchitekt hat sich zudem dem Wohndesign verschrieben, lebt seine Überzeugung und lässt uns teilhaben, indem er uns Türen öffnet in die neuen Welten des Wohndesigns. "Wenn mir gelegentlich ein besonderes Möbel vorschwebt, das ich nicht beschaffen kann oder es in der Vorstellung des Kunden so nicht gibt, dann zeichne ich meine Idee auch auf, und wir lassen davon wenige Ausführungen anfertigen", sagt er. So ein Stück wird mithin dann auf Wunsch auch Realität, und bleibt kein bloßer Traum.

Jeder weiß, wie das besondere Möbel den Weg in ein neues Zuhause findet

Dieser Schreibtisch aus Esche und Leder zum Beispiel. Ein in seiner Schlichtheit elegantes, fast zartes Möbel. Es verlangt reflexartig ein Handauflegen. Das Material schmeichelt, man meint, seinen Duft riechen zu können. Und ganz allmählich entwickelt sich die Vorstellung im Kopf: Der passt doch ideal in den Übergangsbereich vom Wohnzimmer zum Essbereich. Das alte Sideboard stört dort schon lange. Und der Laptop würde darauf sicher gut wirken - ein vorsichtiger Blick aufs Preisschild: Das ist doch machbar! Einmal investiert, wird der schöne Tisch viel Freude bereiten. Jeder hat diese Erfahrung sicherlich schon gemacht und weiß, wie ein Lieblingsmöbel den Weg in ein neues Zuhause gefunden hat.

Auch bei "Richard Hamburg" an der Wexstraße 32a kann man auf eine besondere Auswahl an Designobjekten treffen. Weltweit sammelt Inhaber Richard Lotzmann schönes Interieur und hält es für seine Kundschaft bereit. Der Einrichtungsprofi arbeitet seit Jahren als Produzent und Stylist für Hochglanzmagazine im Wohnsektor und hat seit Ende 2009 hier in der Neustadt sein eigenes Geschäft. Neuerdings bietet Richard Hamburg sogar eine eigene Wohnlinie an: runde Poufs und Kissen, hergestellt aus reiner Wolle - ganze Sitzlandschaften lassen sich daraus zusammenstellen. Wer also noch auf der Suche ist nach seinem ganz eigenen Lieblingsstück, das dem Zuhause das gewisse Etwas verleiht, der sollte in den kleinen, oft inhabergeführten Möbel- und Interieurgeschäften der Stadt stöbern. Ein Lieblingsstück erkennt man ja sofort - wer kann, lässt es sich zur Not sogar anfertigen.