Der kleine Arbeitsplatz zu Hause wird immer beliebter. Die Käufer achten zunehmend auf das Design, Funktionalität und Stauraum sind zweitrangig beim Kauf

Knapp die Hälfte der Arbeitszeit sitzen Angestellte heute noch an ihrem Schreibtisch, wie die Studie Office 21 der Fraunhofer Gesellschaft festgestellt hat. Worte wie „Smart working cul-tures“ fallen in diesem Zusammenhang – die Büroarbeit wird flexibel, multilokal und nachhaltig. Vor diesem Hintergrund erhält das Homeoffice eine neue Bedeutung und damit auch die Möbel, die für das Arbeiten in den eigenen vier Wänden entworfen werden. Dienten früher Schreibtische mit Lederauflage, Telefonanlage und große Abmessungen als Statussymbol, kommen heutzutage Mitarbeiter, die ihre Arbeit im Flugzeug oder unterwegs auf kleiner Fläche erledigen, groß heraus. Diese Entwicklung spiegelt sich nicht nur in den Büros, sondern auch am heimischen Arbeitsplatz wider.

Laptop, Handy und Internet sind dabei die wichtigsten Mitspieler am flexiblen Arbeitsplatz. Aktenordner, Unterschriftenmappen und Hängeregistraturen gehören dagegen der Vergangenheit an und spielen beim Kauf des Schreibtisches kaum eine Rolle. „Nach wie vor erleben wir Kunden, die sich ein regelrechtes Arbeitszimmer einrichten. Meist, wenn die Kinder aus dem Haus gehen“, sagt Henrik Marks, Inhaber des Marks Einrichtungshauses.

Doch bis es zu der Umnutzung des Kinderzimmers kommt und damit der Schreibtisch im Wohn- oder Esszimmer einen Platz findet, ist es besonders wichtig, dass er sich in das übrige Interieur integriert. „Im Grunde kann man heutzutage sein Büro mit aufs Sofa nehmen. Deshalb werden die neuen Schreibplätze vor allem als Ablagefläche für Elektronik konzipiert. Die Ladestation für das Notebook und Handy, sowie eine Kabelführung stehen im Vordergrund“, erklärt Marks. Das Modell PS 10 des Herstellers Müller Möbelfabrikation erfüllt diese Anforderungen an den modernen Kleinstschreibtisch. Er ist mit Schubladen und Aufbewahrungsfächern sowie Kabelkanal und Steckerleiste ausgerüstet.

Sibylle Scharbau vom Hülsta Studio Scharbau erlebt, dass die Kunden nicht mehr so stark Funktion und Stauraum im Blick haben, sondern vermehrt auf das Design des kleinen Arbeitsplatzes achten. Die Schreibtische wirken wie elegante Einzelmöbel, deren Funktion sich erst beim zweiten Blick zeigt. Deshalb werden sie auch völlig unkompliziert mitten im Raum positioniert und müssen sich nicht an die Wand drücken.

„Besteht Platzmangel in der Wohnung, empfehlen wir Schreibplätze, die sich in ein Regal in Systembauweise integrieren lassen. Wird dann daran gearbeitet, muss man sich nur einen Stuhl vor die Schreibplatte stellen“, erklärt Sibylle Scharbau die Raumsituation. Für diese Fälle empfiehlt die Expertin das Programm Mega-Design des Herstellers Hülsta, das es in unterschiedlichen Ausführungen, Farben und Materialien gibt.

Ein Comeback feiert der Sekretär. Bereits im 18. Jahrhundert war der kleine Schreibplatz mit vielen Schubladen, Geheimfach und teilweise mit Intarsien in Mode. Heutzutage kommt er als moderner Arbeitsplatz wieder. Die zeitgemäßen Vertreter dieser Spezies sind auf das Wesentliche reduziert und haben hinter der hochklappbaren Schreibfläche meist nur wenig Platz für Arbeitsutensilien.

Manche Designer reduzieren die Modelle sogar so stark auf das Wesentliche, dass ihre Schreibplätze ganz ohne Beine auskommen und fast schwebend an der Wand hängend ihre Dienste anbieten. Für Menschen, die am Arbeitsplatz dennoch ein paar Akten oder Bücher unterbringen möchten, haben italienische Designer der Firma B&B Italia einen kleinen Schreibtisch entworfen, der sich im Handumdrehen über ein Regal schieben lässt und im unbenutzten Zustand als Konsole eine gute Figur macht. All die Entwürfe zeigen: Anwesenheitspflicht beim Arbeitgeber und feste Arbeitszeiten waren gestern. Die Arbeitswelt wird immer mobiler und dynamischer. Die Menschen arbeiten zeitlich flexibel an verschiedenen Orten – im Büro, zu Hause oder unterwegs. Klug erdachte Schreibplätze unterstützen die Nutzer.