Die IMM Cologne zeigt, dass Gemütlichkeit weiter hohen Stellenwert hat. Natürliche Materialien ebenso

In wenigen Tagen beginnt die Internationale Möbelmesse IMM Cologne – eine der wichtigsten Leitmessen, auf der neueste Ideen für Möbel, Küchengeräte, aber auch Teppichböden, Vorhänge und Tapeten zu sehen sind. Und damit erhalten wir eine Vorstellung, wie Deutschland wohnen will – beziehungsweise soll.

Das Idealbild sei für viele ein englisches Cottage mit viel Grün drum herum, sagt Markus Majerus, Sprecher des Veranstalters Koelnmesse. Gemütlichkeit sei für viele wichtig. Aber das mit dem gemütlichen Wohnen ist nicht ganz neu.

Man könnte nach dem Comeback der Gemütlichkeit im vergangenen Jahr nun schon von der Gemütlichkeit 2.1 sprechen. Jedenfalls handelt es sich um einen Trend, der nach einer Saison nicht verblasst, sondern weiterhin sehr angesagt ist. Messesprecher Majerus spricht sogar von Megatrend. Einer, der noch eine Weile erhalten bleiben wird.

Wenn Einrichtungsexperten wie Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie von Gemütlichkeit sprechen, meinen sie ein Lebensgefühl. Der Mensch wolle zu Hause durchatmen können, sich zurückziehen von Stress und Hektik des Alltags, von einer Außenwelt, die sich durch das Internet immer schneller zu drehen scheint, erklärt Geismann. Umso mehr gewünscht sei eine Form der Entschleunigung zu Hause.

Und das schafft sich der Mensch, indem er sich nicht einfach nur so einrichtet, wie er es gerne mag. Sondern er legt betont Wert auf Details bei Möbelformen und -eigenschaften, die nicht für Härte und hektischen Alltag stehen. Farben und Stoffe verstärken das Gemütlichkeitsgefühl.

Wie das aussieht? Statt Möbel mit eckigen Kanten sind nun eher runde Formen gefragt. Kuschelige, warme Stoffe wie Strick sind wichtig, Holz auch. Selbst Fliesen sehen aus wie Holzböden. Und ganz wichtig sind dicke, große, weiche Sofas und darauf möglichst viele, viele Kissen, berichtet Geismann. „Die Polster werden weicher. Das passt zur Gemütlichkeit: Ich will weich sitzen, will lümmeln.“

Küchen im Countrystil werden einige Hersteller vorstellen, weiß Majerus. Gefragt seien hier authentische, natürliche Materialien wie Holz, aber gerne in Verbindung mit Metall und Stein. „Ich finde spannend, dass man viele Formen sieht, die an die Natur erinnern.“ Beispielsweise werde die Muschelform aufgegriffen. Bereits im vergangenen Jahr war von all dem auf der Messe die Rede: Schon da waren natürliche Materialien im Kommen. Dazu Geismann: „Es dauert, bis sich Neuheiten zum großen Trend entwickeln.“ Beim Verbraucher komme diese Gemütlichkeitswelle jetzt erst richtig an. Entsprechend viele neue Beispiele seien auf der Messe zu sehen.

Auch wenn sich hier Trends etablieren – die nächsten zeichnen sich schon ab. Erste Anzeichen dafür zeigen sich zum Beispiel auf den gemütlichen Sofakissen, erklärt Farbenexperte Axel Venn aus Berlin. Die neuen Stoffmuster sähen gar nicht gemütlich aus. Statt runder Formen gebe es scharfkantige Dreiecke oder Vielecke. „Bald ist es vorbei mit der biederen Gemütlichkeit“, schließt Venn daraus.

So bleibe zwar die kuschelige, gemütliche Einrichtung, aber ihre Farben und Muster zeigten an, man solle darin nicht einschlafen. „Wir wollen nicht mehr nur vor der Glotze sitzen, nett was knabbern und Rotwein schlürfen“, erklärt der emeritierte Professor für Farbgestaltung und Trendscouting an der Hochschule für Kunst in Hildesheim. „Wir sind heute wieder mehr auf Spannung aus, auf Diskussionen.“

Noch etwas meint Venn erkannt zu haben: „Wir beginnen, uns von der puristischen Einfachheit loszusagen.“ Das zeigen auch die Farben der neuen Wohnwelten an: Sie sind kräftig und klar. Braun, Beige oder Grau wird nicht mehr beigemischt, um sie sanfter zu machen. Im Trend liegen ein reines Weiß, das Gelb-Grün einer Zitrone, Orange, Aquamarin, Giftgrün, Veilchenblau und Preußischblau sowie kräftiges Pink.

Die Messe IMM Cologne ist für Besucher vom 23. bis 25. Januar, jeweils von 9 bis 18 Uhr, am Sonntag von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Vom 19. bis 22. Januar hat nur Fachpublikum Zutritt.