Wer unsicher bei der Wahl von Farben, Möbeln und Stoffen ist, kann schrittweise auf Entdeckungsreise gehen

Wenn etwas nicht einfach ist, dann die Wohnung stilvoll einzurichten. Es mag Menschen geben, die haben einfach ein Händchen dafür. Den anderen helfen ein paar allgemeingültige Regeln und Orientierungshilfen bei der Auswahl und Kombination von Möbeln und Wohndekorationen.

Zunächst gilt es laut Einrichtungsberaterin Doris Thomalla zu fragen: Wie nutze ich einen Raum, was mache ich mit wem zu welcher Zeit und wo? Sitzt man im großen Wohnzimmer nur mit dem Ehemann vor dem Fernseher, oder ist es besser, zwei kleine Räume zu haben, da in einem die Eisenbahn aufgebaut sein soll? Wer neu baut, kann das natürlich steuern. In einem bestehenden Wohngebäude sollte man die Raumverteilung überdenken: Vielleicht ist das Schlafzimmer einfach zu groß, das Kinderzimmer dürfte aber gerne mehr Fläche haben – dann wird getauscht.

Es folgt die Frage: Ist der Raum so optimal genutzt? Manches sieht man sofort: Ein großer Esstisch in einem kleinen Raum, das passt nicht. Eine mächtige Wohnwand kann hier auch viele Möglichkeiten rauben, Regale sind besser. Am besten betrachtet man die Einrichtung einmal auf dem Papier. Den Grundriss aufzeichnen und alle Möbel im Maßstab als Schablonen anlegen. Sie werden nun hin und her geschoben, an neuen Stellen im Raum ausprobiert. „Ich überlege mir dabei auch, welches Möbelstück soll die Hauptrolle spielen“, verrät Thomalla. Das große Sofa oder der vererbte Sekretär werden so gestellt, dass sie zum Hingucker werden.

Als Nächstes gilt es, den eigenen Wohntyp zu finden. Wie man das macht? „Ich sage immer: Sammeln, sammeln, sammeln Sie“, sagt Thomalla. Alles, was einem gefällt – Ausschnitte aus Zeitschriften, Möbelkatalogen, Fotos von gemütlichen Wohnungen, Stoffreste –, wird in einem Order oder einer Kiste gesammelt. Das alles zeigt dann, wie man gern leben möchte – selbst wenn man es direkt nicht erkennt. Wer nicht weiß, in welcher Farbe der Raum gestrichen sein soll: „Bei Frauen hilft oft ein Blick in den Kleiderschrank“, sagt Thomalla. Um eine gute Mischung aus Farben, Formen und auch Materialien zu finden, erstellen professionelle Einrichter ein sogenanntes Moodboard. Grundlage ist hierfür die Kiste oder der Ordner. „Dann werden Muster für Wandfarbe und Tapete sowie eine Farbprobe des gewünschten Sofas dazugenommen“, erläutert die Einrichtungsexpertin. Das alles wird auf Pappe zu einer Collage geklebt. Manche Einrichtungsfirmen haben auch Beispiel-Moodboards ins Internet gestellt oder bieten Vorlagen zum Ausprobieren an.

Thomalla rät grundsätzlich davon ab, ein Sofa zum Beispiel in Apfelgrün zu kaufen. „Bleiben Sie neutral bei großen Möbelstücken.“ Aber apfelgrüne Kissen machten sich toll auf einer braunen Couch.

Da Wandfarben, Tapeten und Teppiche dem Raum sein Gesicht geben, sollte man sich der Wahl absolut sicher sein. Das braucht Zeit – nur ein Gang in den Baumarkt reicht selten. Daneben sollte man sich die Farben in verschiedenen Lichtverhältnissen anschauen. Bei Dämmerung wirkt ein Rot etwa noch gut, bei Sonneneinstrahlung ist es zu dominant. Daher raten Experten: Eine neue Wandfarbe nicht nur anhand einer kleinen Farbprobe auswählen, sondern eine große Pappe anstreichen und im Raum aufstellen.

Wichtig ist, bei der Farbauswahl auf die Raumgröße zu achten. Wird ein kleiner Raum überfrachtet, wirkt er noch beengter. Die DIY-Academy in Köln rät, einen kleinen Raum durch helle, kühle Farben oder kleine Muster optisch zu vergrößern. Niedrige Decken lassen sich mit einem hellen Anstrich strecken. Einen ähnlichen Effekt hat ein vertikales Muster an der Wand, das bis zur Decke reicht.

An den Abenden lebt ein Raum von seiner Beleuchtung. Sie erhellt nicht nur den Raum, sie dekoriert ihn auch. Ist ein Raum gleichmäßig ausgeleuchtet, wirkt er ungemütlich, erläutert die Brancheninitiative Licht.de. Ideal sei eine Kombination aus indirektem, diffusem Licht wie durch Deckenfluter zur Grundbeleuchtung und gebündeltes, direktes Licht durch etwa Downlights oder Spots, die Bereiche hervorheben. Hilfreich ist hier eine Raumanalyse: Wo wird helles Licht gebraucht? Welche Ecken oder Möbel sollen in den Blickpunkt kommen? Nicht nur die Lampen müssen entsprechend gekauft werden, auch die Leuchtmittel müssen passen. Die Angabe Kelvin bestimmt etwa, ob das Licht besonders hell (6000 bis 6500 Kelvin) ist oder eher gemütlich wirkt (2500 bis 3000 Kelvin).

Wer schon während der Konzeption viel Chichi auswählt, verliert unter Umständen sein Konzept aus den Augen. „Konzentrieren Sie sich erst auf die Hauptpunkte wie Sofa, Regal und Schrank“, empfiehlt Thomalla. „Die Accessoires kommen eigentlich später – aber wenn ich etwas sehe, wovon ich überzeugt bin, dass es wirklich in den Raum passt, kaufe ich es natürlich sofort. Sonst ist es später vielleicht weg.“