Innenarchitekten gehen professionell mit Licht, Materialien und Farben um und wissen die Wünsche der Bauherren umzusetzen. Bei Bedarf obliegt ihnen auch die Bauaufsicht

Eine Vorstellung, wie man wohnen möchte, hat wohl jeder. Anregungen bekommt man tagtäglich – sei es in Zeitschriften, im Fernsehen oder beim Besuch bei Freunden und Bekannten. Doch wie lassen sich die mal vagen, mal konkreten Vorstellungen in den eigenen vier Wänden umsetzen? Idealerweise zieht man dafür Profis zurate. In puncto Einrichtung also einen Innenarchitekten oder Einrichtungsberater.

„Wir haben die Ideen fürs schöne Wohnen“, sagt die Innenarchitektin Sabine Krumrey, Partnerin von b-k-i brandherm + krumrey interior architecture: „Und wir haben das Wissen um die richtige Wahl der Materialien, die entsprechende Lichtgestaltung, die Farbgebung und vieles andere mehr. Dieses komplexe Zusammenspiel kann ein Laie in dieser gesamten Bandbreite normalerweise nicht leisten.“ Dennoch kommt dem Auftraggeber natürlich eine ganz wichtige Rolle bei der Planung zu. „Nur gemeinsam mit ihm wird ein Konzept als Grundlage der Planung erarbeitet“, sagt Sabine Krumrey.

Am Anfang sollte der Bauherr unbedingt wissen, was er will

Die „Arbeit“ des Bauherrn beginnt jedoch bei der Auswahl des entsprechend qualifizierten Innenarchitekten. So steht zum Beispiel das Büro b-k-i für eine moderne, minimalistische Innenarchitektur. „Modern, aber nicht modisch“, präzisiert Sabine Krumrey: „Wir sind eine Marke. Der Kunde, der zu uns passt, der sucht und findet uns. Wer eine andere Innenarchitektur bevorzugt, findet dann entsprechend auch einen anderen Innenarchitekten.“ Einrichtungsberater wie die Innenarchitekten des Möbelhauses Marks-Einrichtungen in Bergedorf zeigen sich in Stilfragen besonders flexibel. „Wenn wir genau wissen, welche Stilrichtung der Kunde wünscht, erarbeiten wir ein komplettes Programm – vom Boden bis zur Wand mit Fensterdekoration und Farb- und Materialvorschlägen“, sagt Geschäftsführer Henrik Marks.

In ihrer Arbeitsweise sind die verschiedenen Innenarchitekturbüros sich jedoch ähnlich. „Am Anfang aller Planungen steht in jedem Fall die Grundlagenermittlung“, erklärt Sabine Krumrey. Im Rahmen dieses Prozesses wird geklärt, wie der Auftraggeber zukünftig in den eigenen vier Wänden leben möchte, welche Vorstellungen er vom Wohnen hat. Das ist die Voraussetzung für das Erstellen eines Raumprogramms, in dem unter anderem die Verteilung von Funktionsbereichen festgelegt wird. Der eine Bauherr möchte loftartig wohnen, der andere bevorzugt hingegen einzelne, abgeschlossene Räume. Dabei gehen die Ideen und Vorstellungen des späteren Bewohners in die Planungen ein. „Es kommt deshalb sehr selten vor, dass uns ein Bauherr die Carte blanche gibt und er uns allein die Freiheit überlässt, unsere eigenen Ideen für seine Räume umzusetzen“, sagt Sabine Krumrey aus ihrer langjährigen Erfahrung heraus: „Ob es sich um Privaträume, Gewerberäume, Arztpraxen, Anwaltskanzleien, Gastronomiebetriebe oder anderes mehr handelt, in der Regel will der Bauherr sich mit seinen eigenen Vorstellungen einbringen und diese auch verwirklicht sehen.“

Werden die Innenarchitekten bei einem Neubau herangezogen, arbeiten sie eng mit dem Hochbauarchitekten zusammen. „Je früher wir mit am Planungstisch sitzen können, desto besser ist es für das gewünschte Gesamtergebnis“, sagt Krumrey. Doch der Regelfall ist der Umbau im Bestand. Und der findet in der Regel im laufenden Betrieb statt. „Das Haus, die Wohnung oder das Zimmer wird umgestaltet, während die Bewohner in der Wohnung leben“, sagt die Innenarchitektin Krumrey. Werden jedoch die Küche oder das Bad in Angriff genommen, verlassen die Bewohner die Baustelle – zu groß wären die Einschnitte für den Alltag. Die Auftraggeber kämen meist bei Freunden unter, würden sich ein Hotelzimmer nehmen oder für ein paar Tage verreisen.

Für die Arbeiten vor Ort ist der Innenarchitekt verantwortlich, der auch die Bauleitung und Bauaufsicht übernimmt und die Arbeit der einzelnen Gewerke – Maler, Tischler, Maurer, Elektriker, Klempner und andere mehr – koordiniert. Innenarchitekten bieten die gleichen Leistungsphasen an wie Hochbauarchitekten. Man kann sich beispielsweise einen Entwurf erarbeiten lassen und die Bauausführung selbst übernehmen. Überlässt man diese dem Innenarchitekten, wird der die einzelnen Leistungen in der Regel ausschreiben, um das günstigste Angebot einzuholen, und auch die Terminplanung, die Kostenbudgetierung und -kontrolle übernehmen. Anschließend sorgen sie für etwaige Mängelbeseitigungen. „Es ist wichtig, dass kein Chaos auf der Baustelle entsteht und alles geordnet über die Bühne geht, von der Einlagerung der Möbel bis zur Abnahme“, erklärt Sabine Krumrey: „Die Bauleitung ist eine anspruchsvolle Aufgabe und deshalb auch der größte Teil in der Honorierung.“ Auch Einrichtungshäuser koordinieren die Arbeit verschiedener Gewerke beim Innenausbau, übernehmen aber in der Regel nicht die Bauleitung bei komplexeren Baumaßnahmen, sagt Henrik Marks.

Wünsche entsprechen nach Möglichkeit dem finanziellen Rahmen

Ärgerlich ist es, wenn dem Bauherrn beim Bauen das Geld ausgeht. „Es sollte von vornherein klar sein, welches Budget zur Verfügung steht – sowohl für das Honorar als auch für die Handwerker sowie für die Materialien“, betont Krumrey: „Das sollte auch der Innenarchitekt vor der Planung wissen, damit er realistisch planen kann.“

Häufig ist es aber nicht das zu knappe Budget, das zu Abstrichen an den Wunschvorstellungen des Bauherrn zwingt, sondern technische oder andere Beschränkungen. Wenn der Schornstein in einem Altbau aktuell als Kabelschacht dient, kann kein Kamin angeschlossen werden. Nicht jeder alte Schornstein lässt sich wieder aktivieren. Und wenn der Brandschutz oder der Denkmalschutz bestimmte Umbauten nicht zulassen, muss man sich dem fügen und anders planen. „Sobald man das Gebäude verändert, an die Substanz geht, Grundrisse verändert oder andere Fenster einbaut, braucht man eine Baugenehmigung“, gibt Krumrey zu bedenken: „Das Baurecht kann einen unfrei in seinen Entscheidungen machen.“

Bauliche Veränderungen wie Durchbrüche, Raumteiler, Podeste und anderes mehr müssen nicht unbedingt zum Innenausbau gehören, die Möblierung, ein Farbkonzept, das sich im Bodenbelag und in der Wandgestaltung niederschlägt, aber unbedingt. „Wir stellen nicht einfach Möbel in die Wohnung, sondern lassen Schränke und Küchen anfertigen“, sagt Sabine Krumrey. Zusammenhängende Zimmer, die in ihrer Einheit eine Funktion erfüllen – dazu gehören beispielsweise Schlafzimmer, Badezimmer und Ankleidezimmer–, brauchen maßgerechte Möbel. Standardmöbel können diese Funktion nicht erfüllen, weshalb auch Einrichtungshäuser eine individuelle Möbelanfertigung anbieten.

Innenarchitekten, die in Maßstäben von 1:50 bis zu 1:1 planen, legen Wert auf Details. „Wir sind aber keine Produktdesigner, stellen also keine Stühle oder Ähnliches her“, betont Sabine Krumrey. Doch auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel. So entwerfen Innenarchitekten auch Sitzmöbel, beispielsweise Sitzecken für Küchen.