Bauträger und Makler entdecken für sich und ihre Kunden die Vorteile von 3-D-Ansichten und bewegten Bildern

Zeitenwende im Marketing von Immobilien. Jetzt machen sich auch hier - wie in der Zeitungsbranche - die technischen Errungenschaften von iPad & Co. bemerkbar. Sie wollen sich virtuell eine Wohnung ansehen, die bislang nur auf dem Papier geplant ist? Kein Problem. Sie wollen wissen, wie die Nachbarschaft aussieht? Auch kein Problem. Möglich macht dies eine neue Technik, die sich Augmented Reality (erweiterte Realität) nennt. Alles, was man dafür braucht, ist ein iPhone oder ein iPad, mit dem man eine zuvor vom Bauträger bzw. Makler zur Verfügung gestellte App herunterlädt. Dann klickt man auf einen entsprechenden Marker, abzurufen auf Papier (Verkaufsprospekt oder im Rahmen einer Immobilienanzeige) - und schon kann die Reise losgehen.

Das ist wörtlich zu nehmen, denn potenzielle Interessenten für das Projekt "Winterhuder Wohnkultur am Markt" können einen Film abrufen, in dem sie mit einem Hubschrauber über das Baufeld fliegen und so einen Eindruck von der Umgebung erhalten. Weitere Marker im Verkaufsprospekt leiten zu einem Video, auf dem die Entstehung eines Holzmodells für das Projekt zu sehen ist, das insgesamt sechs Maisonetten, 67 Wohnungen, sieben Penthäuser, sechs Stadthäuser sowie eine Tiefgarage umfasst. Ein anderer Marker wiederum ermöglicht Einblicke in ein Penthaus oder ein Stadthaus.

"Wir könnten die 84 Einheiten in Winterhude problemlos auch ohne diese Technik vermarkten", sagt Michael Schättiger. Es sei aber wichtig, Technik-affinen Interessenten, bei denen der Umgang mit iPad und Smartphone zum Berufsalltag gehöre, entsprechende Angebote zu machen, sagt der Makler, der im Auftrag von Investor Wulff Hanseatische Bauträger das Projekt zwischen Himmelstraße und Alsterdorfer Straße in Winterhude betreut.

Von der "Innovationskraft", die mit Augmented Reality auf das jeweilige Bauunternehmen und den Makler abstrahle, spricht Martin Kock, Chef der 24plus7 ImmobilienService GmbH. Er entwickelte zusammen mit der Hamburger Firma Lichtecht die App. Kock ist überzeugt, dass sich mithilfe dieser Technik viele Projekte in Hamburg leichter umsetzen lassen. "Die 3-D-Technik ermöglicht allen Beteiligten, eine Vorstellung davon zu bekommen, wie sich ein Projekt in seine Umgebung integrieren lässt." Mögliche Bedenken, auch seitens der Anwohner, könnten so leichter beigeräumt werden.

Noch ein weiterer Aspekt begeistert ihn. "Diese Technik ermöglicht eine Symbiose zwischen Papier und Multimedia und zeigt: Print kann viel mehr!" Mit Augmented Reality eröffne sie den Weg in eine bewegte Welt. Die Kosten blieben dabei überschaubar. "Die Entwicklung der App hat nicht mehr als 6000 Euro gekostet und war innerhalb von gut sechs Wochen erstellt." Grundlage dafür seien zu einem Großteil die 3-D-Animationen von Architekten.

Auf einen zusätzlichen Vorteil verweist der 41jährige Agenturchef, zu dessen Kunden auch die Strabag und kleinere Immobilienfirmen zählen: So kann man mithilfe der App einen Würfel basteln. "Am besten nimmt man dafür Pappkarton. Wer den Würfel dann mit den dort abgebildeten Markern auf das Baufeld mitnimmt, kann sich jederzeit mit iPhone oder iPad einen Eindruck von dem Projekt in 3-D-Optik verschaffen", sagt Kock. Für den Vertrieb sei ein solcher Würfel zudem ein nettes Give-away für Kunden.

Auf Digital Signage, digitale Werbe- und Informationssysteme, setzt auch das Makler-Unternehmen Dahler & Company - bislang allerdings nur in einem Shop in der Buchholz-Galerie (Niedersachsen). Wer an dem Laden vorbeischlendert, bekommt zu sehen, wie Immobilienmarketing 2.0 aussieht: Ein großer Bildschirm im Schaufenster sorgt dafür, dass Passanten staunend vor den dort präsentierten Immobilien stehen bleiben. Im Laden selbst warten 14 Touchscreens darauf, die Neugier von interessierten Kunden weiter zu entfachen. Und auf einem Tresen stehen zwei iPads zur Verfügung, um Interessenten bei konkreten Suchanfragen weiterzuhelfen. Maklerin Daniela Peters ist begeistert. "Die Menschen bleiben stehen, sind fasziniert und betreten jetzt viel unbefangener den Laden."

Björn Dahler ist sicher: Dies ist die Form, mit der sich sein Unternehmen zumindest in allen neuen Shops künftig präsentieren sollte. Papier-Exposés als Aushang gehörten zum Auslaufmodell. "Wir wollen uns modern und als Dienstleister präsentieren, der mehr bietet als die Vermittlung von Immobilien." Wer nichts dagegen habe, erhalte beispielsweise in Buchholz auf Wunsch einen Newsletter oder werde zu Info-Abenden eingeladen. Dahlers Vision ist es, noch mehr solcher Shops in Lagen zu etablieren, wo Menschen leben und einkaufen. "Der Showroom selbst braucht nicht viel Fläche." Arbeitsplätze könnten dann an anderer Stelle am jeweiligen Standort untergebracht werden.