Gut durchdachte und individuelle Häuser für maximal 1500 Euro pro Quadratmeter sind möglich. Wie man die Kosten niedrig hält, verraten Experten

98 Prozent der Bundesbürger wünschen sich ein schönes Zuhause. Und jeder dritte Bundesbürger träumt dabei von einem Einfamilienhaus - vorzugsweise in einer ruhigen, familienfreundlichen Wohnsiedlung am Stadtrand. Das geht aus einer aktuellen Umfrage im Auftrag der Interhyp AG hervor. Die Realität zeigt jedoch: Viele weichen eher auf preiswertere Haustypen aus. Dass gute und bezahlbare Architektur einander nicht ausschließen, beweisen die Sieger des diesjährigen Wettbewerbs der Zeitschrift "Häuser". Sie alle können mit einem begrenzten Budget von maximal 1500 Euro pro Quadratmeter errichtet werden.

Einen Sonderpreis erhielt Architekt Wolfgang Fischer für ein Haus, bei dem die Baukosten nur 108 000 Euro betrugen. Dies gelang, weil hier gänzlich auf Ausbau-Luxus verzichtet wurde. Das Haus bietet 100 Quadratmeter Wohnfläche, basiert auf einer preiswerten Holzrahmenkonstruktion und erhielt einfach getünchte Wände und schlichte Einbauten.

Favorit der Leser des Architektur- und Design-Magazins war ein Haus in Caputh (Brandenburg), das für 1398 Euro pro Quadratmeter gebaut wurde. Das kantig-klare Wohnhaus verfügt über drei Ebenen, die übereinandergestapelt sind und wechselweise vor- und zurücktreten. Dadurch präsentiert es sich nicht wie ein schlichter Quader, sondern mit drei großen Terrassen. Die niedrigen Baukosten von 351 000 Euro bei 240 Quadratmetern Wohnfläche führt der Berliner Architekt Thomas Beyer auch auf den hohen Vorfertigungsgrad zurück. Wärmegedämmte Wandelemente aus Beton und Holz seien vor Ort schnell montiert worden.

Ebenfalls viel Beton zeigt das Siegerhaus 25 Kilometer vor Madrid. Architekt Iñaqui Carnicero schuf ein Gebäude mit 375 Quadratmetern Wohnfläche für 1120 Euro/m². Es kann als Einzel- oder als Doppelhaus umgesetzt werden. Der Architekt verzichtete auf zusätzliche Dämmung, da die verstärkten Betonwände die Temperatur auch nachts konstant halten. Beeindruckt zeigte sich die Jury, unter ihnen Karin Renner vom Hamburger Büro Renner Hainke Wirth Architekten, davon, wie geschickt Carnicero die wuchtigen, nüchternen Baumassen großzügigen Räumen gegenüberstellte. Der Wohnbereich kommt beispielsweise auf eine lichte Höhe von fünf Metern. "Durch den Verzicht auf zusätzliche Wand- und Bodenbeläge und den Einbau zahlreicher Schränke, die teure Möbel überflüssig machen, gelang dem Architekten ein Low-Budget-Betonbau mit klarer Kante und villenartiger Anmutung", urteile die Jury begeistert.

Vom "kleinen Schwarzen" lässt sich beim zweitplatzierten Haus in Düsseldorf sprechen - einem puristischen Bau mit 200 Quadratmeter Wohnfläche, das für 1170 Euro/m² (386 000 Euro) plus weitere 100 Quadratmeter Nutzfläche realisiert wurde. Die Architekten Leona und Andreas Geitner aus Düsseldorf ließen sich bei ihrem Entwurf von der Frage leiten: "Was brauchen wir wirklich?" Sie verzichteten auf aufwendige Konstruktionen wie Balkone, Fußleisten und Handläufe an Treppen, nicht jedoch auf helle, weite Räume. Der Holzrahmenbau mit der dunkel lasierten Fassade öffnet sich im Parterre mit großer Fensterfront zum Garten - und zu einem überdachten Sitzplatz. Zur Straße hin gibt sich das Gebäude puristisch und verschlossen.

Einfach, gut und günstig: So lässt sich das Ferienhaus beschreiben, das den dritten Preis erzielte. Der Stuttgarter Architekt Benedikt Bosch entwarf es als Wochenend-Domizil für seine Eltern in Vorarlberg. Ein einziger Kaminofen wärmt das 115 m² große Pultdach-Holzhaus, wodurch teure Installationen sowie Kosten für Heizkörper in jedem Raum wegfallen. Im Untergeschoss blieb das Beton-Fundament sichtbar. "Es ist eine Qualität, sich gegen Überfluss zu entscheiden", erklärt Bosch, der das Haus zu einem Quadratmeterpreis von 1120 Euro errichtete.

"Die Gewinner-Häuser geben uns einen guten Eindruck davon, wie qualitätsvoll und vielfältig man auch mit kleinem Budget bauen kann", sagte Wolfgang Nagel, Chefredakteur von "Häuser" nach der Preisverleihung in Hamburg. "Die Kennziffer von maximal 1500 Euro bietet eine hohe Vergleichbarkeit." Auch Bauherren könnten so blitzschnell überschlagen, ob sie sich ihr Traumhaus in der gewünschten Größe leisten können.

Die Erfolgsformel für niedrige Baukosten lautet: Verzicht auf eine aufwendige Ausstattung, wie in dem Buch "Kostengünstige Einfamilienhäuser unter 1500 Euro/m². Die Besten der Besten" (49,90 Euro, DVA München) nachzulesen ist. In ihm werden die 20 eingereichten Entwürfe vorgestellt. "Je weniger Materialien gewählt werden und je einfacher die Verarbeitung und Oberflächenbehandlung ausfällt, desto günstiger wird der Innenausbau", schreibt Autorin Sandra Hofmeister in ihrem Vorwort. Und: je reduzierter und klarer strukturiert der Grundriss, desto niedriger die Baukosten. Ähnliches gilt für den Baukörper: Jeder Erker, jede Auskragung und verschiedene Dachformen machen den Bau teurer.

"Bauherren sollten sich immer zuerst fragen: Was wollen wir, und worauf können wir verzichten?", rät Thomas Penningh, Vorsitzender des Verbandes Privater Bauherren. Und dann müsse man auch bereit sein, Abstriche zu machen. Zum Zweiten sollte man auf eine detaillierte Baubeschreibung achten. "Hier gilt es dann exakt festzuhalten, was man für sein Geld haben möchte." So reiche beispielsweise nicht nur der Hinweis auf den Einbau einer Gaszentralheizung, sondern es müsse klar definiert sein, von welchem Hersteller die Anlage ist und was sie leistet. "Alles, was in der Baubeschreibung nicht ausdrücklich steht, muss extra bezahlt werden." Wer auf dem eigenen Grundstück von einem Unternehmer bauen lasse, solle unbedingt ein Baugrundgutachten im Vertrag vorsehen. "Sonst verlangt die Firma hinterher mehr Geld, wenn zum Beispiel der Boden nicht tragfähig ist und ausgetauscht werden muss." Viele würden jedoch auch die Außenanlagen wie Terrasse, Zuwegung und Carport vergessen. "Ich rate daher jedem, einen Puffer von fünf bis zehn Prozent der Baukosten zurückzulegen, um gegen unvorhergesehene Kosten gefeit zu sein", sagt Penningh.

Beauftrage man einen Architekten, sollte man sich klar darüber sein, dass der keinen Festpreis wie ein Generalunternehmer nennen könne. "Er muss zunächst die einzelnen Gewerke ausschreiben. Schon dies bedeutet meist eine längere Bauzeit", sagt Penningh.

Nicola Beck, Leiterin des Energiebauzentrums in Hamburg, rät, möglichst drei Angebote von Baufirmen einzuholen und die Leistungen gut miteinander zu vergleichen. Im Einzelfall sollte man auch überprüfen, ob es nicht besser ist, das Haus ohne Küche und diverse Einbauten zu kaufen. "Das mindert die Grunderwerbsteuer."

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