Die aufwendige Sanierung einer Landhausvilla hat sich gelohnt. Sie wurde mit dem Fassadenpreis 2012 ausgezeichnet

Ursprünglich waren Astrid und Henning Soltau mit ihren Kindern Jan Victor und Ann Sofie auf der Suche nach einem schönen modernen Haus mit Garten in Alsternähe. Doch als sie dann die zweigeschossige Villa am Lünkenberg in der Nähe des Anlegers Teufelsbrück in Nienstedten entdeckten, verliebten sie sich auf Anhieb in das denkmalgeschützte Haus. Es wurde um das Jahr 1880 für den Hamburger Kaufmann Julius Hüniken errichtet, im Krieg stark beschädigt und später zum Mehrfamilienhaus mit sechs Einheiten ausgebaut. "Wir hätten nie erwartet, dass es so ein ganz besonderes Gefühl ist, in einem Denkmal zu wohnen. Die Atmosphäre in diesem historischen Gebäude ist wirklich einzigartig", schwärmen Astrid und Hennig Soltau heute.

Von dem ehemaligen Glanz der Villa, die schon zwei Sturmfluten erlebt hat, war bei der ersten Besichtigung nicht viel zu sehen. Die Fassade, die Fliesen und die gesamte Haustechnik befanden sich in einem desolaten Zustand. Der Stuck in den Räumen war größtenteils abgeschlagen, während die überwiegend im Original erhaltenen Holzfußböden unter dicken Teppichschichten lagen. Fast alle Zimmerdecken waren im Laufe der Jahrzehnte abgehängt und die Trenntüren aus Holz entfernt worden. "Es brauchte viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie das Haus einmal aussehen könnte", erinnert sich Astrid Soltau. Die Sanierung und Modernisierung des Hauses in Zusammenarbeit mit einem Hamburger Architekten machte sich die Finanzexpertin 2008 zur neuen Lebensaufgabe. Wichtig war ihr dabei, den Originalzustand weitgehend wiederherzustellen und dabei so viel wie möglich von der Bausubstanz zu bewahren.

Doch zunächst galt es, das Haus komplett zu entkernen. Fast 50 Container wurden gefüllt und abtransportiert. Bei den Abbrucharbeiten, die einer Entdeckungsreise gleichkamen, wurden immer wieder neue Schätze zutage befördert: wunderschöne Malereien an der Decke zum Beispiel oder Zierknöpfe für die Holztüren und Fenster.

Heute erstrahlt das Denkmal, das seit vorletztem Jahr von Familie Soltau und zwei weiteren Parteien bewohnt wird, innen wie außen wieder in seinem alten Glanz. Die viele Arbeit und die Mühe, die die Bauherren etwa zwei Jahre lang in das prächtige Anwesen steckten, haben sich ausgezahlt.

So entspricht die Haustechnik modernsten Standards, der Grundriss im Erdgeschoss kommt dem Original-Grundriss sehr nahe, und die edlen Holzfußböden sehen aus wie neu. Der Stuck wurde mühevoll aufgearbeitet, die hohen Wände haben wieder Zierleisten. Mit viel Liebe zum Detail sind auch die von Hand geätzten Glasscheiben in den Türen ausgewählt: Die Kunstwerke stammen von einem Glaser aus Wedel. Außerdem wurden auch die Fassadenoberflächen, die historischen Schmuckornamente, Reliefs und Medaillons sowie die originalen Eisenkonstruktionen unter Verwendung von denkmalgerechten Farben und Technologien freigelegt. Auch die Terrassenböden haben die neuen Eigentümer restaurieren lassen und - wo nötig - nach historischem Muster durch neue, in Vietnam hergestellte Fliesen ergänzt.

"Das Frustpotenzial in der Sanierungsphase war teilweise recht groß. Doch der Aufwand hat sich gelohnt", bilanziert die Bauherrin, die während des Umbaus in Kontakt mit dem Denkmalschutzamt gestanden hat: "Die Unterstützung war wirklich toll und die Investition in empfohlene Handwerker, die ihr Handwerk von Grund auf verstehen, langfristig sehr lohnend."

Der gelungene Umbau nahe der Elbe wurde auch von Expertenseite mit dem Fassadenpreis 2012 gewürdigt. Mit ihm prämieren das Denkmalschutzamt und die Landesinnung der Gebäudereiniger alle zwei Jahre die schönsten Gebäude-Fassaden, unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes. In der Begründung der Jury heißt es: "Mit der Villa am Lünkenberg hat sich ein herausragendes Beispiel der Landhauskultur der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Elbvororten erhalten, bei dem in einem für den Hamburger Raum einzigartigen Mischstil Vorbilder der italienischen Renaissance und des Klassizismus verarbeitet wurden."

Überwiegend modern ist dagegen die Einrichtung, auch wenn hier und da ausgewählte Klassiker spannende Akzente setzen. "Wir wollten ganz bewusst die Kombination von Alt und Modern", sagt Astrid Soltau, "schließlich wollten wir nie in einem Museum wohnen."