Jürgen Paustian hat viel Zeit und Geld in die Sanierung einer historischen Immobilie investiert. Jetzt will er das Anwesen bei Plön verkaufen.

Kreis Plön. Aus welchem Holz muss man geschnitzt sein, um im 21. Jahrhundert zum Schloss- oder Burgherrn zu werden? Erst recht, wenn diese Immobilien nicht Teil eines Erbes sind und man selbst nicht der Aristokratie angehört? Jürgen Paustian beispielsweise hat Tischler gelernt und ist Bauunternehmer von Beruf. Trotzdem ist er seit gut acht Jahren stolzer Besitzer von Schloss Bredeneek im Kreis Plön bei Preetz.

Den Kaufpreis verrät er nicht, nur so viel lässt der 70-Jährige durchblicken: "Ich bin kein Millionär und war es auch damals nicht, als ich das Schloss kaufte." Dennoch habe er sich den Erwerb der Immobilie mit ihren 2700 m² Wohn- und Nutzfläche auf dem sechs Hektar großen Parkgelände zugetraut. "Erstens, weil ich mein ganzes Leben darauf verwendet habe, mit meiner Baufirma alte Immobilien zu sanieren. Und zweitens, weil ich seit jeher den Traum verfolgte, einmal in meinem Leben ein Schloss zu kaufen und zu sanieren", sagt der rüstige Unternehmer.

Paustian hat seine Leidenschaft also zur Profession gemacht - zu seinem Glück lange Zeit getragen von seiner Frau Angela. "Wir haben gemeinsam bestimmt an die 40 Schlösser und Herrenhäuser besichtigt, bevor wir uns für den Kauf dieses Schlosses entschieden haben und dafür unser Haus in Hummelsbüttel aufgaben", sagt Paustian. Angst, sich zu übernehmen, hatte das Ehepaar nicht. Auch weil die Immobilie zu diesem Zeitpunkt von den Voreigentümern, einer Aktiengesellschaft, bereits teilweise saniert worden war. "Das Dach und der Nordflügel des Schlosses waren gerade erneuert worden", erinnert sich Paustian. Insofern konnten die neuen Schlossherren damals davon ausgehen, dass die Arbeiten an der dreiflügeligen Anlage in einem überschaubaren Rahmen bleiben würden.

Tatsächlich ist in den letzten Jahren kaum ein Tag vergangen, an dem Paustian nicht allein oder mit einem Bautrupp kräftig zugepackt oder in mühevoller Kleinarbeit schöne Holzarbeiten oder Fliesenschilder am Boden und an den Wänden ergänzt oder wiederhergestellt hat. "Zurzeit bin ich dabei, die Zimmer oberhalb der 143 Quadratmeter großen Jugendstilhalle auszubauen", sagt der Bauunternehmer. Im Oktober sei alles fertig. Dann könnte der nächste Eigentümer die Räume, so er denn wolle, als Zimmer für ein Hotel oder eine Seniorenresidenz nutzen.

+++Gesucht: Schlossherr des Jahres+++

Ist Paustian gar die Lust auf ein Leben als Schlossherr vergangen? "Nein, aber ich habe meinen Traum gelebt und will mich nun neuen Herausforderungen stellen", sagt der Unternehmer.

Zurzeit bewohnt er noch den rechten Flügel des Schlosses mit seinen gut 600 Quadratmeter Wohnfläche. Er diente ursprünglich als Herrenhaus des Hamburger Kaufmanns Conrad Hinrich Donner, der 1830 hier einen repräsentativen Lebensstil mit seiner Familie pflegte. Als das Haus von den Nachfahren Zug um Zug erweitert wurde, setzte sich die Bezeichnung Schloss Bredeneek durch. "Hier gingen einst so vermögende Familien wie die Krupps ein und aus", sagt Paustian. Von dieser Zeit zeugen noch heute die mit Licht durchflutete Orangerie im prächtigen Mittelbau, die hohe Kaminhalle mit Jugendstilglasdach und der mit Eichenholz getäfelte Saal, in dem Wandgemälde des Historienmalers Wilhelm von Kaulbach zu sehen sind.

Dieser Teil des denkmalgeschützten Baus wird heute mit dem rechten Flügel für Veranstaltungen, Tagungen und Hochzeiten genutzt. Verwehrt bleibt vielen Besuchern hingegen der Blick in den Wohnflügel des Schlossherrn mit der zweistöckigen, holzgetäfelten Bibliothek. Auch den Eingangsbereich mit dem prachtvollen Tonnengewölbe kann man nicht besichtigen. Der Hamburger Makler Karl-Heinz Dettner, der im Alleinauftrag von Paustian jetzt einen Käufer für das Schloss sucht, ist sicher: "Diese Immobilie kann eine sehr lukrative Anlage sein, wenn man sie gewerblich nutzt. Wer so ein Schloss aber zu reinen Wohnzwecken nutzen möchte, muss ein vermögender Idealist sein."

+++Feinstes Fachwerk von 1875 im Niendorfer Gehege +++

Als solche kann man auch die Besitzer des Schlosses in Lietzow auf Rügen bezeichnen. Sie wollen namentlich anonym bleiben. Auch sie lieben die Restauration alter Gemäuer. Nur sind sie so vermögend, dass sie in den vergangenen Jahren nicht nur das idyllisch gelegene Herrenhaus zwischen Großem und Kleinem Jasmunder Bodden liebevoll kernsaniert haben, sondern auch ein Herrenhaus in Venedig. "Jetzt wollen sie sich einem neuen Projekt zuwenden und bieten daher das Schloss, von dem aus man einen traumhaften Blick auf das Meer und die Semperheide hat, zum Kauf an", sagt Michael-Gerrit Günther, Geschäftsführer der Günther & Günther GmbH. Auch eine teilgewerbliche Nutzung des 1868 errichteten Herrenhauses mit seinen schön erhaltenen Holzdielenböden und den nach historischen Vorbildern restaurierten Fenstern und Türen hält er für möglich.

"Die stärkste Nachfrage nach solchen historischen Anwesen kommt neben Westeuropa aus den USA, Russland und einigen fernöstlichen Staaten, vereinzelt auch aus Saudi-Arabien", sagt Kai Enders, Vorstandsmitglied der Engel & Völkers AG. "Häufig sind es Privatpersonen mit einem Unternehmerhintergrund, die sich mit einer solchen Immobilie einen Traum erfüllen. Auch einige Prominente nutzten sie gern als Altersruhesitz.

Ganz andere Beweggründe hätten hingegen Investoren und Projektentwickler. "Sie suchen historische Immobilien für eine wirtschaftliche Nutzung als Restaurant, Hotel, Tagungs- und Seminarzentrum, für Ferienwohnungen oder als Eventfläche." Ohnehin stünden solche Immobilien wegen ihres Wertsteigerungspotenzials derzeit bei Anlegern hoch im Kurs.