Die Wohnanlage gehört zu den kleinen Baugenossenschaften in Hamburg. Rund 60 kleine Genossenschaften gibt es in der Hansestadt. Viele verwalten sich selbst.

Hamburg zählt neben Berlin und Freiburg zu den Hochburgen der Wohnprojekte-Bewegung in Deutschland. Jedoch nur in Hamburg organisieren sich die meisten Wohn- und Nachbarschaftsprojekte als Genossenschaft und nicht als Verein oder Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR). Rund 60 kleine Genossenschaften gibt es in der Stadt, von denen viele nur über ein einziges Haus verfügen - die meisten im öffentlich geförderten Wohnungsbau erstellt.

Zu ihnen gehört auch die "Wohnwarft" in Barmbek, die vor 13 Jahren an der Saarlandstraße 31 Wohnungen gebaut hat und hier das Projekt "Autofreies Wohnen" betreibt. "Für mich war die Form der Genossenschaft ein Grund, bei der Wohnwarft mitzumachen", sagt Katharina Juhl, die sich auch im Aufsichtsrat bei ihrer Genossenschaft engagiert.

Solidarische Selbsthilfe und Mitbestimmung gehören zu den alten Grundsätzen der Genossenschaftsbewegung. "Vorstand und Aufsichtsrat treffen sich einmal im Monat, um Verwaltungsangelegenheiten zu regeln", berichtet Juhl. Die Arbeit ist selbstverständlich ehrenamtlich. Die übrigen Mitglieder der Wohnwarft kommen nur zweimal im Jahr zusammen, davon einmal zur gesetzlich vorgeschriebenen Generalversammlung. Andere Genossenschaften handhaben das anders und besprechen regelmäßig im Plenum sämtliche Angelegenheiten der Genossenschaft.

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"Wie Genossenschaften sich selbst verwalten, bleibt ihnen überlassen", sagt Tobias Behrens, Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft Stattbau Hamburg. Stattbau ist neben der Lawaetz-Stiftung und dem Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) eine der Anlaufstellen für Gruppen und Einzelpersonen, die ein Wohnprojekt organisieren wollen. "Aber Genossenschaften müssen sich bei der Buchhaltung und den Jahresabschlüssen strengen Regeln unterwerfen", so Behrens. Einmal im Jahr müssen sie sich durch den Verband, dem sie angehören, prüfen lassen. Das gilt für große Genossenschaften mit 10 000 Wohnungen genauso wie für kleine Genossenschaften mit 25 Wohnungen. "Ich empfinde es als beruhigend, dass wir einmal im Jahr geprüft werden und uns bescheinigt wird, dass alles in Ordnung ist", sagt Katharina Juhl. "Schließlich ist von uns ja keiner vom Fach."

Viele kleine Genossenschaften übergeben die Buchhaltung deshalb gerne einer Verwaltung. "Wir entlasten sie, damit sie sich ihrem Ziel, sei es das Zusammenleben von Jung und Alt, autofreies Wohnen oder andere soziale Aufgaben, widmen können", sagt Manuel Osório, Chef der Gebäudeverwaltung P 99. Andere Genossenschaften schlüpfen unter das Dach der Genossenschaft Schanze, die sich aus der alternativen Hausbesetzerszene entwickelt hat. "Die Schanze ist mittlerweile eine Dachgenossenschaft mit gut zwei Dutzend Wohnprojekten", sagt die Stattbau-Mitarbeiterin Rosemarie Oltmann. Sie gehört zu den Gründungsmitgliedern der Schanze. "Die Wohnprojekte, die sich unter das Dach der Schanze stellen, organisieren sich häufig als Verein. Die Vereine oder deren Mitglieder sind dann Mitglied der Genossenschaft Schanze."

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Wieder andere Wohnprojekte schließen sich einer der großen, etablierten Genossenschaften an und lassen sich von diesen Wohnungen bauen, in denen sie ihr Projekt verwirklichen können. "Vor zehn Jahren waren die Großen skeptisch, aber mittlerweile haben viele erkannt, dass diese Kooperation auch ihnen nützt", erklärt Iris Beuerle, Referentin für Genossenschaftsangelegenheiten beim Prüfungsverband VNW. Die jungen Genossenschaften sorgen für frischen Wind. Überhaupt seien die vielen Gründungen ein Gewinn für alle, betont Iris Beuerle, die eine kostenlose Erstberatung anbietet. "Auch die Stadt, die bei Baugemeinschaften natürlich nachhaltige Projekte erwartet, profitiert davon. Meine Kollegen rechnen genau aus, ob ein Projekt auf sicheren Beinen steht und ob der Vorstand das Vorhaben steuern kann." Diese strenge Prüfung sei eine Sicherheit für die Genossenschaft und für die Stadt, so Beuerle.

Die Stadt unterstützt Baugemeinschaften seit drei Jahrzehnten nicht nur durch die Vergabe öffentlicher Grundstücke und die Agentur für Baugemeinschaften der Behörde für Stadtentwicklung, sondern auch durch Bürgschaften gegenüber der Wohnungsbaukreditanstalt. "Anstelle der üblichen Eigenkapitalquote von 20 bis 25 Prozent müssen die kleinen Genossenschaften nur zehn bis 15 Prozent nachweisen", sagt Tobias Behrens. Ohne diese Bürgschaft würden viele Genossenschaften gar nicht bauen können, denn ihre Mitglieder gehören nicht zu den Reichen.

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"Wer ein Wohnprojekt plant, muss allerdings Zeit mitbringen", rät Tobias Behrens. "Planen und Bauen dauern gut zwei Jahre, doch dazu kommt ein Vorlauf von zwei bis drei Jahren." Eine Zeit, in der sich die Zusammensetzung einer Baugemeinschaft erfahrungsgemäß ändert. "Das Nadelöhr ist die Grundstückssuche", sagt Behrens. Zwar verspreche die Stadt, 20 Prozent aller öffentlichen Flächen Baugemeinschaften zur Verfügung zu stellen. Tatsächlich aber habe der Anteil im vergangenen Jahr nur sechs Prozent betragen. "Viele Baugemeinschaften wollen in innenstadtnahen Lagen bauen", bringt Behrens es auf den Punkt.

Damit Baugemeinschaften keine unnötigen Fehler auf dem langen Marsch zum eigenen Haus machen, bietet Stattbau jeden ersten Freitag im Monat einen Beratungstermin an. Am 21. und 22. September organisiert Stattbau die Hamburger Wohnprojektetage im Department für Wirtschaft und Politik (ehemals HWP) am Von-Melle-Park.

www.stattbau-hamburg.de , www.lawaetz.de , www.vnw.de , www.wohnwarft.de