Das neu entstehende Haus des Waldes in Wilhelmsburg zeigt, welche tollen Möglichkeiten der Holzbau bietet

Schnell, flexibel, nachhaltig, sicher: Neue Technologien bringen einen traditionellen Baustoff wieder ganz nach vorne - Holz. Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) entsteht derzeit in Nähe der Wilhelmsburger Reichstraße mit dem Haus des Waldes ein Beispiel für neue Möglichkeiten, die der Holzbau bietet. "Insbesondere der Einsatz von Brettschichtholz und -sperrholz eröffnet neue Perspektiven und kann die klassische Holzständer- und Holzrahmenbauweise auch im Wohnungsbau ergänzen oder ersetzen", sagt Henning Klattenhoff. Der Bauingenieur ist Tragwerksplaner im Büro Assmann Beraten + Planen und verantwortet die Statik der Gesamtkonstruktion.

Während Brettschichtholz, das aus mehreren in Faserrichtung verleimten Brettern besteht, als Träger Verwendung findet, kann Brettsperrholz aus kreuzweise verleimten Brettern für den massiven Wandaufbau eingesetzt werden. "In solche Wände lassen sich problemlos große Öffnungen etwa für Fenster hineinschneiden, ohne dass die Statik maßgeblich verändert wird. Das ist bei Mauerwerk so nicht möglich, und es bietet viel Raum für Flexibilität und Kreativität", sagt Klattenhoff. Da Bauteile aus Brettsperrholz sehr gut vorgefertigt werden könnten, sei die eigentliche Bauphase vergleichsweise kurz, erklärt der Tragwerksplaner, denn die Elemente müssten vor Ort lediglich montiert werden. "Das Verfahren eignet sich besonders gut für Bauvorhaben in beengten Verhältnissen, zum Beispiel im städtischen Bereich."

Martin Mohrmann, Architekt und Sachverständiger vom Holzbauzentrum Schleswig-Holstein, sieht auch Möglichkeiten beim Bauen im Bestand: "Wohnungsbau wurde in den 50er- und 60er-Jahren oft mit spitzem Bleistift betrieben, die Tragfähigkeit der Fundamente ausgereizt. Hier lohnt es sich, darüber nachzudenken, ob man durch eine Aufstockung mit vergleichsweise leichten Holzgeschossen diese Gebäude nicht wieder in die wirtschaftliche Zone hineinbekommt." Die Vorteile seien offensichtlich. Der Ausbau gehe schnell, die trockene Bauweise vermeide Baufeuchte und Schimmelgefahr. Zudem gebe es beim Holzbau keine Wärmebrücken und häufig eine professionelle Güte- und Qualitätsüberwachung. Außerdem wohne man später in Baustoffen, die der Gesundheit zuträglich seien, in natürlichem, CO2-neutralem und nachwachsendem Material.

Statt Zimmerleuten sind beim neuen Holzbau allerdings verstärkt Ingenieure und Architekten gefragt. Ihre Pläne können dank Software und Computertechnik zur Vorfertigung der Bauteile direkt an die Hersteller gesendet werden. Dort werden die Teile automatisch ausgeschnitten und bei Bedarf auch mit Dämmung und Innenverkleidung versehen. "Die Vorfertigung wird zukünftig eine immer größere Rolle spielen", ist Klattenhoff überzeugt, denn auf diese Weise könne man den höheren Qualitätsanforderungen an die Bauprodukte besser gerecht werden.

Für den Holzbau-Experten ist es wichtig, auch das Know-how anderer Fachplaner mit einzubeziehen: "Manchmal liegt die Lösung nicht in der reinen Holzkonstruktion, sondern in der intelligenten Kombination verschiedener Materialien. So kann bei Geschossdecken ein Holz-Beton-Verbund eingesetzt werden, der durch sein Gewicht und seine hohe Steifigkeit für ein besseres Schwingungsverhalten bei großen Spannweiten und mehr Schallschutz zwischen den Etagen sorgt." Auch beim Brandschutz gebe es mittlerweile überzeugende Konzepte, erklärt Klattenhoff: "Zum einen kann man heute ausrechnen, wie dick Holzträger sein müssen, damit Konstruktionen nach 90-minütigem Abbrand noch alle Lasten tragen können, zum anderen kann man Holzkonstruktionen mit Gipsplatten einkapseln. Dadurch sind sie im Brandfall geschützt und bleiben kalt."

Trotz dieser Fortschritte zweifeln noch immer viele Bauherren am Werterhalt von Holzgebäuden. "Seit 1985 kann man sagen, dass sie die gleichen Qualitätsmerkmale haben wie Massivbauten. Das gilt nicht nur für Schall- und Brandschutz, sondern auch für die Dauerhaftigkeit", fasst Martin Mohrmann das Ergebnis zahlreicher Studien zusammen. Voraussetzung sei allerdings, dass die anerkannten Regeln der Technik eingehalten würden.

Weitere Informationen gibt das Holzbau-Forum unter www.holzbauforum.info