Die Grundregeln des Wohnens sollte man beachten, um Schimmel zu verhindern und die Gesundheit zu schützen. Falsches Lüften richtet Schaden an.

Dicke Pullis und warme Socken könnten in den nächsten Monaten noch mehr als bislang zu einem begehrten Gut werden. Denn einer aktuellen und repräsentativen Forsa-Umfrage zufolge plant mehr als jeder zweite Bundesbürger (57 Prozent) in den nächsten Monaten weniger zu heizen als im Vorjahr. Die Befragten reagieren damit auf die gestiegenen Heizkostenabrechnungen für 2010. Konkret gaben sie in der Mehrzahl an, nur noch die Räume erwärmen zu wollen, in denen sie sich hauptsächlich aufhielten. Zehn Prozent wollen zusätzlich die Kosten senken, indem sie weniger lüften. Dabei zeigten sich Mieter in diesem Punkt noch entschiedener (65 Prozent) als Immobilienbesitzer (51 Prozent), wie die Umfrage der comdirect bank zeigte.

"Wer so vorgeht, riskiert über kurz oder lang ein ungesundes Wohnklima", sagt Marielle Eifler, Sprecherin des Mietervereins zu Hamburg. Viel wichtiger sei es, richtig zu heizen und zu lüften. Auch so ließe sich Geld sparen.

Auch Heinrich Stüven, Vorsitzender des Grundeigentümerverbandes Hamburg, ist alarmiert angesichts solcher Überlegungen. "Vielen sind offenbar die bauphysikalischen Zusammenhänge noch zu wenig klar. Denn nur warme Luft kann Feuchtigkeit aufnehmen, und die muss aus den Räumen entweichen können, bevor Schimmelsporen einen idealen Nährboden auf ausgekühlten Wänden finden können."

Marielle Eifler appelliert daher an die Hamburger, jetzt nicht aus Kostengründen kurzsichtig zu handeln. "Zumal Mieter in der Pflicht stehen, ausreichend zu lüften." Konkret bedeutet dies, die Fenster nicht auf Dauer auf Kipp zu stellen - "worauf wir in unseren Beratungsgesprächen immer wieder hinweisen", so Eifler - sondern mindestens morgens und abends für einige Minuten quer zu lüften, um so einen schnellen und effizienten Luftaustausch zu erreichen. "Währenddessen immer die Heizung herunterstellen und nach dem Lüften wieder auf eine moderate Temperatur einstellen", rät Eifler. Auch wer seine Wohnung längere Zeit nicht nutze, sollte darauf achten, dass kein Zimmer wirklich auskühlen könnte. Kommt es dennoch zu Feuchteschäden bzw. Schimmelbildung, sollte der Mangel sofort dem Vermieter mitgeteilt werden. "Allerdings muss man wissen: Mieter können ihm keine Vorgaben machen, wie er den Schimmel zu beseitigen hat", sagt Marielle Eifler.

Und so kommt es nach Erfahrung von Andrea Grimm, Energieberaterin der Verbraucherzentrale Hamburg, oft dazu, dass betroffene Stellen zunächst nur oberflächlich behandelt werden. "Um dann spätestens beim nächsten Mieter wieder zutage zu treten." Denn nach ihrer Beobachtung seien in jedem dritten Fall bauliche Mängel das Problem. "Ursache dafür ist oft die mangelnde Dämmung von Bauten, die nach dem Krieg schnell hochgezogen worden sind." Das zeigten Begehungen von Architekten und Ingenieuren, die vor Ort den Schaden sichten und dann, falls gewünscht, in einem Bericht festhalten, wie er behoben werden kann. "Das kostet 100 bzw. 200 Euro", sagt Grimm. Nicht mehr länger rate sie aber dazu, die Miete zu mindern, da viele Vermieter dann einfach nur kündigten.

Was also tun? Heinrich Stüven hält Aufklärungsarbeit auf beiden Seiten für notwendig. "Mieter müssen sich klarmachen, dass falsches Heiz- und Lüftungsverhalten zu Schimmel führen kann. Und Vermieter sollten wissen, dass sie vor Gericht den Beweis antreten müssen, dass ihr Gebäude nicht die Ursache für Feuchteschäden ist."

Und hier könnten viele das Nachsehen haben, denn "in gut gedämmten Häusern können die Wände nicht auskühlen", sagt Roland Braun, Mit-Initiator des Netzwerks Schimmelberatung Hamburg. Es ist auf Initiative des Regionalverbands Umweltberatung Nord gegründet worden. "Über dieses Netzwerk wollen wir fachlich qualifizierte Schimmel-Beratung für Verbraucher sichern und zugänglicher machen", sagt Braun, Vorstandsmitglied im Regionalverband Nord. Als Diplom-Biologe mit Sachverständigenbüro in Hamburg hat er vielfach beobachtet: "Vielen Menschen ist nicht klar, dass Schimmelsporen uns eigentlich überall umgeben, sie aber nur dort einen guten Nährboden finden, wo Wände kalt und feucht sind. Die Sporen sitzen also nicht in, sondern an der Wand." Insofern müssten beide Seiten daran interessiert sein, Feuchtigkeit aus dem Haus zu halten.

Und dies gelingt - zumindest in einem ersten Schritt -, indem nasse Wäsche nicht mehr in der Wohnung getrocknet wird, wie alle befragten Experten unisono empfehlen. Sogar Energieberaterin Andrea Grimm rät, sich stattdessen lieber einen Wäschetrockner zuzulegen. "Auch wenn wir sonst zu weniger Energieverbrauch raten. Diese Anschaffung ist sinnvoll."

Heinrich Stüven appelliert indessen an die Vermieter, entweder Räume zu schaffen, wo Wäsche aufgehängt werden kann. Oder einen Trockner zu kaufen und die Kosten sowie den laufenden Betrieb über eine Münzgeldanlage zu refinanzieren.

www.netzwerk-schimmelberatung-hamburg.de