Die Kombination von alten Möbeln mit trendigem Design schafft Spannung im Raum. Auch Objekte mit Gebrauchsspuren können dabei helfen.

Die Schaufenster der Möbelbranche zeigen es deutlich: Altes und Modernes wird selten kombiniert. Hier die Sitzgruppe, dort der moderne Medienschrank mit der heutigen Technik, in der Mitte der Couchtisch. Das nächste Fenster zeigt die Möblierung eines Schlafzimmers. Eine Designlinie, eine Oberfläche. Keine Kombination mit antiken Möbeln oder anderen Stilen. "Dabei kommt gerade in der Kombination mit verschiedenen Stilrichtungen jedes Möbel besser zur Geltung", sagt die Einrichtungsberaterin Yvonne van de Straat-Werner, die Kunden bei der Möblierung und Raumplanung berät - sei es nun des Ferienhauses oder der Arztpraxis.

Wichtig ist bei jeder Planung der rote Faden. Hat man mehrere antike Möbel, so sollte eine Auswahl getroffen werden. Welches ist das wertvollste Stück, das schönste oder das vertrauteste Möbel, das man schon seit der Kindheit liebt. Und natürlich sollte man das Möbel an seinem neuen Standort auch aktiv nutzen wollen, sei es als Sekretär oder als Wäscheschrank.

Je größer das Möbel, umso wichtiger ist die richtige Platzierung im Raum. Nur so sei gewährleistet, so die Fachfrau, dass man auch einen ausreichenden optischen Abstand erreiche und nicht das Gefühl habe, der Schrank würde einen erschlagen. Van de Straat-Werner spricht von "in Szene setzen" und meint damit die Unterstützung durch Licht oder Farbe. So wirkt zum Beispiel ein naturfarbener Eichenschrank vor einer dunkler gestrichenen Wand nicht so massiv wie zum Beispiel vor einer weißen Wand. Überhaupt sollte die Oberfläche des antiken Möbels bei der Planung mit einbezogen werden. Handelt es sich zum Beispiel um eine hochglänzende Antiquität mit einer Schelllackpolitur, so harmoniert dieses Möbel besser mit einer matten Oberfläche eines modernen Stücks.

Oder der Ohrensessel. Auch hier kann eine völlig neue Wirkung durch einen neuen Bezug entstehen. Dazu dann eine zeitgemäße Stehleuchte - und der alte Lieblingsplatz wirkt wie um Jahre verjüngt. Sehr bekannt ist in diesem Sinne der Armlehnsessel Proust, den der Italiener Mendini schuf. Er verfremdete 1976 einen klassischen Sessel im Louis-Seize-Stil mit einer aufwendigen Bemalung und Polsterung und erzeugte so eine Verwandlung des Sitzmöbels. Diese ursprüngliche Version ist noch heute bei Cappellini in der Produktion.

Auch Heyco Hoops, Innenarchitekt bei Gärtner Möbel, findet die Kombination spannend. "Aber die Mischung muss sich die Waage halten, sonst geht die Spannung verloren", sagt der Fachmann, der sich auch eine Umnutzung eines klassischen Möbels vorstellen kann. So könne man zum Beispiel für einen alten Kleiderschrank von einem Fachmann eine andere Inneneinteilung anfertigen lassen, sei es als Bar-, TV- oder kleiner Schreibschrank.

Für Einrichtungsberaterin Ulrike Krages gehört zur Kombination von alter und moderner Einrichtung ein verbindendes Element. "Schöne alte Familienstücke sollte man in jedem Fall behalten, sie haben eine Geschichte, eine Seele", sagt Krages, aber man sollte sie inszenieren, etwa durch farbige Accessoires wie Schatullen, Dosen, Glas oder eine poppige Tapete. Eine andere Möglichkeit sei eine Wandmalerei, zum Beispiel um einen Schrank, als Rahmen. Handelt es sich dagegen um Mobiliar, das nicht besonders wertvoll sei, aber seit Jahrzehnten zur Familie gehöre, könnten schon neue Beschläge oder eine andere Farbe für einen besonderen Look sorgen. "Farblich sind die Engländer und Franzosen sehr viel weiter", sagt Krages und deutet an, dass es wieder bunter wird.

Aber nicht nur durch Möbel, auch durch alte Bauelemente ergeben sich interessante Kontraste in einer Wohnung. So setzen zum Beispiel alte Holzdielen, die schön abgeschliffen und gewachst wurden, durch ihre matte Oberfläche einen natürlichen Kontrast zu modernen Möbeln mit glänzenden Lackoberflächen. Ebenso können alte Materialien wie Eisen, Holz oder Stein geschickt von Fachleuten zu einem individuellen Lampenfuß umgearbeitet werden oder einfache grobe Holzdielen an der Wand mit modernen Haken eine originelle, neue Garderobe ergeben.

Wer jedoch mit echten Antiquitäten nicht vertraut ist, sollte sich die Produkte von Domicil oder Grange anschauen. Nach klassischen Vorbildern fertigen beide Hersteller Stilmöbel an, die in Form und Oberfläche auf alt getrimmt sind. "Patina, Wurmmale oder abgestoßene Kanten sind Elemente, die unseren Möbeln einen antiken Touch geben", sagt Anne Neuhaus, Inneneinrichterin bei Domicil, denn auch nachgemachte Stilmöbel können zu einer modernen Einrichtung passen.