Auch Bestandsgebäude können höchste Energiestandards erreichen, wenn man umfassend saniert

Während Neubauten bereits mit sehr wenig Heizwärme auskommen, fallen bei den Bestandsgebäuden circa 75 Prozent des Gesamtenergiebedarfs für diesen Zweck an. Doch es gibt Möglichkeiten, bei einem bestehenden Haus den Wärmebedarf zu reduzieren. Experten der Zebau GmbH, Zentrum für Energie, Bauen und Umwelt in Hamburg, veranschaulichen im Folgenden sogar, dass im Bestand ein Energiestandard wie bei Neubauten und mehr zu erreichen ist. Allerdings setzt dies die umfassende Sanierung der Immobilie voraus, wie anhand eines Beispiels gezeigt wird: Das Einfamilienhaus (Baujahr 1960) verfügt über 120 m² Wohnfläche und wird über einen Gaskessel (Baujahr 1992) beheizt. Es hat einen Endenergiebedarf von 61 000 kWh pro Jahr und Energiekosten von 4000 Euro im Jahr. "Um den Energiestandard eines Neubaus zu erreichen, sind hier umfangreiche bauliche und technische Maßnahmen notwendig", sagt Zebau-Mitarbeiterin Anna Muche. Am besten, man lege die Abstimmung der einzelnen Maßnahmen in die Hände eines Energieberaters oder Architekten.

In einem ersten Schritt gilt es zunächst, den Wärmeverlust zu senken. "Dies gelingt durch eine Verbesserung der Wärmedämmung sowie den Austausch von Bauteilen an der Außenhülle", so Muche weiter. Bei dem Modellobjekt zählen dazu die Wände, das Dach und die Kellerdecke ebenso wie die Fenster und Türen. Um den Neubaustandard zu realisieren, müssen gute Dämmwerte erreicht werden, was beispielsweise durch Fenster mit Dreifach-Verglasung gelingt. Wer sicher gehen will, dass alles korrekt ausgeführt wurde, lässt einen Blower-Door-Test durchführen. Hierbei wird im Haus ein Überdruck erzeugt, um zu prüfen, ob irgendwo Wärme entweichen kann.

Um den Primärenergiefaktor zu senken, erhält das Haus einen Brennwert-Kessel mit einer Solaranlage für die Warmwasserbereitung. Alle Heizungsleitungen werden zugleich gedämmt und ein hydraulischer Abgleich durchgeführt. Elektronische Regeleinrichtungen an den Heizkörpern sorgen für die jeweilige Wunschtemperatur.

"Die Investitionssumme für die beschriebenen Maßnahmen beträgt circa 145 000 Euro", sagt Anna Muche. Bei der KfW-Bankengruppe können dafür vergünstigte Kredite beantragt werden. Wird ein Standard erreicht, der 15 Prozent über dem Neubaustandard liegt (Effizienzhaus 115), gibt es einen vergünstigten Kredit für ein Prozent Zinsen und einen Tilgungszuschuss von 2,5 Prozent oder einen Investitionszuschuss in Höhe von 7,5 Prozent der förderfähigen Kosten (KfW-Programm Energieeffizient Sanieren).

Baut man für circa 10 000 Euro zusätzlich eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ein, vermeidet man nicht nur Schimmel und verbessert die Raumluft, es lässt sich sogar Neubaustandard erreichen (Effizienzhaus 100). Auch die Kreditkonditionen der KfW-Bankengruppe verbessern sich dadurch: Zu den günstigen Zinsen von einem Prozent gibt es einen Tilgungszuschuss in Höhe von fünf Prozent oder einen Investitionszuschuss in Höhe von zehn Prozent der förderfähigen Kosten.

Um weitere 30 Prozent lässt sich der Neubaustandard senken (Effizienzhaus 70), wenn man sich für eine stärkere Dämmung der Kellerdecke und der Übergänge von Bauteilen (Wand zu Dach) entscheidet. Und zudem einen Holzpelletkessel (ca. 15 000 Euro) einbaut. Dadurch reduzieren sich die Energiekosten um circa 75 Prozent. Bei diesem Energiestandard verbessern sich die Kreditkonditionen nochmals: Zum Zinssatz von einem Prozent gibt es einen Tilgungszuschuss in Höhe von zehn Prozent oder einen Investitionszuschuss in Höhe von 15 Prozent der förderfähigen Kosten. Der Einbau von Erneuerbaren Energien wird zusätzlich gefördert ( www.bafa.de ).

Im Rahmen der Energie- und Modernisierungskampagne informiert die Zebau GmbH kostenlos. Dazu mehr unter www.modernisierungskampagne.de oder unter Tel. 38 03 84-0.