Das LichtAktiv Haus in Wilhelmsburg muss sich nun bewähren

Von April bis November 2010 wurde das ehemalige Siedlerhaus aus den 50er-Jahren in Wilhelmsburg in ein modernes, helles Nullenergiehaus umgebaut. Nun beginnt die zweite Phase des Experiments auf der Suche nach dem Bauen und Wohnen der Zukunft: Christian, 39, und Irina, 37, Oldendorf haben mit ihren Söhnen Lasse, 8, und Finn, 5, das LichtAktiv Haus von Velux bezogen. Bis vor Kurzem stand es noch für Veranstaltungen und Besichtigungen offen. Zwei Jahre wird die Familie in dem Haus leben, das den deutschen Beitrag zum europaweiten Velux Experiment "Model Home 2020" im Rahmen der Internationalen Bauausstellung IBA Hamburg darstellt.

"Diese Testphase ist zentraler Bestandteil des Projekts. Wir wollen herausfinden, wie sich unsere Vision vom Wohnen der Zukunft bewährt. Und dies kann niemand besser beurteilen als eine Familie", sagte Sebastian Dresse, Geschäftsführer von Velux Deutschland, bei der Schlüsselübergabe. Auch Uli Hellweg, Geschäftsführer der IBA Hamburg, verwies darauf, dass die modernisierte und erweitere Doppelhaushälfte (Sachwert ca. 460 000 Euro) einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutzkonzept Erneuerbares Wilhelmsburg darstellt. "Dieses Haus deckt seine benötigte Energie vollständig durch erneuerbare Energien ab und erreicht CO2-Neutralität im Betrieb."

Zwei Jahre werden das Raumklima und der Energieverbrauch ausgewertet

In den kommenden zwei Jahren wird die TU Braunschweig mit der HafenCity-Universität Hamburg kontinuierlich den Energieverbrauch und das Innenraumklima messen. Auch das individuelle Wohn- und Wohlgefühl der Familie wird ausgewertet. Hierfür werden die TU Darmstadt und die Humboldt-Universität Berlin regelmäßig die Familie Oldendorf befragen und einen Bezug zu den Messungen der TU Braunschweig herstellen. Darüber hinaus werden die Bewohner ihre Erfahrungen protokollieren und den Wissenschaftlern über ihr Leben im Haus berichten. "Der zweijährige Test wird unser Leben komplett verändern. Wir lassen unsere kleine, dunkle Wohnung gern hinter uns und wagen das Abenteuer Nullenergiehaus", sagen Irina und Christian Oldendorf. Das Haus habe sie sofort fasziniert: Insbesondere die hellen, von Tageslicht durchfluteten Räume und das Zusammenspiel von Tradition und Moderne hat die beiden Hamburger beeindruckt. "Es ist unglaublich, was man aus einem 50er-Jahre-Bau machen kann", sagt Irina Oldendorf. Beispielsweise wurde die Fensterfläche in dem Haus mit Erweiterungsbau verfünffacht - von 18 auf 93 Quadratmeter. Die Wohnfläche erhöhte sich von 96 auf 132 Quadratmeter.

Ein Online-Tagebuch der Familie über ihre Erfahrungen im Modellhaus ist vorgesehen, doch sollen die Oldendorfs sich zunächst einleben können. Von den gewonnenen Erkenntnissen erhofft man Aufschluss darüber zu bekommen, wie eine umweltverträgliche Wohnlösung aussehen muss, um gesundes Raumklima und besten Wohnwert bei gleichzeitiger Minimierung des Energieverbrauchs zu bieten.