In einem Pilotprojekt wird die Wärme von Blockheizkraftwerken und einer Müllverbrennungsanlage zwischengelagert und ins Fernwärmenetz eingespeichert.

Solarkollektoren sorgen für warmes Wasser und unterstützen die Heizung. Um ihre Wärme auch an trüben Tagen nutzen zu können, müssen die Betreiber in aufwendige Technik und teure Wasserspeicher investieren. Der Energieversorger E.on Hanse Wärme bietet jetzt eine Alternative: In einem innovativen Projekt ermöglicht das Unternehmen seinen Kunden, analog zum Stromnetz produzierte Wärme ins Fernwärmenetz einzuspeisen und bei Bedarf wieder zurückzunehmen.

Dazu hat der Energiedienstleister in das Fernwärmenetz der Hamburger Müllverbrennungsanlage Stapelfeld einen 4000 Kubikmetern großen Multifunktionsspeicher integriert. Das zehn Meter hohe, teilweise in den Boden eingelassene Wärmereservoir befindet sich auf dem Gelände des Gutes Karlshöhe und ergänzt das "Gläserne Energiehaus", in dem innovative Hausenergietechnik ausgestellt wird.

"Der hoch isolierte Edelstahlspeicher hat aufgrund seiner zylindrischen Form ein sehr günstiges Verhältnis von Oberfläche und Volumen, sodass keine nennenswerten Verluste auftreten", sagt Karl-Friedrich Henke, Geschäftsführer der E.on Hanse Wärme GmbH. In dem Pilotprojekt wird je nach Bedarf nicht nur die Energie von Solarthermie-Anlagen, sondern auch die Wärme diverser Blockheizkraftwerke (BHKW) und der MVA Müllverbrennungsanlage Stapelfeld zwischengelagert. Wird zusätzliche Wärme benötigt, sorgen große Pumpen für den Rücktransport ins Netz. "Wenn wir jetzt die netzinternen BHKW zur Stromproduktion einschalten, dann landet die dabei parallel produzierte Wärme ab sofort in Hamburgs größter Thermoskanne", so Henke. Man könne bei einem Überangebot an elektrischer Energie aber auch rund zehn Megawatt Strom über Kraft-Wärme-Kopplung in Wärme umwandeln und einlagern.

Das Fernwärmenetz der MVA Stapelfeld ist das zweitgrößte in Hamburg. Der Wärmeumsatz liegt bei jährlich rund 400 Millionen Megawattstunden (MWh), ausreichend für gut 30 000 Wohneinheiten. Über das größte Netz der Stadt verfügt derzeit Vattenfall mit einer Leistung von rund vier Milliarden Megawattstunden pro Jahr.

Die neue Einspeisemöglichkeit kommt für alle Immobilien mit Solarthermie-Anlagen infrage, die im Einzugsbereich dieses E.on-Netzes liegen. "Idealerweise sind die Kunden schon an Fernwärme angebunden", sagt Henke. So müsste kein neuer Anschluss gelegt werden. Es wird lediglich ein kleiner Wärmetauscher mit Zähler benötigt, der als Übergabestation zum Netz fungiert. Darüber kann dann die produzierte Wärmemenge abgegeben werden, die den Eigenbedarf übersteigt.

Ein eigener Wärmespeicher mit teurer Regelungstechnik und kostspieligen Pumpen wird nicht benötigt. Die eingespeiste Wärmemenge bekommen die Kunden gutgeschrieben und können sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder entnehmen, um damit Warmwasser zu produzieren oder zu heizen. "Aktuell wird aus diesem Speicher hauptsächlich die Solarsiedlung Karlshöhe versorgt", sagt Stefan Meimersdorf, Betriebswart der Anlage. Der Vertrag mit E.on Hanse sehe vor, dass die Kunden die Wärme innerhalb eines halben Jahres wieder zurücknehmen könnten.

Karl-Friedrich Henke sieht sein Unternehmen mit diesem Engagement auf dem richtigen Weg: "Soll der Anteil der regenerativen Energien steigen, werden auch mehr Solarthermie-Anlagen benötigt. Das Thema der Energiespeicherung wird damit immer interessanter." Es gebe in den Einzugsgebieten der Fernwärmenetze Tausende von Dächern, die dafür geeignet wären. Man müsse endlich anfangen, die verzweigten Leitungsnetze effizient zu nutzen. Da seien auch die Wohnungsbaugesellschaften gefragt.

E.on plant bereits die nächsten Schritte: "Wir haben noch zwei weitere größere Verbundnetze im Süden und im Westen Hamburgs. Bekommen wir entsprechende Grundstücke, werden wir dort ähnliche Projekte realisieren." Das sollte möglich sein, denn der Speicher am Umweltzentrum Karlshöhe fügt sich mit seiner Natursteinverblendung und einem Gründach angenehm in die Umgebung. Das ist Energie- und Umwelttechnik zum Anfassen, wie sie auch im nahen gläsernen Energiehaus auf dem Gelände gezeigt wird. "Dort kann man sich über die zukunftsfähige Energieversorgung für den Haushaltsbereich informieren und sich in der Praxis anschauen, was derzeit aktuell am Markt verfügbar ist - vom Pelletofen über die Brennstoffzelle bis zum Mini-BHKW", sagt Stefan Meimersdorf. Alle vorgestellten Anlagen seien für den Einsatz in Ein- oder Mehrfamilienhäusern geeignet. Ein lohnendes Ziel für einen Wochenendausflug.

Mehr Informationen sind online abrufbar unter www.gut-karlshoehe.de