Moderne Kaminöfen sehen heute oft schon wie Skulpturen aus. Auch wer keinen Schornstein hat, kann knisternde Momente erleben

Mobile Kamine zum Verschieben, Drehen, Heben, Senken waren schon in der vergangenen Heizperiode zu bestaunen. Das setzt sich in diesem Jahr fort. "Der Mobilitätsgedanke bedeutete aber im vergangenen Jahr den großen Schritt nach vorn", sagt Peter Wippermann vom Trendbüro Hamburg. Mobil, weil drehbar, sind zum Beispiel die sogenannten Säulenöfen. Sie sind an einer Stelle fixiert, das Ofenfenster kann aber von einer Sitzgelegenheit zur anderen gedreht werden. So lässt sich die Strahlung innerhalb des Raumes steuern. Damit kommt zugleich ein anderer Aspekt ins Spiel: Viele der neuen Kamine erscheinen wie Skulpturen oder Möbelstücke, die viel mehr sind als nur Gebrauchsgegenstände.

Der Hamburger Designer Peter Maly hat zum Beispiel das Kaminmodul Balance mit seitlichen Schüben, Holzablage oder kleiner Bank kombiniert und so in ein Möbelprogramm integriert. "Oder der Kamin steht selbstbewusst mitsamt dem frei nach oben hin laufenden Ofenrohr mitten im Raum und unterteilt diesen in verschiedene Bereiche", sagt Andrea Nehry von den Vereinigten Ofen- und Kaminwerkstätten Hamburg AG. Das Unternehmen gehört zu den größten Ofen- und Kaminbauern in Deutschland und zeigt allein in Braak (Kreis Stormarn) etwa 80 unterschiedliche Feuerstellen auf fast 2000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. "Die Menschen wünschen sich eine harmonische Verbindung zwischen Behaglichkeit, Design und Funktionalität", hat Nehry beobachtet, die zusammen mit ihrem Mann und dessen Bruder Kunden in Braak berät. Design werde dabei meist mit Schlichtheit und Purismus gleichgesetzt. "So steht das Flammenspiel im Vordergrund. Und das wird gern mit großen Scheiben oder der Einsehbarkeit der Feuerstelle von möglichst allen Seiten unterstrichen", sagt Andrea Nehry.

Auch wenn die Optik wichtig ist, spielt die Funktionalität eine große Rolle - gerade in Zeiten steigender Energiepreise. In diesem Zusammenhang erhöht sich das Interesse an wasserführenden Kaminen. Sie verbinden die Vorteile eines klassischen Kamins mit dem Komfort der Zentralheizung, indem überschüssige Wärmeenergie in das bestehende Heizungssystem eingespeist wird und so im ganzen Haus genutzt werden kann. Auf diese Weise heizt der Kamin nicht nur das Wohnzimmer, sondern gibt zugleich Energie an die Zentralheizung des Hauses ab.

Wie groß das Interesse an dieser Technologie ist, zeigt sich daran, dass der "Ratgeber für wasserführende Kamin- und Pelletöfen", erst 2010 von der Oranier Heiztechnik GmbH herausgegeben, bereits in die dritte Auflage geht. Er kann für 14,90 Euro plus 3,50 Euro Versandkosten unter www.oranier-heiztechnik.de bestellt werden und ist auch im Handel erhältlich. Die Verbraucherzentrale Hamburg wiederum hat zu diesem Thema unlängst einen kostenlosen Vortrag angeboten "Mit großer Resonanz", wie die Verbraucherzentrale bestätigt. Allerdings verweist Silke Finsel, Expertin bei Feuer & Flamme Kaminöfen in Hamburg-Schnelsen, auf die aufwendigen Installationsarbeiten, die bei solchen Kaminen notwendig sind. "Insofern ist dies eher ein Thema für Kunden, die einen Neubau planen."

Ohne jeglichen Aufwand lassen sich hingegen Bio-Ethanol-Kamine aufstellen. Mit ihnen lässt sich das Flammenspiel sogar auf dem Tisch inszenieren, wie Modelle der Firma Varia zeigen: In Findlinge wird ein Feuerloch gebohrt, und darin steckt wiederum ein Behälter für Bio-Ethanol. Die Natursteinkamine für Tisch oder Boden gibt es in unterschiedlichen Größen. Vor allem die größeren können laut Hersteller im Raum auch als Wärmequelle dienen. "Ethanol-Kamine sind nach wie vor ein Thema, auch wenn die Nachfrage zwischenzeitig leicht rückgängig war", sagt Andrea Nehry. Schuld daran seien Berichte über schreckliche Unfälle gewesen. "Die waren aber immer auf Bedienungsfehler zurückzuführen", sagt die Ofenexpertin. Exakt aus diesem Grund warnt der HKI Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik davor, in ein heißes Gerät Ethanol nachzufüllen. "In Verbindung mit dem leicht flüchtigen Brennstoff kann es dabei zu Verpuffungen kommen", sagt Frank Kienle, Geschäftsführer des HKI. Er rät: "Am besten gewöhnt man sich direkt an, den Brennstofftank vor dem ersten Anzünden immer ganz aufzufüllen. So kann der Kamin den ganzen Abend brennen und anschließend über Nacht abkühlen. Grundsätzlich sollten die Hülsen für das Ethanol 30 Minuten ruhen und maximal handwarm sein, bevor der Brennstoff nachgefüllt wird."

Von einer Renaissance der Herde spricht indessen Frank Kienle. Die neuen, mit Holz oder Kohle beheizten Modelle haben optisch nicht mehr viel gemein mit den weißen Email-Küchenherden aus Omas Zeiten. Die neue Herdserie von Haas und Sohn zum Beispiel gibt es mit Cerankochfeld und eleganter Edelstahlfront. Zunehmend gefragt sei auch wieder der Eckkamin, sagt Trendforscher Peter Wippermann. Denn diese Bauart bediene gleich zwei Ansprüche modernen Wohnens: "Er ist funktionell, weil er weniger stört, und er hat eine symbolische Kraft, weil auch die Ecke eines Zimmers immer eine symbolische Kraft hat. Sieht man dort ein warmes Flammenspiel, prägt das die Grundatmosphäre im Raum."

Insofern ist auch nicht überall Purismus gewünscht. So sind beispielsweise Ummantelungen aus Naturmaterialien wie Speckstein oder Keramik weiter beliebt. Auf Modernität muss man trotzdem nicht verzichten: Der Feuerrahmen kann so in die Wand eingelassen werden, dass der Ofen auch als Flachbildschirm durchgehen könnte.