Experten diskutieren über den Hamburger Wohnungsmarkt und seine hohen Mieten

Bis auf den letzten Platz war der Hörsaal der Buxtehuder Hochschule 21 für Bau- und Immobilienmanagement gefüllt. Die Besucher wollten erfahren, ob sich der Hamburger Immobilienmarkt zu einer gefährlichen Blase entwickeln könnte. Um es vorwegzunehmen: Die Diskussionsrunde mit Experten aus der regionalen Bau- und Finanzierungsbranche war sich einig, dass sich Hamburger Immobilien aktuell nicht in einer Preisblase befinden.

Der Grund für hohe Miet- und Kaufpreise sei die geringe Wohnungsanzahl in beliebten Vierteln. Dort wollte früher aufgrund hoher Verkehrsaufkommen niemand wohnen, sagte Saga/GWG-Vorstand Thomas Krebs. Heute sei dies anders. Die Nähe zur Innenstadt, zahlreiche Gastronomie- und Einkaufsmöglichkeiten sowie die gute Verkehrsanbindung, machten diese Bezirke heute attraktiver. Hinzu komme, dass die damals für mehrere Personen konzipierten Wohnungen jetzt oft von Singles bewohnt würden, was den Markt zusätzlich verknappe. Laut Stefan Albert von der Immobiliengesellschaft Robert C. Spieß setzen zudem viele Privatinvestoren in der Finanzkrise auf Immobilien. "Natürlich in einer begehrten Lage, um vor Leerständen sicher zu sein", hob Albert hervor. Auch ein Ende der Eurokrise würde nicht zwingend ein Ende des Preisauftriebs bedeuten, sagt Ralf Achim Rotsch von der Kreissparkasse Stade.

Eine andere Ursache für das hohe Miet- und Kaufpreisniveau sieht Andreas Seithe von Otto Wulff Bauunternehmung in steigenden Ansprüchen an Neubauprojekte. Eine neue Wohnung sei kaum noch für zehn Euro Kaltmiete zu realisieren. Auch zwölf Euro monatlich netto kalt pro Quadratmeter seien keine Seltenheit mehr. Grundsätzlich, so Stefan Albert, habe ein Bauträger in sogenannten B-Lagen meist die gleichen Rohbaukosten wie in A-Lagen, jedoch geringere Mieteinnahmen. Thomas Krebs geht davon aus, dass Hamburg bis 2030 um 97 000 Einwohner wachsen wird. Der Fokus sollte sich neben der Innenstadt auf Stadtteile wie Barmbek, Hamm, Horn sowie Wilhelmsburg und Harburg richten. Hier gebe es noch Potenziale.