Früher mussten alte Fliesen aufwendig abgeschlagen werden. Heutzutage geht es in vielen Fällen einfacher, preiswerter und ganz ohne Staub.

Hässliche grün-, braun- oder rosa-gescheckte Fliesen in Bädern aus den 70er- und 80er-Jahren können einem am Morgen schnell die Laune verderben. Und obwohl sich viele vielleicht eine Rundumerneuerung solcher Bäder wünschen, schieben sie das Thema vor sich her. Zu groß ist die Sorge vor den Kosten und dem Aufwand, der mit dem Herausschlagen alter Fliesen - womöglich noch mit einem Presslufthammer! - und deren Entsorgung einhergeht.

Dabei ist es heutzutage möglich, solche alten Fliesenflächen einfach zu überkleben, wie Händler, Innenarchitekten und Badplaner unisono bestä-tigen. "Nach meiner Einschätzung kommt dieses Verfahren mittlerweile bei jeder dritten Badsanierung zur Anwendung", sagt Björn Rossler, Verkaufsberater von Voss Fliesen ( www.vossfliesen.de ), mit Ausstellungen im Stilwerk und in Boberg vertreten. Insbesondere der italienische Hersteller Panaria hat es dem Fachmann angetan. "Die Fliesen sind nur drei Millimeter dick und bieten sich für dieses Verfahren besonders gut an." Da das Material in unterschiedlichen Farben, Formaten und Optiken - oder mit Holzmaserung - zu haben sei, gebe es auch keine Einschränkungen bei der Planung. "Da man Fliesen mittlerweile sogar in Formaten von bis zu ein mal drei Meter bekommt, lassen sich Duschbereiche nahezu fugenlos gestalten", schwärmt Rossler. Schön sei auch das halbhohe Verfliesen der Wand mit diesem Material und oberhalb davon ein entsprechender Putzanstrich "Der nahtlose Übergang wirkt einfach toll."

Auch Heyco Hoops, Innenarchitekt bei Gärtner Internationale Möbel an den Große Bleichen, kann von einigen erfolgreich umgesetzten Projekten dieser Art berichten. "In einem Fall zeigte sich der Eigentümer so davon begeistert, wie schnell die alten Fliesen hinter den neuen verschwanden - zum Einsatz kam Material des italienischen Herstellers Cotto D'Este ( www.cottodeste.it ) -, dass er sich kurzerhand dazu entschied, die Maßnahme vom Flur aufs Bad auszuweiten." Die Mehrkosten schreckten ihn dabei nicht ab: "Gegenüber herkömmlichen Verfahren spart man etwa 30 bis 40 Prozent", sagt Hoops. Gleichwohl muss man auch bei dieser Form der Sanierung schnell mit Kosten in vierstelliger Höhe rechnen - ohne Begrenzung nach oben.

"Alte Fliesen können aber nur überklebt werden, wenn sämtliche Installationen in der Wand, also Strom- und Wasserleitungen, noch voll funktionsfähig sind", sagt Matthias Pruns, Chef der gleichnamigen Baubetreungs GmbH ( www.pruns.info ). "Nur wenn ich dies sichergestellt habe, empfehle ich meinen Kunden dieses Verfahren." Gerade erst habe er den Auftrag erhalten, in einer Doppelhaushälfte auf Sylt drei kleine Bäder auf diese Weise zu sanieren. "Das Haus ist 15 Jahre alt. Da waren die Leitungen noch gut." Bei dieser Maßnahme, erfolgt aus optischen Gründen, könne er als Fachmann die volle Gewährleistung geben.

Eine aktuell von ihm durchgeführte Sanierungsmaßnahme in einem Hamburger Miethaus auf der Uhlenhorst, erbaut 1908, zeigt allerdings, dass sich ein Bad ebenfalls auf herkömmliche Weise schnell und preiswert sanieren lässt. Mieterin Sabine S. ist noch immer beeindruckt von der professionellen Umsetzung der durch einen Wasserschaden in Bad und Küche notwendigen Maßnahmen. "Innerhalb von zwei Wochen waren alle Arbeiten erledigt." Die alten gelb-braunen, rissigen Fliesen wanderten auf den Müll und wurden durch neue, weiße Keramik ersetzt. In der Küche sind jetzt ebenfalls statt des lieblos verlegten Laminats wieder die schönen aufgearbeiteten Holzdielen zu sehen. Sabine S. rät: "Man sollte unbedingt Angebote von mehreren Firmen einholen. Oft erkennt man schon an der Sorgfältigkeit und Transparenz, mit der diese Schreiben verfasst werden, wem man die Arbeiten am ehesten anvertrauen kann." Und in ihrem Fall habe der Vergleich zudem gezeigt, dass man dabei sogar Geld sparen könnte.

Kosten spielen allerdings bei den Kunden der Innenarchitektin Bettina Georgius ohnehin keine so große Rolle, wie sie zugeben muss. Sie unterhält ihr Büro an der Elbchaussee, ihre Aufträge kommen fast ausnahmslos von Eigentümern aus den wohlhabenden Elbvororten. "Und trotzdem entscheiden sich die meisten meiner Auftraggeber bei der Sanierung alter Fliesenflächen für die Überklebetechnik." Allein die Tatsache, dass man sich bei diesem Verfahren all den Lärm und Staub innerhalb des Hauses erspare und keine große Logistik auffahren müsse, um den ganzen Schmutz aus dem Haus zu transportieren, überzeuge schon viele.

Doch so leicht und schnell sich eine solche Maßnahme umsetzen lässt - Bettina Georgius rät: "Nehmen Sie sich genügend Zeit für die Planung des Bades, denn gemeinhin modernisiert man einen solchen Raum doch nur alle 20 bis 30 Jahre." Ratsam sei beispielsweise, an viel Stauraum zu denken. "Das erreicht man leicht durch Einbauten neben oder unter dem Waschtisch", sagt die Innenarchitektin, die schon viele Komplett-Sanierungen begleitet hat. "Weiterhin sollte man an einen Sitzplatz denken, sowohl in als auch außerhalb der Dusche." Wer meint, dafür keinen Platz zu haben, könne sich beispielsweise den Heizkörper verkleiden und den oberen Teil als verlängerte Sitzbank ausarbeiten lassen. "Am besten man nimmt sich für solche Arbeiten einen Tischler", rät Georgius. Sorge vor zu hohen Mehrkosten müsse man nicht haben. Erstens seien Tischler nicht so teuer, wie viele denken, und zweitens zahlten sich ihre Maßanfertigungen aus, weil man dann nahezu uneingeschränkt planen könne. "Ich bin ohnehin der Auffassung: Geht nicht, gibt's nicht. Wenn ich eine bestimmte Idee verfolge und dabei eine besondere Fliese vor Augen habe, dann sollte mich deren Dicke nicht davon abhalten", sagt Georgius.

Dass allerdings im Bad längst nicht nur Keramik zur Anwendung kommt, sondern auch Putz- und Spachteltechnik kombiniert mit viel Holz, zeigt Innenarchitekt Roger Mandl in seinem Buch "Individuelle Bäder. Geplant von Architekten und Designern" (DVA, 59,95 Euro). Dort zeigt er anhand von 200 Abbildungen, davon 160 Farbfotos, wie geschickt und facettenreich professionelle Planer selbst kleinste Bäder zu Wellness-Oasen gestaltet haben.